Klimasensible Krankheiten
Mit der Erderhitzung verändern sich auch Krankheitsbilder. Wir passen unsere Arbeit an die sich verändernden Bedingungen an und kümmern uns um Prävention, Vorhersage und Behandlung von klimasensiblen Krankheiten.
Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten
Viele der Krankheiten, die wir in unseren Projekten behandeln, sind klimasensibel. Das bedeutet: Sie werden direkt oder indirekt durch Veränderungen im Klima (Temperatur, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit) oder auch das häufige Auftreten von Extremwetter-Ereignissen beeinflusst.
So sind Krankheiten klimasensibel:
Wenn ein kleiner Stich große Auswirkungen hat: Vektorkrankheiten
Ein Vektor ist ein lebender Organismus - eine Zecke oder eine Stechmücke -, der einen Infektionserreger von einem infizierten Tier auf einen Menschen oder ein anderes Tier überträgt.
In vielen Regionen schaffen die immer wärmeren Temperaturen und unregelmäßigen Regenfälle einen Nährboden für Moskitos. Sie nutzen warme Wasserpfützen als Brutflächen, können länger als üblich aktiv sein, aufgrund höherer Temperaturen schneller verdauen und somit auch schneller wieder stechen. In der Folge breiten sich Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, stärker aus: etwa Malaria und Dengue-Fieber.
In Lateinamerika und Asien stieg die Zahl der schweren Erkrankungen an Dengue-Fieber im Laufe der vergangenen Jahrzehnte um ein Vielfaches an – in diesen Regionen ist Dengue-Fieber eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle. Wir kämpfen insbesondere in diesen Regionen z.B. in Honduras oder Myanmar gegen Ausbrüche von Dengue-Fieber sowie auch in Zentralafrika (z.B. Tschad).
Ähnlich verhält es sich mit Malaria. Ein großer Teil unserer Bemühungen konzentriert sich auf den Südsudan, die Demokratische Republik Kongo und die Zentralafrikanische Republik, wo die Zahl der Malariaerkrankungen und Todesfälle infolge der Krankheit immer wieder ansteigen. Durch Frühwarnsysteme versuchen wir Höhenpunkte der Infektionsperioden vorherzusehen, so dass wir die Behandlung von Malaria in den am stärksten betroffenen Regionen rechtzeitig vorbereiten können
Krank durch Wasser: Cholera und andere durch Wasser übertragene Krankheiten
Durch Wasser übertragene Krankheiten sind eine ernsthafte Bedrohung für die globale Gesundheit. Sie werden durch Konsum von oder Kontakt mit verunreinigtem Wasser verursacht: Schadstoffe aus der Landwirtschaft oder Fäkalien infizierter Menschen und Tiere im Wasser machen die Menschen krank.
Zu einer derartigen Verunreinigung von Trinkwasser kommt es häufig in der Folge von Wirbelstürmen, Überschwemmungen oder Erdbeben. Wenn die Infrastruktur zerstört wird, die Kanalisation oder auch das Abfallmanagement nicht mehr funktioniert, es kein sauberes Trinkwasser mehr gibt, breiten sich Krankheiten wie Cholera schnell unter der Bevölkerung aus.
Aufgrund des Klimawandels treten solche Extremwetterereignisse immer häufiger und heftiger auf. Beispielsweise wurde Mosambik Anfang 2022 von drei aufeinander folgenden Naturkatastrophen heimgesucht: Auf die tropischen Stürme Ana und Dumako folgte sechs Wochen später der noch heftigere tropische Wirbelsturm Gombe. Oder auch Pakistan, wo ganze Landstriche durch den extremen Monsun in diesem Sommer unter Wasser stehen. Die Infrastruktur in beiden Ländern wurde so stark beschädigt, dass es nicht mehr ausreichend sauberes Trinkwasser gab, sanitäre Einrichtungen nicht mehr funktionierten und die Menschen in entsprechend schwierigen Bedingungen lebten. Auch Hitze spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Bakteriums, da hohe Temperaturen das Wachstum und die Vermehrung von Krankheitserregern in rohen Lebensmitteln und Wasser begünstigen.
Die Klimakrise beeinflusst Körper und Psyche
Die Klimakrise hat auch vielschichtige Auswirkungen auf nicht-übertragbare Krankheiten.
Hitze ist insbesondere ältere Menschen belastend - ebenso wie für Menschen, die ohnehin an Lungenbeschwerden leiden, wie beispielsweise Asthmatiker*innen, Schwangere, Kinder oder Menschen, die draußen körperlicher Arbeit nachgehen. Zudem steigt mit den Temperaturen das Risiko für akute Herzkreislauf-Erkrankungen.
Auch verschmutzte Luft kann krankmachen️. Die Erwärmung des Klimas kann zu einer Zunahme der bodennahen Ozonbildung führen. Eine erhöhte Feinstaubbelastung kann beispielsweise durch Extremwettereignisse wie Dürren und Waldbrände ausgelöst werden. Luftverschmutzung ist mittlerweile die größte umweltbedingte Ursache für Krankheiten und Todesfälle weltweit.
Auch die Psyche wird vom Klimawandel beeinflusst: Angst, Hilflosigkeit und Sorgen können direkte Reaktionen auf Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse sein oder bereits vor dem persönlichen Erleben Zukunftsängste und Hoffnungslosigkeit auslösen. So leisten unsere Teams nach Extremwetterereignissen, wie nach den Überschwemmungen in Honduras oder Pakistan, psychologische und psychosoziale Unterstützung. Auch können klimatische Veränderungen Menschen zwingen, die Region, in der sie leben zu verlassen. Die Ungewissheit und Gefahren einer Flucht, können sich wiederum gravierend auf die Psyche der Menschen auswirken.
Eine weitere indirekte Folge von klimatischen Veränderungen wie Wasserknappheit und Dürre ist Mangelernährung. Nachdem die Zahl der an Mangelernährung leidenden Menschen ein Jahrzehnt lang stetig zurückgegangen war, nimmt sie seit einigen Jahren wieder zu. Der Welthungerindex (WHI) 2022 der Welthungerhilfe und Concerne Worldwide belegen: Aktuell sind rund 18,2 Prozent der Weltbevölkerung von Mangelernährung betroffen, Tendenz steigend.
Während die Gründe dafür durchaus vielfältig sind - bewaffnete Konflikte, ökonomische Krisen und nicht zuletzt die Covid-19-Pandemie – verstärkt die Klimakrise humanitäre Notlagen und Ernährungsunsicherheit um ein Vielfaches: Regen bleibt in vielen Regionen immer häufiger aus und ehemals verlässliche Muster, wie etwa Beginn und Dauer des Monsuns, verändern sich stark. Die Konsequenzen sind Trockenheit und ausbleibende Ernten.
Unsere Teams untersuchen in den Projekten regelmäßig den Ernährungsstatus von Patient*innen und behandeln Kinder und Erwachsene bei Mangelernährung stationär und in ambulanten Ernährungsprogrammen. Um Mangelernährungskrisen frühzeitig zu verhindern, geben wir therapeutische Fertignahrung an Familien aus.
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