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Unsere Hilfe in Griechenland

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Die aktuelle Situation in Griechenland

Auf den Inseln Lesbos und Samos kommt es regelmäßig zu drastischen Vorfällen von Gewalt gegenüber neu ankommenden Geflüchteten. Betroffene berichten uns von traumatisierenden Erfahrungen: Schläge, Zwangsdurchsuchungen und Diebstahl gehören demnach zur Tagesordnung. Geflüchtete werden außerdem immer wieder auf motorlosen Schlauchbooten ausgesetzt und dem Meer überlassen.  

Am 20. Oktober 2022 machten wir auf Lesbos eine weitere schockierende Beobachtung: Nachdem unser Team einen offiziellen Notruf erhalten hatte, fanden wir eine Gruppe von 22 Menschen in kritischem Zustand. Einige waren mit Kabelbinder gefesselt, manche waren verletzt und benötigten dringend medizinische Behandlung. Zeug*innen sagten aus, dass sich, kurz bevor unser Team an Ort und Stelle war, mehrere Personen den Geflüchteten genähert und fälschlicherweise als Ärzt*innen ausgegeben, sie misshandelt und ihnen Handschellen angelegt hatten.  Alle Betroffenen standen unter Schock. Deshalb alarmierten wir einen unserer Psycholog*innen, um auch die psychologische Erste Hilfe sicherzustellen. 
 
Dieser Vorfall ist nur einer von vielen in einer langen Reihe ähnlicher Beobachtungen, die unsere Teams auf Samos und auf Lesbos machen. Auf den griechischen Inseln hat sich in den vergangenen fünf Jahren eine humanitäre Krise entwickelt, die verheerende Folgen für Geflüchtete und Migrant*innen hat. Während fast 10.000 Menschen in sogenannten “Hotspots” auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos auf ein faires Asylverfahren hoffen, werden sie behandelt wie Häftlinge. In den Hotspots erhalten sie kaum medizinische Hilfe. In Zeiten der Covid-19-Pandemie eine gefährliche Situation, denn die Lebenssituation in den Lagern macht die Menschen zur Hochrisikogruppe. Viele der Geflüchteten leiden an psychischen Erkrankungen wie posttraumatischen Belastungsstörungen und bedürften dringend einer Therapie. 

Wie wir in Griechenland helfen

  • Wir bieten Geflüchteten auf den griechischen Inseln Lesbos und Samos psychologische Hilfe.

  • Wir behandeln Kinder sowie Patient*innen mit chronischen Krankheiten und versorgen Opfer von Folter und sexualisierter Gewalt. 

  • Wir setzen uns für die Unterbringung aller Asylsuchenden von den griechischen Inseln in sichere Unterkünfte auf dem Festland oder in anderen europäischen Ländern ein. 

Marie von Manteuffel ist Expertin für Flucht und Migration und berichtet in Folge 7 unseres Podcasts „Notaufnahme“ über die Geflüchtetencamps auf Lesbos und Samos.

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Warum wir in Griechenland helfen

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Geflüchtete Familie auf Samos
Mohammed und Sharide leben mit ihren vier Kindern in einer provisorischen Behausung auf der Insel Samos – so wie rund 3.500 Menschen, die zusammengepfercht in einem Lager ausharren, das für 648 Menschen angelegt ist.
©Dora Vangi/MSF

Griechenland und besonders die Inseln der Agäis wie Lesbos, Samos oder Chios sind seit der Umsetzung des EU-Türkei-Deals 2016 ein symbolträchtiger Ort für das Scheitern Europas. Zehntausende Menschen sitzen hier, teilweise seit Jahren, unter unmenschlichen und entwürdigenden Bedingungen fest und warten auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag. Ihnen werden grundlegende Rechte und eine elementare Versorgung verwehrt. 

Fast alle Geflüchteten haben bei ihrer Ankunft im Land mehrere Monate oder Jahre der Flucht hinter sich. Sie fliehen vor Krieg, Gewalt und Armut. Einige Kinder haben noch nie eine Schule besucht, manche leben seit ihrer Geburt in Zelten. Sie hoffen, in Europa endlich Schutz zu finden. Doch auf den griechischen Inseln wiederholt sich ihre Geschichte: ständige Unsicherheit, prekäre Lebensbedingungen, Gewalt, Krankheiten. Medizinische Versorgung gibt es kaum. Schwangere müssen in unbeheizten Zelten oder gar unter freiem Himmel leben, ebenso wie Frauen und Neugeborene wenige Tage nach der Geburt. Die Gefahr sexualisierter Gewalt ist besonders für allein reisende Frauen und unbegleitete Minderjährige groß. Dank unabhängiger Spenden können wir auf einigen Inseln und in der Hauptstadt Athen ein Minimum an medizinischer und humanitärer Hilfe leisten. 

Ärzte ohne Grenzen bot erstmals 1991 Hilfe in Griechenland an.

  • 83.6
    Jahre im Durchschnitt.
    In Deutschland: 83.7 Jahre
  • 78.6
    Jahre im Durchschnitt.
    In Deutschland: 78.9 Jahre
  • 274
    Mitarbeiter*innen waren für uns im Einsatz.
  • 10.4
    Millionen Euro haben wir für unsere Hilfe vor Ort aufgewendet.

Quellen: WHO (2019), MSF International Activity Report 2021 (2022)

Unsere Hilfe in Griechenland im Jahr 2021

  • 19.100 ambulante Sprechstunden

  • 10.300 psychologische Einzelgespräche

  • 640 Behandlungen aufgrund von sexueller Gewalt  

  • 130 Behandlungen von Folter-Überlebenden  

Griechenland: Impfung gegen Pneumonie für Geflüchtete
Unser Arzt Stefanos Tsallas impft Geflüchtete auf den griechischen Inseln gegen Pneumokokken.
©MSF/Sophia Apostolia

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Hilfe für Geflüchtete, wo Europa seine Verantwortung ignoriert

Seit Jahren leben auf den griechischen Inseln Männer, Frauen und Kinder unter widrigen Umständen. Auf der politischen Ebene fordern wir, dass sich die EU endlich ihrer Verantwortung stellt und umgehend die Menschen von den griechischen Inseln in andere EU-Staaten bringt. In einem offenen Brief an die Bundesregierung fordern wir: Aufnahmen von Geflüchteten aus Griechenland fortsetzen und das Hotspot-Experiment beenden!

Die Mitgliedsstaaten müssen ein Asylsystem etablieren, das wirklich funktioniert, und sie müssen aufhören, Geflüchtete unter unmenschlichen Bedingungen ausharren zu lassen. 

Wir, die wir entwürdigende und schreckliche Gewalt erlitten haben, haben es nicht verdient, so unmenschlich und demütigend behandelt zu werden. Jeder Mensch verdient es, mit Menschlichkeit behandelt zu werden, mit Respekt vor seiner Würde und Freiheit.“ 

- Stellungnahme der „Survivors²”, einer Gruppe von Überlebenden von Folter. Alle Survivors²-Mitglieder sind aktuell Patient*innen der Rehabilitationsklinik von Ärzte ohne Grenzen in Athen oder waren es. 

Zuletzt aktualisiert am: 25. Oktober 2022