13.08. - 17.08.2025
Mein Leben ist seit Beginn des Krieges stehen geblieben. Es hat nicht einfach pausiert, sondern ist in einem schwarzen Loch eingefroren, in dem es kein Licht gibt. Ich versinke immer tiefer in etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt. Wahnsinn ist keine Angst mehr, sondern ein Nachbar, ein Schatten, ein ständiger Atemzug in meinem Nacken.
Ich wünschte, es hätte in den Momenten davor aufgehört, mit der Wärme, dem Lachen, den schönen Erinnerungen, die noch intakt waren, aber stattdessen blieb es in der Dunkelheit stehen, und ich habe es nicht geschafft, mich herauszukämpfen.
Ich stehe immer noch kaum aufrecht, kämpfe immer noch nicht nur für mich, sondern für meine Familie, für den Tag, an dem wir wieder zusammen sind, für den Tag, an dem ich sie wieder in die Arme schließen kann und weiß, dass ich mich nicht diesem Wahnsinn verloren habe. Denn mich selbst zu verlieren würde bedeuten, dass sie mir alles genommen haben.
Vertreibung ist schlimmer als der Tod.
Meine Mutter sagte mir, bevor sie starb: „Der Tod kann manchmal eine Erlösung sein.“ Damals verstand ich ihre Worte nicht. Ich war zu jung, zu weit entfernt von der Bedeutung ihrer Worte, aber heute, nach allem, was ich erlebt habe, verstehe ich sie endlich.
Vertreibung ist schlimmer als der Tod. Ich wurde aus meiner Heimat vertrieben, meiner Sicherheit beraubt, und trage meine Tasche von einem zerstörten Ort zum nächsten. Wir leiden Hunger, der an unseren Körpern nagt, eine ständige Angst, die unseren Geist zermürbt, und einen psychischen Stress, der niemals nachlässt, der uns mit jedem Atemzug, jedem Gedanken, jedem Geräusch der Nacht verfolgt.
Und dann sind da noch die Raketen und Bomben, das Dröhnen, wenn sie über uns hinwegfliegen, das Pfeifen, das den Himmel zerreißt, die schreckliche Stille, bevor sie einschlagen, und ich mich frage: Bin ich jetzt dran?
Jetzt weiß ich, was meine Mutter gemeint hat. Der Tod mag Frieden bringen, aber was ich durch diesen Hunger, diese endlose Angst, diesen unerbittlichen Stress erlebe, ist ein Schmerz, der weit über den Tod hinausgeht.
Die Lebensmittelverteilstellen sind zu einer Todesfalle geworden.
Der Soldat wartet, Menschenmengen versammeln sich, um Mehl, Reis, eine Tüte Linsen zu erhalten. Durch sein Fernrohr sind sie keine Zivilist*innen, sondern Ziele.
Kinder umklammern leere Tüten, Mütter stehen stundenlang in der Sonne, alte Menschen lehnen sich an Stöcke. Eine Kugel, und eine weitere Familie geht mit einer Leiche statt mit Brot nach Hause.
Heute in Gaza: Der Hunger treibt die Menschen ins Freie, und die Soldaten entscheiden, wer nach Hause geht und wer nie wieder zurückkehrt.
Ihre Krankheit hätte kein Todesurteil sein müssen.
„Es gibt keine Hungersnot. Die Kinder, die gestorben sind, hatten Vorerkrankungen.“
Lassen Sie uns klarstellen, was das bedeuten würde: Weil diese Kinder krank waren, ist ihr Tod egal. Dass ihr Leben weniger wert war. Dass es akzeptabel ist, ihnen Essen, spezielle Proteinzusätze und medizinische Nahrung zu verweigern.
Diese Kinder sind nicht gestorben, weil sie krank waren, sie sind gestorben, weil die Blockade ihnen das Einzige genommen hat, was sie am Leben hielt. Kinder mit chronischen Krankheiten können ein langes, glückliches Leben führen, wenn sie die Nahrung und Behandlung bekommen, die sie brauchen.
Und wenn ein Kind stirbt, weil man ihm die Lebensgrundlage verweigert, ist das nicht Vernachlässigung, sondern Verhungern lassen. Egal was Sie in Ihren Erklärungen sagen.
Ihre Krankheit hätte kein Todesurteil sein müssen. In Gaza haben Sie es dazu gemacht.