
Bangladesch: Hohe Raten von Hepatitis C in Rohingya-Geflüchtetencamps
Cox’s Bazar/Berlin, 30. Mai 2025. Als Reaktion auf die besorgniserregenden Raten von Hepatitis C in den Rohingya-Geflüchtetencamps in Cox’s Bazar in Bangladesch wird Ärzte ohne Grenzen die Behandlungsprogramme deutlich ausweiten. Die Organisation plant, 30.000 Menschen bis Ende 2026 zu behandeln. Ärzte ohne Grenzen richtet hierzu drei spezialisierte Hepatitis-C-Zentren in den Camps ein, in denen Tests und Behandlungen durchgeführt werden. Zudem werden die Initiativen zur Gesundheitsaufklärung ausgebaut.
Zwischen Oktober 2020 und Dezember 2024 hatten Teams von Ärzte ohne Grenzen bereits mehr als 10.000 Menschen in den Camps wegen Hepatitis-Erkrankungen behandelt.
Eine Studie von Ärzte ohne Grenzen aus dem Jahr 2023, die im vergangenen Monat in „The Lancet Gastroenterology & Hepatology” veröffentlicht wurde, hat die dringende Notwendigkeit einer Ausweitung der Hilfe in den Camps verdeutlicht: Der Untersuchung zufolge lebt fast jeder fünfte Erwachsene dort, schätzungsweise insgesamt 86.000 Menschen, mit einer chronisch aktiven Infektion.
Die Bewältigung der Hepatitis-C-Epidemie in den Camps stellt trotz des verstärkten Engagements von Ärzte ohne Grenzen eine große Herausforderung dar, da die Kapazitäten der allgemeinen Gesundheitsversorgung vor Ort stark begrenzt sind.
Der Zugang zu Hepatitis-C-Behandlungen in den Camps, in denen seit acht Jahren mehr als eine Million Geflüchtete leben, ist aktuell sehr begrenzt. Die Behandlung von Hepatitis C ist nicht Teil der Gesundheitsversorgung, die von den überlasteten Gesundheitseinrichtungen angeboten wird. Die Menschen dürfen die Camps auch nicht verlassen, um medizinische Versorgung andernorts in Anspruch zu nehmen. Und selbst wenn sie es könnten, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich die Behandlungskosten leisten können.
Wasim Firuz, stellvertretender medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen.
Die Lebensbedingungen in den überfüllten Camps, der mangelnde oder zumindest eingeschränkte Zugang zur Gesundheitsversorgung und der fehlende Rechtsstatus, der die Grundrechte der geflüchteten Menschen stark einschränkt, haben die Rohingya in Myanmar und Bangladesch anfälliger für Infektionen gemacht – einschließlich Hepatitis C.
Die Studie von Ärzte ohne Grenzen hatte ergeben, dass die jahrzehntelange Anwendung unsicherer medizinischer Praktiken der Hauptgrund für die Übertragung der durch Blut übertragbaren Krankheit in den Camps sein könnte
„Während wir unsere Bemühungen verstärken und mit anderen Partner*innen zusammenarbeiten, stellt die eingeschränkte Gesundheitsversorgung durch andere Organisationen vor Ort, einschließlich einer unzureichenden personellen Ausstattung und Ausrüstung, ein erhebliches Hindernis dar“, sagt Firuz. „Wir appellieren erneut an andere Akteur*innen und an die internationale Gemeinschaft, die Entwicklung einer umfassenden Strategie voranzutreiben, um die verheerenden Auswirkungen dieser Krankheit zu verringern."
Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an
