28.07. - 01.08.2025
„Niemand stirbt an Hunger“, haben uns unsere Ältesten immer gesagt. Der Satz wurde von Eltern an Kinder weitergegeben wie ein Versprechen - aber dieses Versprechen hält hier nicht mehr. Die Menschen sterben, weil sie nichts zu essen haben. Echte Todesfälle - Kinder, deren Körper nichts mehr zu essen haben, Ältere, die still zusammenbrechen, Mütter, die tagelang nichts essen, damit ihre Kinder etwas zu essen haben, bis sie eines Morgens nicht mehr aufwachen.
Das ist keine Hungersnot, das ist eine Belagerung, eine kalkulierte Aushungerung von zwei Millionen Menschen.
Die Grenzübergänge sind geschlossen, die Hilfslieferungen werden blockiert, also werfen sie jetzt Lebensmittel aus der Luft ab; Fallschirme, die wie Hoffnung fallen und manchmal den Tod bringen.
Das ist keine Hilfe. Das ist Theater.
Früher wurden Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen, weil abgelegene Dörfer in den Bergen oder der Wüste nicht anders erreichbar waren, heute werden sie über einen der am dichtesten besiedelten Orte der Erde abgeworfen: Gaza.
Vor dem Krieg lebten hier 5.000 Menschen pro Quadratkilometer. Heute, nach Zwangsumsiedlungen und Zerstörung, leben auf einem Quadratkilometer über 45.000 Menschen. Stellen Sie sich nun vor wie Kisten mit „humanitärer Hilfe” aus der Luft in ein Gebiet abgeworfen werden, das so dicht besiedelt ist, dass kaum Platz zum Gehen bleibt, wo Menschen in Zelten, auf Trümmern und auf Friedhöfen leben, wo Kinder barfuß herumlaufen und Verwundete unter Nylonplanen schlafen, wo eine herabfallende Kiste mit Lebensmitteln tödlich sein kann.
Das ist keine Hilfe. Das ist ein Spektakel. Luftabwürfe sind ein Mittel, um Kritik zum Schweigen zu bringen, nicht um Leid zu lindern.
Ein Mittel, um human zu erscheinen, während man die Grenzübergänge blockiert, über die täglich Hunderte von LKW mit Hilfsgütern sicher einfahren könnten. Was wird abgeworfen? Ein paar Säcke Mehl und Pakete mit Konserven?
Wir rennen los, um sie zu fangen, denn welche Wahl haben wir?
Die Menschen im Gazastreifen werden bei dem Versuch getötet an Lebensmittel zu kommen, sie werden an den Verteilungsstellen erschossen, unter LKW voller Hilfsgütern zerquetscht, im Chaos der Verzweiflung zertrampelt.
Wir riskieren, für Lebensmittel zu sterben. Wie kann das menschlich sein? Wie kann das erlaubt sein? Wie kann man Menschen derart behandeln - als würde man Tieren hinter einem Zaun Futterreste zuwerfen? Wir sind keine Tiere. Wir sind Menschen.
In Gaza werden Kinder nicht erwachsen - sie werden alt, durch Angst, Hunger und Verlust.
Kleine Jungs sollten Rucksäcke tragen, keinen Sack Mehl, der schwerer ist als ihre Träume. Sie sollten mit zerzausten Haaren aus der Tür stürmen, weil sie zu spät zur Schule kommen, und nicht barfuß im Staub laufen, mit erschöpften Gesichtern voller Mehlstaub. Sie sollten Fahrrad fahren, mit Freunden lachen und nicht mit den Sorgen eines Erwachsenen durch die vom Krieg zerstörten Straßen wandern. Sie sollten an Buntstifte, Zeichentrickfilme und Spiele in der Schule denken, nicht daran, wie viel Mehl ausreicht, um die eigene Familie heute Abend zu ernähren.
Aber der Krieg hat ihnen all das genommen. Und sie gezwungen, das zu werden, was kein Kind sein sollte: Versorger.
In Gaza werden Kinder nicht erwachsen - sie werden alt, durch Angst, Hunger und Verlust. Das ist nicht nur traurig, es ist inakzeptabel. Kindheit ist kein Luxus, sie ist ein Recht.
Mehl
Die Familie hat also Mehl. Mehl, das gebacken werden muss. Aber es gibt kein Holz. Kein Gas. Keine Öfen. Im Gazastreifen fehlt es an allem, es gibt keine Milch, keine Eier, kein Fleisch, kein Obst, kein Gemüse. Sagen Sie mir nicht, dass „Hilfe Gaza erreicht“. Das ist keine Hilfe, das ist langsames, kontrolliertes Aushungern, das ist kollektive Bestrafung, das ist ein Kriegsverbrechen am helllichten Tag, getarnt mit Fallschirmen und Pressefotos.
Gaza braucht Zugang, keine Luftakrobatik. Öffnen Sie die Grenzen, lassen Sie die Lastwagen mit Hilfsgütern herein - lassen Sie Leben herein.