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Südsudan

Südsudan: Gewaltsame Angriffe zwingen Ärzte ohne Grenzen zur Schließung der Klinik in Ulang

Juba/Berlin, 16. Juni 2025. Ärzte ohne Grenzen wird das Krankenhaus der Organisation in Ulang im Bundesstaat Upper Nile dauerhaft schließen. Die verheerende Sicherheitslage macht einen Betrieb unmöglich. Auch die Unterstützung für 13 weitere Gesundheitseinrichtungen in der Region wird eingestellt.

Seit Februar 2025 erlebt der Südsudan die schlimmsten Gewaltausbrüche seit dem Friedensabkommen von 2018. Immer wieder kam es auch zu Angriffen auf Einrichtungen und klar gekennzeichnete Fahrzeuge von Ärzte ohne Grenzen.

Im April waren bewaffnete Personen gewaltsam in das Krankenhaus in Ulang eingedrungen. Sie bedrohten Mitarbeitende und Patient*innen und plünderten große Bereiche des Krankenhauses. Die Infrastruktur, in die Ärzte ohne Grenzen mehrere Millionen Euro investiert hatte, wurde vollständig zerstört. Die Eindringlinge plünderten zudem Medikamente im Wert von 135.000 Euro – genug, um das Krankenhaus über Monate hinweg zu betreiben und tausende Menschen zu versorgen. Die Einrichtung liegt nun in Trümmern.

Sie haben alles mitgenommen: medizinisches Gerät, Laptops, Betten und Matratzen sowie medizinisches Material für rund neun Monate – darunter zwei komplette Flugzeugladungen mit chirurgischen Sets und Medikamenten, die erst in der Vorwoche geliefert worden waren. Was sie nicht mitnehmen konnten, wurde zerstört. Nun fehlen uns die notwendigen Ressourcen, um den Betrieb fortzusetzen. Uns bleibt keine andere Wahl, als das Krankenhaus dauerhaft zu schließen. Wir können auch die 13 Einrichtungen zur medizinischen Grundversorgung in der Region nicht weiter unterstützen. Diese waren in hohem Maße auf das Krankenhaus angewiesen – sei es für medizinische Versorgung, Überweisungen oder technische Unterstützung.

 Zakaria Mwatia, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan

Im Mai gab es einen weiteren gewaltsamen Vorfall: Angreifer bombardierten und beschossen das Krankenhaus der Organisation in Old Fangak. Die dazugehörige Apotheke wurde komplett zerstört.

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Übersicht der medizinischen Einrichtungen, die wir schließen müssen.
Bisher unterstützen wir 13 Gesundheitseinrichtungen in schwer erreichbaren Gemeinden in der Region. Diese müssen wir jetzt zusammen mit der Klinik in Ulang schließen.
© Jorge Montoya/MSF

Die nun unvermeidbare Schließung der Einrichtungen hat zur Folge, dass sich in einem Gebiet, das sich über 200 Kilometer vom äthiopischen Grenzgebiet bis nach Malakal erstreckt, keine einzige Einrichtung mit fachärztlicher Versorgung mehr befindet. Für mehr als 150.000 Menschen wird es sehr schwierig werden, sich in Ulang medizinisch versorgen zu lassen. Mehr als 800 Patient*innen mit chronischen Erkrankungen wie HIV, Tuberkulose fehlt jeglicher Zugang zu medizinischer Behandlung in der Region. Es wächst der Druck auf die wenigen verbliebenen Einrichtungen: In Malakal sind die Patient*innenzahlen in den vergangenen Wochen bereits stark stiegen.

„Die Sicherheitslage in der Region bleibt angespannt. Es kommt immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen in benachbarten Gebieten. Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden und Patient*innen sowie die Integrität unserer medizinischen Arbeit haben für uns oberste Priorität – doch aktuell können wir beides nicht gewährleisten“, betont Zakaria Mwatia.

Ärzte ohne Grenzen bleibt dem Ziel verpflichtet, insbesondere Vertriebene und andere besonders vulnerable Gruppen medizinisch zu versorgen. Ein mobiles Notfallteam bewertet derzeit die Situation entlang des Sobat-Korridors und bereitet sich darauf vor, kurzfristige medizinische Hilfe zu leisten – überall dort, wo es die Sicherheitslage zulässt. Parallel dazu setzt Ärzte ohne Grenzen seine Arbeit in anderen Projekten im Bundesstaat Upper Nile fort, unter anderem in den Bezirken Malakal und Renk.

Ärzte ohne Grenzen fordert alle Parteien auf, sich an das humanitäre Völkerrecht zu halten, solche willkürlichen Angriffe einzustellen und den Schutz von medizinischen Einrichtungen, Gesundheitspersonal und Patient*innen zu gewährleisten.