Direkt zum Inhalt
Zurück
Menü
Palästinensische Gebiete

Gaza: Einsatz von Ärzte ohne Grenzen droht Aus durch neue israelische Registrierungsvorschriften

Berlin, 22.12.2025. Die neuen Registrierungsvorschriften der israelischen Behörden für internationale Nichtregierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen könnten dazu führen, dass im Jahr 2026 hunderttausende Menschen im Gazastreifen ohne lebensrettende medizinische Versorgung bleiben. Um ihre Hilfe im Gazastreifen und im Westjordanland fortsetzen zu können, müssen sich Organisationen aufgrund der neuen Regelung in Israel neu registrieren lassen. Dabei droht ihnen der Entzug der Registrierung ab dem 1. Januar 2026. Die Nichtregistrierung würde die Organisationen daran hindern, die Menschen mit lebenswichtiger Hilfe zu versorgen.

Ärzte ohne Grenzen ist eine der größten medizinischen Organisationen, die derzeit im Gazastreifen tätig sind. Angesichts des bereits zerstörten Gesundheitssystems im Gazastreifen wäre der Verlust des Zugangs für unabhängige und erfahrene humanitäre Organisationen eine Katastrophe für die Palästinenser*innen. Ärzte ohne Grenzen fordert die israelischen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass internationale Nichtregierungsorganisationen ihre unparteiische und unabhängige Hilfe im Gazastreifen aufrechterhalten und fortsetzen können. Die ohnehin schon eingeschränkte humanitäre Hilfe darf nicht weiter eingeschränkt werden.

„Im vergangenen Jahr haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen hunderttausende Patient*innen behandelt und mehr als 700 Millionen Liter Wasser bereitgestellt“, sagt Pascale Coissard, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen. „Die Teams versuchen, ihre Aktivitäten auszuweiten und das Gesundheitssystem zu unterstützen. Wenn wir die Registrierung erhalten, planen wir, unsere Aktivitäten im Jahr 2026 weiter zu verstärken.”

Ärzte ohne Grenzen leistet umfangreiche lebensrettende Gesundheitsversorgung, doch selbst das reicht nicht aus, um die überwältigenden Bedürfnisse der Menschen im Gazastreifen zu decken. Allein im Jahr 2025 behandelten die Teams von Ärzte ohne Grenzen mit einem Budget von mehr als 100 Millionen Euro mehr als 100.000 Notfälle und führten 22.700 chirurgische Eingriffe bei fast 10.000 Patient*innen durch. Sie führten fast 800.000 ambulante Konsultationen durch, 45.000 Impfungen und unterstützen bei mehr als 10.000 Geburten. In mehr als 40.000 Einzelgesprächen und Gruppensitzungen für mehr als 60.000 Menschen wurde psychologische Hilfe angeboten. Die Teams haben mehr als 700 Millionen Liter Wasser verteilt und fast 100 Millionen Liter sauberes Wasser produziert.

Für 2026 plant Ärzte ohne Grenzen rund 100 bis 120 Millionen Euro für humanitäre Nothilfe im Gazastreifen bereitzustellen. Viele Dienstleistungen der Organisation sind aufgrund der Zerstörung des Gesundheitssystems im Gazastreifen ansonsten weitgehend nicht verfügbar.

Sollte Ärzte ohne Grenzen aufgrund der israelischen Behörden im Jahr 2026 den Zugang zum Gazastreifen verlieren, würde ein großer Teil der Bevölkerung den Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Versorgung, Wasser und lebensrettender Hilfe verlieren. Die Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen kommen fast einer halben Million Menschen im Gazastreifen zugute.

Ärzte ohne Grenzen bemüht sich weiterhin um einen konstruktiven Dialog mit den israelischen Behörden, um seine Aktivitäten fortsetzen zu können. Im Gazastreifen unterstützt Ärzte ohne Grenzen derzeit sechs öffentliche Krankenhäuser und vier Gesundheitszentren. Die Organisation betreibt außerdem unter anderem zwei provisorische Krankenhäuser und ein stationäres Ernährungszentrum für Menschen mit Mangelernährung.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1989 in den besetzten palästinensischen Gebieten tätig.