Brüssel/Berlin, 27. Juni 2025: Ärzte ohne Grenzen fordert die Impfallianz Gavi und ihre Geber auf, die Versorgung von Kindern in Krisengebieten mit lebensrettenden Impfungen sicherzustellen. Am vergangenen Mittwoch war die Neufinanzierung der Allianz in Brüssel beschlossen worden, das Finanzierungsziel wurde aber verfehlt. Die finanzielle Zusage der Bundesregierung wird von Ärzte ohne Grenzen grundsätzlich begrüßt.
Gavi wurde vor 25 Jahren gegründet, um Kindern in den ärmsten Ländern der Welt einen besseren Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen. In der aktuellen Finanzierungsrunde wurde das Ziel von 11,9 Milliarden US-Dollar für den Zeitraum von 2026 bis 2030 nicht erreicht. Da einige Geberländer ihren Beitrag allerdings noch nicht bekannt gemacht haben, besteht Hoffnung, dass die Finanzierungslücke geschlossen werden kann.
Die Bundesregierung hat zugesagt, Gavi mit 600 Millionen Euro für den Zeitraum von 2026 bis 2030 zu unterstützen. Diese Zusage ist ein wichtiges Signal, jedoch braucht es mehr Mittel, um die Bedarfe zu decken, die insbesondere durch den Wegfall der US-Finanzierung brachliegen. Deutschland sollte sich weiterhin als verlässlicher Partner für globale Gesundheit einsetzen und zu einer ausreichenden Finanzierung beitragen.
Wir sehen in unseren Projekten, welche verheerenden Folgen eine geringe Impfquote für Gemeinden und Gesundheitssysteme hat: An vielen Orten, an denen wir arbeiten, brechen Krankheiten aus, die durch Impfungen vermeidbar wären – wie etwa Masern im sudanesischen Darfur oder Diphtherie im nigerianischen Kano. Dies ist zum Teil auf den begrenzten Zugang zu Impfstoffen zurückzuführen.
Mehr als die Hälfte der nicht geimpften Kinder weltweit lebt in humanitären Krisengebieten, darunter Kriegsgebiete, Geflüchtetencamps und abgelegene Regionen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Als medizinische Nothilfeorganisation weiß Ärzte ohne Grenzen um die Hindernisse und hohen Kosten, wenn es darum geht, diese Kinder zu erreichen. Daher ist es essenziell, dass diese besonders vulnerable Gruppe priorisiert wird.
Es ist ermutigend zu sehen, dass die Arbeit von Gavi weltweit Solidarität und Unterstützung erfährt. Die Finanzierungslücke sollte Gavi und ihre Geber nicht davon abhalten, sich stärker zu engagieren und sicherzustellen, dass Kinder in Krisengebieten erreicht und alle Kinder bis zum Alter von mindestens fünf Jahren geimpft werden.
Daniela Garone, internationale medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen
Ärzte ohne Grenzen impft seit mehr als 50 Jahren Kinder in einigen der am schwersten erreichbaren und am stärksten vernachlässigten Gebieten der Welt. Die Organisation nimmt keine Mittel von Gavi an. Sie arbeitet jedoch häufig eng mit den Gesundheitsministerien der Länder zusammen, welche die in den gemeinsamen Impfkampagnen verwendeten Impfstoffe zu bezahlbaren Preisen von der Impfallianz Gavi beziehen. Dies ist in mehr als der Hälfte der Länder der Fall, in denen Ärzte ohne Grenzen arbeitet.
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