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Unsere Hilfe im Tschad

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Die aktuelle Situation im Tschad

Seitdem im Sudan im April 2023 Kämpfe ausbrachen und sich zu einem landesweiten Krieg ausgeweitet haben, sind aktuell mehr als 800.000 Menschen in den Tschad geflohen. Dadurch hat sich in der Stadt Adré im Osten des Tschad an der Grenze zum Sudan die Bevölkerung in dieser Zeit mehr als versechsfacht. Im Geflüchtetencamp in Adré leben aktuell ca. 200.000 Menschen. Es mangelt am Nötigsten: an Wasser, Nahrung, Zelten und Moskitonetzen. 

Bereits seit 2003 unterstützen wir Patient*innen in den Camps für Geflüchtete und Vertriebene im Tschad. Damals hatte der Krieg in der benachbarten sudanesischen Region Darfur eine Krise ausgelöst.

Porträt von Nour
Nour, 25 Jahre alt, ist aus Nord-Darfur im Sudan geflüchtet

"Sie töteten jeden, den sie sahen, plünderten Häuser und brannten Stadtteile nieder. Ich musste fliehen. Auf dem Weg schoss mir ein bewaffneter Mann ins Gesicht. Gott sei Dank habe ich überlebt und werde jetzt behandelt."

Portrait von Jusuf Mohamed
Jusuf Mohamed, 57 Jahre, musste vor acht Monaten aus dem Sudan flüchten.

“Als Diabetiker benötige ich medizinische Versorgung, aber hier ist sie zu teuer oder nicht verfügbar. Auch meine spezielle Diät ist schwierig, Gemüse gibt es hier kaum. Früher habe ich es selbst angebaut, aber der Krieg hat alles zerstört.”

So helfen wir im Tschad

Nach dem Kriegsbeginn im benachbarten Sudan im April 2023 erweiterten wir unsere Aktivitäten im Tschad, um den Tausenden von Geflüchteten zu helfen, die im östlichen Teil des Landes ankommen. Im Juni 2023 behandelten wir innerhalb von 3 Tagen über 800 kriegsverletzte Patient*innen im Tschad. Unsere Teams leisten Nothilfe für sudanesische Geflüchtete in den Bereichen Pädiatrie, Frauengesundheit, Notfallmedizin und psychische Gesundheit. Außerdem kümmern wir uns darum, mangelernährte Kinder zu behandeln und unterstützen in mehreren Camps Überlebende sexualisierter Gewalt. Im Transitcamp in Adré betreiben wir eine Klinik mit einer chirurgischen Station. Zudem verteilen wir Wasser und bauen Latrinen. 

Landesweit bieten wir in verschiedenen Gemeinden medizinische Versorgung an, behandeln Kinder gegen Mangelernährung und organisieren Impfkampagnen. Auch unterstützen wir das Gesundheitsministerium bei der pädiatrischen und geburtshilflichen Gesundheitsversorgung.

Unsere Hilfe in Zahlen

Die Zahlen beziehen sich auf unsere Aktivitäten im Jahr 2023

Situation von Geflüchteten im Tschad

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Zelte auf Sandlandschaft
Blick auf das Geflüchtetencamp in Adré im Osten des Tschads
© Ante Bussmann/MSF

Im Transitcamp in Adré nahe der Grenze zum Sudan leben laut Angaben der UN rund 200.000 Menschen. Zusätzlich bestehen im Osten des Tschads weitere Camps, in denen jeweils zehntausende Menschen untergebracht sind. Dort herrschen prekäre Bedingungen und die humanitäre Hilfe ist unzureichend, was sich an kritischen Lücken bei der Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Unterkünften, Wasser und sanitären Einrichtungen zeigt: Viele Geflüchtete leben dort von nur einer Mahlzeit täglich und verfügen über deutlich weniger als 20 Liter sauberes Wasser am Tag, was als Mindeststandard gilt. Zum Vergleich: Im Schnitt nutzt jede Person in Deutschland täglich 126 Liter Trinkwasser im Haushalt.Auch gibt es keine ausreichenden Sanitäranlagen: Im Camp in Adré teilen sich 677 Menschen eine Latrine.

Bereits vor der Krise im Sudan litt die Bevölkerung im Osten des Tschads unter chronischer Nahrungsmittelknappheit. Der wachsende Bedarf durch Geflüchtete aus dem Sudan belastet die begrenzten Ressourcen und die fragile Gesundheitsinfrastruktur des Landes.

- Khatab Muhy, unser Einsatzleiter im Tschad

 

Portrait von Zamzam
Samsam, 12 Jahre alt, musste vor 15 Monaten aus dem Sudan flüchten.

“Wir haben keine Kleidung, keine ausreichende Nahrung, keinen Strom. Wir sind zu Fuß aus dem Sudan gekommen. Alles, was wir besaßen, wurde uns auf der Reise weggenommen. Am meisten vermisse ich es, zur Schule zu gehen.” 

Portrait von Ouman
Oman, 11 Jahre alt, ist seit fünf Monaten im Camp in Adré.

"Wir sind neun Geschwister. Die Unterkunft ist zu klein, ohne Decken und Plastikplanen. Wenn es regnet, ist es kompliziert. Die Frau meines Bruders hat hier vor einem Monat entbunden und wurde krank, aber Ärzte ohne Grenzen hat ihr geholfen." 

Portrait von Mushtaha
Muchtaha, 10 Jahre alt, lebt seit 9 Monaten im Camp

„Das Leben im Camp ist hart. Hier gibt es keine Schule. Warum gibt es hier keine Schulen? Ich will Ärztin werden und bei Ärzte ohne Grenzen arbeiten. Aber wie soll das gehen, wenn ich nicht mehr zur Schule gehen kann?“  

 

Portrait von Rayan
Rajan, 7 Jahre alt, ist seit über einem Jahr in Adré.

“Ich töpfere kleine Gefäße, Tassen, Teekannen. Ich benutze Schlamm, den ich nach dem Regen im Camp finde und in der Sonne trocknen lasse. Das Leben ist ok hier, ich will nicht zurück. Hier hören wir wenigstens keine Schüsse.“ 

 

Mazim und sein Bruder beim Fußball spielen.
Masim, 12 Jahre alt, ist seit über einem Jahr im Camp.

„Am liebsten spiele ich mit den anderen Kindern Fußball. Da wir keinen Ball haben, haben wir eine Socke mit Plastik ausgestopft. Ich muss auch etwas arbeiten, um meine Familie zu unterstützen. Daher repariere ich auf dem Markt Schuhe." 

Podcast: 130 Millionen Menschen auf der Flucht – Wie hilft Ärzte ohne Grenzen?

"Die Schutzsuchenden haben immer noch Hoffnung, das bewundere ich sehr”, sagt Erik Engel. Er ist Projektkoordinator bei Ärzte ohne Grenzen und berichtet hier von seinem Einsatz im Tschad und in Bangladesch, zwei Länder mit großen Geflüchtetencamps. Mit den Co-Moderatoren Christian Conradi und Christian Katzer spricht er über die unterschiedlichen medizinischen Bedürfnisse von Menschen, die plötzlich oder schon seit Jahren auf der Flucht sind.

Im Tschad gibt es eine der höchsten Mütter- und Säuglingssterblichkeitsraten der Welt

Im Tschad finden nur 2 von 5 Geburten im Beisein von ausgebildeten Geburtshelfer*innen wie Hebammen oder Ärzt*innen statt: Oftmals können in der Regenzeit entsprechende Gesundheitseinrichtungen nicht erreicht werden oder den Menschen fehlen finanzielle Mittel für Transport und Kosten der Behandlungen. Wir arbeiten mit dem Gesundheitsministerium zusammen, um mehr Müttern und Kindern zu ermöglichen, kostenlose medizinische Unterstützung zu erhalten.

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Frau mit Kind steht vor Mitarbeitendem
Im Rahmen unserer Aktivitäten zur Behandlung von Mangelernährung in N'Djamena holt eine Mutter die Beutel mit therapeutischer Fertignahrung für ihren Sohn ab. Mit diesen können wir viele mangelernährte Kinder ambulant versorgen.
© Lys Arango

Mangelernährung im Tschad

Große Teile des Tschads liegen in der Sahelzone, in der die Menschen jährlich von einer besonders harten "mageren Jahreszeit" der saisonalen Nahrungsmittelknappheit zwischen den Ernten von Juni bis Oktober betroffen sind. In dieser Zeit nimmt die Zahl der Menschen mit Mangelernährung stark zu. Das Immunsystem der Betroffenen ist geschwächt und die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten steigt. Im Rahmen unserer Aktivitäten in der östlichen Provinz Sila behandelten wir 2023 beispielsweise 1.563 Kinder unter fünf Jahren wegen akuter Mangelernährung.

Wasser ist in der Wüste ein kostbares Gut

Die Wasserknappheit im Tschad hat ein kritisches Niveau erreicht. Der Wassermangel zwingt die Menschen dazu, fürs Waschen und Kochen Wasser aus verunreinigten Quellen zu verwenden. Das begünstigt den Ausbruch von Infektionskrankheiten:  Im März 2024 kam es beispielsweise zu einem Hepatitis E Ausbruch, einer hauptsächlich über verunreinigtes Wasser übertragenen Virusinfektion, die eine Entzündung der Leber verursacht.  

Wenn wir nicht schnell die hygienische Infrastruktur und den Zugang der Menschen zu sauberem Wasser verbessern, riskieren wir einen Anstieg vermeidbarer Krankheiten und Todesfälle.

- Erneau Mondesir, unser medizinischer Koordinator in Adré

Um die Hygienebedingungen und die Verfügbarkeit von Trinkwasser zu verbessern, arbeiten unsere Teams daran, neue Quellen zu finden und Wasser per Lastwagen anzuliefern.

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Person vor Wasserbehältern in Sandlandschaft
Den fast 40.000 Menschen im Camp Metché stehen nur 6 Liter Wasser pro Tag und Person zur Verfügung.
© Linda Nyholm/MSF

Das Wasseraufkommen im Tschad schwankt extrem: Auf eine lange Trockenperiode folgt im Juni die Regenzeit und das Wasser kommt in Massen. Der Wüstenboden kann die großen Wassermengen jedoch nicht aufnehmen. Die Wege zwischen den Camps werden daher überschwemmt, und die Gesundheitsrisiken durch verschmutztes Wasser und Moskitos steigen.

Zuletzt aktualisiert: 07.11.2024 

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