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Mexiko

Mexiko: Mehr Patient*innen infolge von Gewalt und restriktiver US-Einwanderungspolitik

Mexiko-Stadt/Berlin, 13. Mai 2025. Ärzte ohne Grenzen hat in den vergangenen sechs Monaten deutlich mehr Überlebende extremer Gewalt und Patient*innen mit Bedarf an psychologischer Hilfe in seinem spezialisierten Zentrum (CAI) in Mexiko-Stadt versorgt. Grund für den Anstieg ist die anhaltende Gewalt bewaffneter Gruppen in Mexiko und entlang der Migrationsroute durch Mittelamerika. Verschärft wird die Lage der Menschen jedoch auch durch die Änderungen in den Einwanderungspolitiken der USA und anderen Regierungen in der Region.

„Seit Ende Januar behandeln wir Menschen mit schweren psychischen Problemen, die zum großen Teil auf die Auswirkungen der restriktiven Einwanderungspolitiken zurückzuführen sind, die vor Kurzem von den USA und anderen Regierungen in der Region eingeführt wurden,“ sagt Joaquim Guinart, Koordinator des von Ärzte ohne Grenzen betriebenen Zentrums für umfassende medizinische Versorgung von Opfern extremer Gewalt (Centro de Atención Integral, CAI). 

Im ersten Quartal 2025* führten Teams von Ärzten ohne Grenzen 485 psychologische Beratungsgespräche durch – insbesondere mit Migrant*innen, die sich auf der Durchreise in Mexiko befinden oder dort gestrandet sind, aber auch mit mexikanischen Staatsbürger*innen. Dies entspricht einer Zunahme von 36 Prozent gegenüber den drei vorangegangenen Monaten. Posttraumatische Belastungsstörungen (48 Prozent), Depressionen (39 Prozent) sowie akute Stressreaktionen (7 Prozent), Trauer und Angstzustände waren die häufigsten Beschwerden.  

Im Januar 2025 ergriff US-Präsident Donald Trump zahlreiche Maßnahmen zur Verschärfung der US-Einwanderungspolitik. Dazu gehörte die Abschaltung der CBP One-App, die trotz ihrer Mängel die einzige Möglichkeit war, an der südlichen US-Grenze Asyl zu beantragen, sowie die Ausrufung des nationalen Notstandes an der Grenze zwischen den USA und Mexiko, wodurch Einwanderungskontrollen faktisch militarisiert wurden. Auch die Aufnahme von Geflüchteten in die USA wurde vorübergehend ausgesetzt. Die Folgen dieser Einschränkungen sind durch Mittelkürzungen für humanitäre Programme weiter verschärft worden, da sie den Zugang zu Unterkünften und grundlegender Gesundheitsversorgung stark beeinträchtigen.  

„Diese abrupten Veränderungen halten viele Menschen in einer rechtlichen Grauzone gefangen, ohne eine Möglichkeit, Asyl zu beantragen und ohne Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen oder Schutz“, sagt Guinart. Die Verschärfungen treffen vor allem Migrant*innen, unter ihnen insbesondere Kinder und schutzbedürftige Gruppen. Sie zwingen sie, auf immer gefährlichere Routen auszuweichen, um Asyl zu beantragen. Dort sind sie dann Entführungen, Erpressung und sexualisierter Gewalt ausgesetzt.  

Ärzte ohne Grenzen fordert öffentliche Stellen und Nichtregierungsorganisationen auf, ihre Hilfsangebote für die Menschen in Mexiko zu verstärken. Oft sind diese Opfer von Gewalt geworden sind und suchen Schutz. 

*Obwohl die meisten aufgenommenen Patient*innen Migranten*innen sind, konzentriert sich das CAI seit dem letzten Quartal 2024 auch auf die Behandlung mexikanischer Patient*innen, die in verschiedenen Teilen des Landes vertrieben wurden oder von Gewalt betroffen sind. Aus diesem Grund haben die Aufnahmen im CAI bereits Ende 2024 zugenommen.  

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