
DR Kongo: Zehntausende fliehen aus Südsudan in krisengebeutelten Norden der DR Kongo
DR Kongo: Zehntausende fliehen aus Südsudan in krisengebeutelten Norden der DR Kongo Mehr als 33.000 Menschen sind seit April vor der eskalierenden Gewalt im Südsudan in den Norden der Demokratischen Republik Kongo geflohen. Um den Geflüchteten medizinische Hilfe zu leisten, hat Ärzte ohne Grenzen einen Nothilfeeinsatz gestartet.
Der Südsudan erlebt derzeit die schwersten Gewaltausbrüche seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens und dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2018. Die Krise eskalierte im Februar, als es im Bundesstaat Upper Nile zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Jugendlichen, bekannt als die „Weiße Armee“, kam.
Die Gewalt griff schnell auf andere Teile des Landes über und zog bewaffnete Gruppen im Bundesstaat Central Equatoria mit ein, der im Süden an die Demokratische Republik Kongo grenzt. Im ganzen Land gab es zahlreiche Tote und Verletzte – allein zwischen Januar und März wurden mehr als 730 Zivilist*innen getötet.
„Sie begannen, die Menschen zu töten und alles zu stehlen. Sie haben meinen Mann mitgenommen. Deshalb sind wir geflohen“, berichtet die 30-jährige Blessing Halima, eine Geflüchtete aus Morobo, einem Bezirk im Bundesstaat Central Equatoria. Sie ist mit ihren sechs Kindern nach Adi im Norden der DR Kongo geflüchtet.
Zwischen Januar und Juni wurden laut den Vereinten Nationen schätzungsweise 300.000 Menschen durch die Gewalt im Südsudan vertrieben. 125.000 flohen in Nachbarländer wie den Sudan, Äthiopien, Uganda und die DR Kongo.
Dabei ist die Provinz Ituri im Nordosten der DR Kongo, wo die meisten Südsudanes*innen ankommen, seit Jahrzehnten selbst von Konflikten geprägt. Das Gesundheitssystem ist überlastet und in der Grenzregion fast nicht existent.
Sechs Prozent der Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren, die die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der Nähe der Grenze untersucht haben, leiden an schwerer Mangelernährung.
Nothilfeeinsatz von Ärzte ohne Grenzen
Um die wachsenden Bedarfe der Geflüchteten zu decken, hat Ärzte ohne Grenzen im Mai einen Nothilfeeinsatz gestartet und zwei mobile Kliniken sowie sechs Gemeindegesundheitszentren aufgebaut.
In weniger als zwei Monaten seit Beginn des Einsatzes wurden mehr als 3.000 medizinische Konsultationen durchgeführt – durchschnittlich mehr als 370 pro Woche, Tendenz steigend. Mehr als die Hälfte aller Fälle entfallen auf Malaria, gefolgt von Atemwegsinfektionen und akuter Magen-Darm-Infektionen. Ärzte ohne Grenzen untersucht Kinder unter fünf Jahren auf Mangelernährung und versorgt Patient*innen mit therapeutischer Nahrung.
„Wir haben auch Überlebende sexualisierter Gewalt versorgt, darunter einige, die erst zwölf Jahre alt sind“, sagte Léonard Wabingwa, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Adi.
Um das Risiko eines Masernausbruchs zu verringern, soll im August eine von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Massenimpfkampagne für 62.000 Kinder starten. Parallel dazu sollen weitere 520 Kleinkinder und 310 schwangere Frauen routinemäßig geimpft werden.
„Aufgrund der instabilen Lage im Südsudan wurden die routinemäßigen Impfungen unterbrochen“, sagt Félicien Lwiteo, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Adi. „Es besteht ein echtes Risiko für den Ausbruch von Krankheiten, und wir müssen schnell handeln.“
„Es gibt nur wenige internationale Organisationen vor Ort, und keine davon bietet das gleiche Spektrum an medizinischen Leistungen wie Ärzte ohne Grenzen. Ohne die Unterstützung anderer Partner besteht die Gefahr, dass weitere Menschen sterben“, sagt Asiyat Magomedova, Programmleiterin von Ärzte ohne Grenzen in der Region.
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