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Palästinensische Gebiete

Gaza: 83 Prozent der Kriegsverletzungen durch Bomben und Granaten verursacht

Eine neue Studie von Ärzte ohne Grenzen zeigt die fatalen Folgen der inakzeptablen Angriffe auf die Bevölkerung im Gazastreifen. Im Jahr 2024 hat die Organisation mehr als 200.000 Konsultationen in sechs Gesundheitseinrichtungen durchgeführt. Eine Datenanalyse daraus hat ergeben, dass Gewaltverletzungen in 83 Prozent der Fälle durch Explosionswaffen, das heißt Bomben und Granaten, verursacht wurden.

„Explosionswaffen verursachen komplexe Verletzungen, entstanden durch die Detonation, die Fragmentierung und Hitze“, sagt Meinie Nicolai, ehemalige Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen. Diese Waffen werden zunehmend in urbanen Gebieten eingesetzt. Die Behelfsunterkünfte, in denen die Bevölkerung im Gazastreifen leben muss, bieten wenig bis gar keinen Schutz.

Die Analyse zeigt eine sehr hohe Infektionsrate der Wunden, die bei mehr als 18 Prozent der Erstbehandlungen lag. Dies ist das Ergebnis der unhygienischen Lebensbedingungen infolge der mehrfachen Zwangsvertreibungen der Bevölkerung im Gazastreifen.

Der mangelnde Schutz der Zivilbevölkerung ist offensichtlich: 29,6 Prozent aller Konsultationen für Wundverletzungen betreffen Kinder unter 15 Jahren und 32 Prozent der Konsultationen betreffen Frauen. Detaillierte Ergebnisse der Studie wurden heute in der internationalen Fachpublikation „The Lancet“ veröffentlicht.

Der Mangel an Schutz gilt auch für das Gesundheitspersonal: 1580 humanitäre Helfer*innen, darunter 12 Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, wurden seit Oktober 2023 getötet. Kein einziges Krankenhaus in Gaza ist derzeit voll funktionsfähig.

Die wahllosen Angriffe auf die Bevölkerung in Gaza müssen aufhören. Das Blutvergießen und das Aushungern der Palästinenser*innen sind beabsichtigt. Dazu gehört auch der massive Einsatz von Explosionswaffen. Humanitäre Hilfe wird mit Waffengewalt blockiert, Gesundheitsdienste werden täglich angegriffen.

Ärzte ohne Grenzen fordert einmal mehr einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand, den Schutz der Zivilbevölkerung sowie die Achtung der medizinischen und humanitären Arbeit. Ärzte ohne Grenzen fordert die israelische Regierung auf, unparteiische und ungehinderte medizinische Hilfe zuzulassen und zu schützen.