04.-07.08.2025
Ich stehe hier. Dort, wo der weiße Pfeil ist. Dieser winzige Punkt. Dieser schmale Landstreifen nahe der ägyptischen Grenze. Hier wollen sie uns jetzt haben. Keine Stadt. Kein Zuhause. Keine Zuflucht. Nur dieser schmale Streifen zum Überleben auf einer von fremden Händen gezeichneten Karte eines Kriegsgebiets.
Hinter mir: „Gefährliche Kampfzone.“ Um mich herum: Eine sogenannte „taktische Pause“. Vor mir: Eine abgeriegelte Grenze. Es gibt keinen Ausweg. Kein Vor, kein Zurück. 2,3 Millionen Menschen sind hier eingesperrt, diese Karte ist unser Gefängnis.
Wohin sollen wir sonst gehen? Ins Meer?
Markiert jeden Journalisten, jede Regierung, jeden Menschen, der noch ein Gewissen hat. Lasst die Welt SEHEN, wo sie uns eingesperrt haben.
Abschied von einem Gefängnis aus Schmerz
Jeder Abschied ist wie eine Beerdigung, eines Tages wird es an mir sein. Jede Woche verabschiede ich mich von jemandem, der Gaza verlässt – einem Kollegen, einem Freund - und verliere damit ein wenig mehr von meinem Alltag, meiner Normalität.
Manche werden aus medizinischen Gründen evakuiert, andere gehen, um bei ihrer Familie zu sein, wieder andere haben einfach das Glück, herauszukommen. Und ich stehe da und verabschiede mich immer wieder.
Eines Tages werde ich an der Reihe sein, ich werde mich von Gaza verabschieden.
Nicht von einem Ort, sondern von einem Gefängnis aus Schmerz, Verlust und unerbittlicher Trauer. Wenn dieser Tag kommt, werde ich gehen, ohne mich umzudrehen, nicht weil ich aufgehört habe, Gaza zu lieben, sondern weil es jeden Teil von mir begraben hat, der einst bleiben konnte.
Würde wird gegen Hilfe eingetauscht
Jeder Plan für die Zukunft, der nicht die Flucht und das Herausschmuggeln der Familie aus Gaza beinhaltet, ist ein gescheiterter Plan. Das ist die herzzerreißende Realität. Gaza wird nicht zurückkehren. Nicht so, wie wir es kannten. Niemals.
Das ist nicht nur ein Krieg, sondern das langsame, schmerzhafte Verschwinden eines Volkes und seiner Heimat. Schauen Sie sich um: Vertriebenenlager verschwinden, Grenzen werden nach ausländischen Agenden geöffnet und geschlossen, Würde wird gegen Hilfe eingetauscht.
Diejenigen, die noch auf einen „Waffenstillstand“ warten, werden vielleicht begraben, während sie warten. Diejenigen, die noch vom „Wiederaufbau“ träumen, kehren vielleicht zu Asche zurück, nicht zu einer Heimat. Denn die Heimat liegt nicht in den Trümmern, sondern in den Gesichtern der Lebenden, die dem Tod entkommen sind.