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Palästinensische Gebiete

Gaza: Deutschland muss umgehend medizinische Evakuierungen ermöglichen

Berlin, 21. Oktober 2025. Zehntausende Menschen im Gazastreifen brauchen dringend medizinische Hilfe, die vor Ort nicht möglich ist. Ärzte ohne Grenzen ruft die Bundesregierung daher auf, es anderen Staaten gleichzutun und umgehend schwerverletzte und schwerkranke Patient*innen aus dem Gazastreifen zur Behandlung in Deutschland aufzunehmen. 

Laut WHO warten derzeit rund 15.600 Menschen im Gazastreifen auf eine medizinische Evakuierung. Zwar konnten fast 8.000 Menschen bereits ins Ausland gebracht werden, aber Deutschland hat bislang niemanden aufgenommen. Zu den Patient*innen, die vor Ort nicht ausreichend versorgt werden können, zählen Menschen mit komplexen Verletzungen von Schüssen oder Bomben oder mit chronischen und lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs. 

Wir begrüßen das Engagement der Bundesregierung für den Wiederaufbau im Gazastreifen, aber aktuell braucht es vor allem Zugang zu medizinischer Behandlung, und das heißt auch Evakuierungen. Diese Menschen können nicht auf den Wiederaufbau warten. Sie brauchen jetzt Hilfe. Es fehlt nicht an Möglichkeiten, sondern am Willen der Politik. Deutschland hat hochspezialisierte Kliniken, Kapazitäten und Erfahrung in der Behandlung von Kriegsverletzten. Jetzt ist der Moment zu handeln und Leben zu retten.

Lara Dovifat, Leiterin der Politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland

Bisher konnten rund 8.000 Patient*innen evakuiert werden – der Großteil nach Ägypten, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar sowie im kleineren Rahmen nach Italien, Frankreich, Norwegen, Spanien, Großbritannien, Japan, Luxemburg und die USA. „Wir fordern die Bundesregierung auf, anderen Ländern zu folgen und gemeinsam mit den Kommunen und Kliniken, die ihre Bereitschaft bereits signalisiert haben, ein humanitäres Aufnahmeprogramm für Schwerstkranke aus dem Gazastreifen aufzusetzen. Jede Verzögerung kostet Leben“, sagt Dovifat. 

Zwischen Juli 2024 und August 2025 starben mindestens 740 Patient*innen, darunter 137 Kinder, während sie auf ihre medizinische Evakuierung warteten. „Diese Todesfälle hätten verhindert werden können. Sie wurden nicht nur durch zerstörte Krankenhäuser verursacht, sondern auch durch politische Untätigkeit“, betont Dovifat. 

Der Gazastreifen liegt in Trümmern. Rund 90 Prozent aller Gebäude sind laut UN zerstört und das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Mehr als 1.700 Gesundheitskräfte, darunter 15 Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, wurden getötet. Medizinische Evakuierungen aus dem Gazastreifen sollen nach einer seit dem 29. September andauernden Unterbrechung am 22. Oktober wieder aufgenommen werden. Ärzte ohne Grenzen fordert die Regierungen weltweit auf, Leben zu retten, indem sie diese entscheidende Hilfe dringend und drastisch ausweiten – flankiert von einer anhaltenden Waffenruhe und ungehindertem Zugang von Hilfsgütern und humanitärer Hilfe in den Gazastreifen.