Gaza: Ärzte ohne Grenzen beklagt den Tod des 15. Kollegen
Jerusalem/Berlin, 5. Oktober 2025. Mit tiefer Trauer und Empörung bestätigt Ärzte ohne Grenzen den Tod seines Kollegen Abed El Hameed Qaradaya. Trotz der medizinischen Versorgung von den Teams der Organisation erlag er am Sonntag, dem 5. Oktober, seinen schweren Schrapnellverletzungen. Diese hatte er bei dem Angriff am vergangenen Donnerstag erlitten, bei dem auch sein Kollege Omar Hayek getötet und mehrere weitere Menschen verletzt wurden.
Der Angriff der israelischen Streitkräfte in Gaza traf eine Straße, an der die Teams auf einen Bus zum provisorischen Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Deir Al-Balah warteten. Alle Mitarbeitenden trugen Westen der Organisation, die sie eindeutig als medizinische humanitäre Helfer auswiesen. Abed war 43 Jahre alt und ist der fünfzehnte Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen, der seit dem 7. Oktober 2023 in Gaza getötet wurde. Er ist der dritte Kollege, der in weniger als 20 Tagen getötet wurde.
Abed und Omar verließen die Stadt Gaza aufgrund von Evakuierungsbefehlen und unerbittlichen Angriffen der israelischen Streitkräfte, um dann von denselben Streitkräften in einer sogenannten „sicheren Zone” getötet zu werden. Es gibt keinen sicheren Ort in Gaza.
Die Gedanken sind bei Abeds Frau und seinen zwei Kindern. Sein Verlust ist unermesslich und hat tragische Auswirkungen auf seine Angehörigen, Ärzte ohne Grenzen und das Gesundheitssystem in Gaza.
18 Jahre war Abed El Hameed eine tragende Säule der Physiotherapie-Abteilung von Ärzte ohne Grenzen in Gaza. Er war ein einzigartiger und unschätzbarer Spezialist, sowohl in der Physio- als auch in der Ergotherapie. Abed widmete sich nicht nur der körperlichen Genesung seiner Patient*innen, sondern auch der Wiederherstellung ihrer Hoffnung und Würde. Abed arbeitete trotz immenser Herausforderungen, wie Versorgungsengpässen aufgrund der israelischen Blockade, unermüdlich weiter. Er entwickelte innovative und angepasste Hilfsmittel, arbeitete mit Schneidern und Logistikern zusammen, um maßgeschneiderte Kompressionsanzüge für Verbrennungspatient*innen herzustellen, und passte Gehhilfen an die spezifischen Bedürfnisse einzelner Patient*innen an, die während dieses Genozids verwundet worden waren. Er war die treibende Kraft hinter der Eröffnung der 3D-Physiotherapie-Abteilung und bestand darauf, neue Technologien für die Patient*innen-Versorgung nach Gaza zu bringen. Abed wird seinen Kolleg*innen als stets optimistischer und zutiefst mitfühlender Mensch in Erinnerung bleiben, der immer bereit war, zu unterstützen, zu ermutigen und zu inspirieren.
Ärzte ohne Grenzen fordert einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Blutvergießens. Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst erschüttert und empört über den Verlust der Kollegen, der einmal mehr vor Augen führt, wie sehr das Leben und die Würde der Zivilbevölkerung missachtet werden.
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