Menschen in Kriegs- und Konfliktgebieten müssen oftmals um ihre Gesundheit und ihr Leben fürchten. Häufig stehen dann beispielsweise die Bedürfnisse von Kriegsverletzten im Vordergrund. Obwohl Frauen der Unsicherheit in Konflikten meist noch stärker ausgesetzt sind, rückt deren Gesundheit in solchen Situationen häufig in den Hintergrund. Es gilt dann, den scheinbar von wichtigeren Themen überlagerten Bedarf von Frauen aufzuzeigen. So beschreibt unsere Hebamme Liza Ramlow im Video, wie die Gewalt in der Zentralafrikanische Republik dazu führt, dass Frauen keine medizinischen Einrichtungen mehr aufsuchen können, um sich mit Verhütungsmitteln zu versorgen. Familienplanung ist aber einer von vielen wichtigen Faktoren, mittels derer unsichere Schwangerschaftsabbrüche und letztlich auch Müttersterblichkeit reduziert werden können. An diesem und weiteren Beispielen können wir erkennen, wie wichtig es ist, Frauengesundheit ganzheitlich zu denken.
Bedürfnisse von Frauen werden zurückgestellt
Sexualisierte Gewalt als Waffe
In armen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik, wo es für Frauen wegen unzureichender medizinischer Infrastruktur bei einer Schwangerschaft sowieso schon ein erhöhtes Gesundheitsrisiko gibt, potenzieren sich deren Gefährdungen mit dem Ausbruch von bewaffneten Konflikten. Zwar sind dann die Möglichkeiten der Bevölkerung sich fortzubewegen insgesamt eingeschränkt, für Frauen und Mädchen gilt das aber in besonderem Maße. Sie haben - aufgrund von wirtschaftlicher Benachteiligung -, noch viel seltener die Möglichkeit, für unsichere weite Wege ein Transportmittel zu bezahlen. Sie müssen außerdem damit rechnen, dass sie unterwegs überfallen werden und sexualisierte Gewalt zur Waffe gegen sie wird. Auch der Gefahr, Opfer von Menschenhandel zu werden, sind sie ausgesetzt.
Diese Risiken kommen also während bewaffneter Konflikte hinzu, während derer der Alltag von Frauen ohnehin noch deutlich stärker belastet ist: Im Zweifelsfall sind sie Alleinversorgerin, weil der Partner bei einer der kämpfenden Parteien beteiligt ist oder vielleicht sogar ums Leben gekommen ist. Sie müssen also die Kinder versorgen und ihrer Arbeit nachgehen. Wenn letztere – wie sehr oft – mit Feldarbeit verbunden ist, sind sie auch dabei wieder der Gefahr ausgesetzt, von Bewaffneten überfallen zu werden. Auch wenn die Bevölkerung fliehen muss, sind Frauen mit ihren Kindern am verwundbarsten.
Frauenzentrierte Gesundheitsversorgung
Das Selbstverständnis von Ärzte ohne Grenzen ist, dort Hilfe zu leisten, wo sie am meisten benötigt wird, unabhängig von Alter, Religion, Ethnizität, Geschlecht oder anderen Identitätsmerkmalen. Das heißt im Umkehrschluss selbstverständlich nicht, dass wir spezifische Bedürfnisse außer Acht lassen. Oftmals muss man dafür die Lage etwas umfassender betrachten, als sich nur auf die am dringendsten scheinenden medizinischen Notfälle zu konzentrieren. Wir wollen auch in unseren Projekten in von Krieg und Konflikten betroffenen Ländern eine frauenzentrierte Gesundheitsversorgung anbieten.
Wie wichtig dafür ein ganzheitlicher Blick ist, zeigen auch andere Beispiele: So haben wir in Nigeria in einigen mehrheitlich von Frauen und Kindern bewohnten Vertriebenenlagern dafür gesorgt, dass diese das Camp zum Feuerholzsammeln nicht mehr verlassen müssen. Dort waren sie nämlich dem Risiko ausgesetzt, überfallen und vergewaltigt zu werden. Aus Zuckerrohr und anderem im Lager erhältlichen Material haben wir Briketts produziert und zur Verfügung gestellt. Dies sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie umfassend frauengesundheitliche Themen gedacht werden müssen.

Menstruationshygiene in Krisenkontexten
Auch in Krisen- und Konfliktkontexten bekommen Frauen ihre Periode. Der Zugang zu Hygieneprodukten ist oftmals schwierig bis nicht vorhanden. In der Demokratischen Republik suchen unsere Kolleg*innen nach innovativen und kulturell angemessenen Lösungen.