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Syrien

Nordwestsyrien: Zugang für humanitäre Hilfe muss sichergestellt werden

Amman/Berlin, 21. Dezember 2022. Die grenzüberschreitende humanitäre Hilfe für die Menschen in Nordwestsyrien über den Grenzübergang Bab Al-Hawa muss fortgesetzt werden. Im Juli verlängerte der Sicherheitsrat die Resolution nach zahlreichen Diskussionsrunden nur um sechs Monate, nachdem Russland sein Veto gegen eine einjährige Verlängerung eingelegt hatte. Die Resolution wird am 10. Januar 2023 erneut zur Abstimmung gestellt. Ärzte ohne Grenzen fordert den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNSCR) auf, die grenzüberschreitende Syrien-Resolution (UNSCR 2642) um mindestens zwölf Monate zu verlängern.

„Wir müssen eine kontinuierliche Hilfe aufrechterhalten, nur so können wir auf die anhaltende humanitäre Krise reagieren", sagt Francisco Otero y Villar, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Syrien. „Millionen Menschen werden einen deutlich schlechteren Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung haben, wenn der UN-Sicherheitsrat die grenzüberschreitende Resolution nicht oder nur für weniger als zwölf Monate verlängert. Wenn diese humanitäre Lebensader nicht aufrechterhalten wird, wird das zu vermeidbaren Todesfällen führen."

Derzeit ist Bab Al-Hawa der einzige offene humanitäre Grenzübergang im Nordwesten Syriens an der Grenze zur Türkei. Für die 4,4 Millionen Menschen, die im Nordwesten Syriens leben, ist die grenzüberschreitende Hilfe nach wie vor von entscheidender Bedeutung, da es keine praktikable Alternative gibt, lebenswichtige Hilfe in das Gebiet zu bringen. 2,4 Millionen Menschen profitieren davon monatlich.

Nach zwölf Jahren Krieg übersteigt der Bedarf an humanitärer Hilfe und medizinischer Versorgung im Nordwesten Syriens das, was humanitäre Organisationen unter den aktuellen Umständen leisten können, selbst wenn der grenzüberschreitende Mechanismus in Kraft ist. Ihre Fähigkeit, die Menschen insbesondere mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen, wird durch die anhaltende Wirtschaftskrise, die Feindseligkeiten und den allgemeinen Rückgang der humanitären Mittel im Laufe der Jahre geschwächt.  

Ein Choleraausbruch, der sich seit September in Syrien ausbreitet und das Leben Tausender Menschen gefährdet, ist das jüngste Beispiel für diese anhaltende Krise. Sollten die Kämpfe im Norden Syriens eskalieren, würden weitere Vertriebene im Nordwesten des Landes ankommen und die humanitäre Belastung in der Region weiter erhöhen.

Die meisten humanitären Lieferungen von Ärzte ohne Grenzen in den Nordwesten Syriens im Jahr 2022 erfolgten über Bab Al-Hawa. Bislang ist dieser Übergang die schnellste, effektivste, transparenteste und kostengünstigste Möglichkeit, Hilfsgüter in den Nordwesten Syriens zu bringen. „Eine Änderung der Art und Weise, wie wir die Hilfe in die Region bringen, ist mit Kosten verbunden und wird sich auf die Art und Weise auswirken, wie andere Organisationen reagieren", sagt Francisco Otero y Villar. „Das würde bedeuten, dass Krankenhäuser schließen müssen, weil sie die Mitarbeiter nicht bezahlen können, und dass Kliniken und Gesundheitszentren ohne grundlegende Medikamente wie Insulin auskommen müssen. Es gibt keine andere Wahl. Bab Al-Hawa muss offenbleiben." 

Mehr Informationen zur „Syria cross-border resolution“ finden Sie hier: Access to healthcare in northwest Syria at risk over potential border crossing closure | MSF

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Unsere Pressereferetin Christiane Winje
Christiane Winje
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