Verheerende Dürre verschärft ohnehin dramatische Lage
Aktuell sind in Somalia laut dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mehr als 7 Millionen Menschen von der verheerenden Dürre am Horn von Afrika betroffen. Die Ernten bleiben aus und die Nahrungsmittelpreise steigen. Zusätzlich zwingen die immer wieder aufflammenden gewaltsamen Konflikte tausende Menschen ihre Heimat zu verlassen. Ein Großteil zieht in Richtung städtischer Zentren, wo viele unter problematischen Bedingungen in Camps leben. Gleichzeitig zählen Durchfallerkrankungen und die Folgen einer schweren Masernepidemie zu den Haupttodesursachen unter Kindern. Und unsere Teams sehen äußerst beunruhigende Zeichen von akuter Mangelernährung:
Die Menschen in Somalia werden von einer Krise nach der nächsten getroffen. Viele von ihnen sind verzweifelt. Einige berichten von unmöglichen Entscheidungen, die sie treffen müssen. Zum Beispiel, ein Kind sterben zu lassen, um ein anderes zu retten.
- Djoen Besselink, Koordinator unserer Humanitären Hilfe in Somalia
Cholera-Erkrankungen nehmen zu
Seit April 2022 sehen wir in der Region Baidoa vermehrt Cholera-Erkrankungen. Betroffen sind sowohl die Stadtbevölkerung als auch vertriebene Familien. In der Region mangelt es an Gesundheitseinrichtungen, in denen die Cholerafälle, zusätzlich zu der Mangelernährung und dem anhaltenden Ausbruch von Masern, behandelt werden können. Die beengten Wohnverhältnisse und die schlechte Wasser- und Sanitärversorgung verschlechtern die Situation zusätzlich. Von Mai bis August versorgten wir mehr als 14.000 Menschen mit oraler Rehydrierungslösung ambulant und behandelten fast 1.000 Patient*innen in unseren Cholera-Behandlungszentren. Zudem kümmerten wir uns um die Wasserversorgung (Transport, Chlorierung und neue Bohrlöcher), den Bau von Latrinen, Gesundheitsförderung und Verteilung von Grundnahrungsmitteln.
Krankenhäuser und mobile Kliniken
Wir arbeiten in Somalia und Somaliland in Krankenhäusern, wo wir uns um die geburtshilfliche und pädiatrische Versorgung kümmern sowie Hilfe bei Mangelernährung leisten. Zudem übernehmen wir Notfalldienste und bieten Tuberkulosebehandlungen an. Unsere Projekte befinden sich unter anderem in Baidoa, Mudug, Jubaland, Hargeisa and Las Anod. Unsere Teams betreiben auch mobile Kliniken, die in Camps und Gemeinden eine medizinische Grundversorgung für Vertriebene anbieten. Manche Menschen sind bis zu 20 Tage zu Fuß unterwegs, bis sie unsere Einrichtungen erreichen - einige legen auf der Suche nach Unterstützung bis zu 150 Kilometer zurück. Ein großer Teil unserer Arbeit besteht auch in der fachlichen Ausbildung von Gesundheitspersonal und dem Aufbau von Kapazitäten in Krankenhäusern sowie deren Sanierung. Zudem sind wir im Bereich Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung aktiv.
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59.2Jahre im Durchschnitt.
In Deutschland: 83.7 Jahre -
54Jahre im Durchschnitt.
In Deutschland: 78.9 Jahre -
122Mitarbeiter*innen waren für uns im Einsatz.
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17.4Millionen Euro haben wir für unsere Hilfe vor Ort aufgewendet.
Quellen: WHO (2019), MSF International Activity Report 2021 (2022)
Unsere Hilfe in Somalia und Somaliland im Jahr 2021
- 172.100 ambulante Sprechstunden
- 7.890 Entbindungen
- 11.100 Neuaufnahmen von Kindern in stationäre Ernährungsprogramme
- 5.340 Masernbehandlungen
Ärzte ohne Grenzen bot erstmals 1979 Hilfe in Somalia an.
Fokus auf Schwangere und Kleinkinder
Aufgrund von Konflikten oder klimabedingten Katastrophen benötigten im Jahr 2021 rund 5,9 Millionen Menschen in Somalia humanitäre Unterstützung. Da die Mütter- und Kindersterblichkeit sehr hoch war, konzentrierten wir uns in zahlreichen Krankenhäusern auf die Versorgung von Kindern und Schwangeren. Zudem arbeiteten wir in Rettungsstellen, leisteten Ernährungsunterstützung und behandelten Covid-19-Patient*innen sowie Tuberkulose (TB) und resistente TB. Mit mobilen Kliniken versorgten wir zudem Vertriebene in entlegenen Camps.
Fokus auf Masern und Mangelernährung
Aufgrund des heißen Wetters in Somaliland kommt es bei Kindern häufig zu Hautausschlägen. Daher sind Geschichten wie die von Maryan Ahmed und ihrer Tochter Bushra nicht ungewöhnlich: Maryan hatte sich zunächst keine Sorgen um den Ausschlag am Körper ihrer Tochter gemacht. Erst als sich dieser auf dem ganzen Körper ausbreitete, sie wunde Stellen in ihrem Mund bemerkte und Fieber und Schwierigkeiten beim Atmen dazukamen, machte sie sich auf den Weg ins Krankenhaus.
Masern sind sehr verbreitet und können für Kinder gefährlich werden, insbesondere wenn andere Erkrankungen oder Mangelernährung hinzukommen. Wir unterstützten daher die lokalen Behörden bei Masern-Impfkampagnen, um der Krankheit vorzubeugen, und behandelten erkrankte Kinder.
In der Stadt Baidoa und den umliegenden Gebieten stellten wir bei mehr als 80.000 Kinder unter fünf Jahren eine akute Mangelernährung fest. Auch in Jubaland reagierten wir im vergangenen Jahr auf eine akute Ernährungskrise.
18.10.2022