
Gaza: Israelische Regierung verantwortlich für massiven Wassermangel
Jerusalem/Berlin, 21. August 2025. Die israelische Regierung sorgt im Gazastreifen vorsätzlich für einen massiven Mangel an sauberem Wasser. Nachdem die israelischen Streitkräfte 22 Monate lang wichtige Infrastruktur für die Wasserversorgung im Gazastreifen zerstört haben und der Zugang zu bestimmten Gebieten eingeschränkt wurde, befindet sich die verfügbare Wassermenge in Gaza auf einem völlig unzureichenden Niveau.
Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen wären in der Lage, die Menge an Trinkwasser im Gazastreifen zu erhöhen, doch die israelische Regierung blockiert die Einfuhr von wichtigen Produkten für die Wasseraufbereitung. Seit Juni 2024 wurde nur jeder zehnte Antrag von Ärzte ohne Grenzen auf Einfuhr von Produkten für Entsalzungsanlagen genehmigt. Die Verhinderung der Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser ist Teil der genozidalen Kampagne der israelischen Regierung im Gazastreifen, kritisiert Ärzte ohne Grenzen.
Wie bei der Versorgung mit Lebensmitteln und der medizinischen Versorgung beschränkt das israelische Militär den Zugang zu Wasser auf ein Minimum. Indem sie die Wasserversorgung nicht vollständig unterbinden, kann die israelische Regierung plausibel leugnen, dass sie den Palästinenser*innen ihre Lebensgrundlage entziehen.
Ozan Agbas, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen
Der Mangel an sauberem Wasser im Gazastreifen hat zu einer Zunahme von Krankheiten geführt. Im vergangenen Monat haben die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen wöchentlich mehr als 1.000 Konsultationen wegen akuten wässrigen Durchfalls durchgeführt. Ohne ausreichendes Wasser für die Hygiene leiden die Menschen zudem an Hautkrankheiten wie Krätze.
„Es gibt zu wenig Wasser für zu viele Menschen“, sagt Mohammed Nsier, Experte von Ärzte ohne Grenzen für die Wasser- und Sanitärversorgung im Gazastreifen. „Die Menge, die wir bereitstellen können, ist im Vergleich zum Bedarf sehr gering, und die Bedingungen der Bereitstellung sind extrem schwierig.“
Zwei der drei Wasserleitungen nach Gaza wurden durch die israelische Seite seit Oktober 2023 beschädigt. Schätzungen zufolge gehen 70 Prozent des Wassers, das durch diese Leitungen fließt, im gesamten Leitungsnetz verloren – aufgrund von Lecks, die durch Bombardierungen entstanden sind. Infolgedessen muss das Wasser von Entsalzungsanlagen per Lastwagen verteilt werden. Von den 196 Entsalzungsanlagen im Gazastreifen können mehr als 60 Prozent wegen mangelndem Zugang oder Schäden nicht genutzt werden.
Humanitäre Organisationen sind bereit, die beschädigten Rohre und Anlagen der Wasserinfrastruktur zu reparieren, aber die israelischen Behörden haben diese Bemühungen wiederholt behindert, indem sie den Zugang zu diesen Anlagen verweigert haben.
Die Verfügbarkeit sauberen Wassers ist nicht zuletzt für den Betrieb von Krankenhäusern unverzichtbar. Nur so ist es möglich, die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern und Patient*innen mit Trinkwasser zu versorgen, damit ihre Verletzungen und Krankheiten heilen können.