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Ärzte ohne Grenzen begrüßt die Aufnahme von Noma auf die WHO-Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten 

Amsterdam/Berlin, 18. Dezember 2023. Ärzte ohne Grenzen feiert die Entscheidung des Generaldirektors der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Noma auf die offizielle Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) aufzunehmen. Die Hoffnung ist, dass dies zu mehr Aufmerksamkeit für die Infektionskrankheit sowie zu einer früheren Diagnose und einer intensiveren Forschung führt. 

Wir begrüßen die Entscheidung der WHO-Generaldirektion, die bestätigt, worauf Ärzte ohne Grenzen und die medizinische Fachwelt seit Jahren bestehen: dass Noma eine vernachlässigte Tropenkrankheit ist und alle Aufmerksamkeit und Ressourcen verdient, die damit verbunden sind", sagt Mark Sherlock, der bei Ärzte ohne Grenzen die medizinischen Programme zu Noma leitet. Wir hoffen, dass diese Entscheidung ein Schlaglicht auf die Krankheit wirft, dass sie die Einbindung von Noma-Präventions- und Behandlungsmaßnahmen in bestehende öffentliche Gesundheitsprogramme erleichtert und die Bereitstellung dringend benötigter Ressourcen zur Bekämpfung der Krankheit fördert.” 

Noma ist eine vermeidbare Krankheit, die leicht zu behandeln ist, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Unbehandelt zerstört sie die Haut und die Knochen in den Gesichtern der Betroffenen innerhalb von wenigen Wochen, was bei etwa 90 Prozent der Infizierten zum Tod führt. Die zehn Prozent, die überleben, leben mit starken Schmerzen und oft mit sozialer Stigmatisierung. Die Krankheit befällt am häufigsten Kinder, die mangelernährt sind oder deren Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist.   

Nach einer Sitzung am 12. Oktober 2023 in Genf kam die Strategische und Technische Beratungsgruppe für vernachlässigte Tropenkrankheiten” zu dem Schluss, dass Noma alle Kriterien für die Aufnahme auf die offizielle Liste der WHO erfüllt. Die Gruppe teilte diese Empfehlung der Generaldirektion der WHO mit, die sie nun ratifiziert hat. 

Ärzte ohne Grenzen setzte sich seit 2020 mit einer Kampagne umfassend für die Aufnahme von Noma auf die Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten ein. Die dreijährige Kampagne wurde von ehemaligen Noma-Patient*innen unterstützt, die geheilt wurden. Sie haben mit ihren Erfahrungsberichten dazu beigetragen, die Botschaft zu vermitteln: Noma ist eine vermeidbare und behandelbare Krankheit, die es nicht mehr geben sollte.  

Im Januar 2023 reichte das nigerianische Gesundheitsministerium ein offizielles Befürwortungsschreiben von 31 Ländern und ein Dossier mit Nachweisen dafür ein, dass Noma die Kriterien für die Aufnahme auf die NTD-Liste erfüllt. Ärzte ohne Grenzen unterstützte Nigeria bei der Vorlage der medizinischen Nachweise, die auf jahrelanger Forschung bei der Behandlung von Noma-Überlebenden beruhen. 

„Die Aufnahme auf die WHO-Liste der NTDs ist ein wichtiger Schritt, aber nicht der letzte", sagt Sherlock. Ärzte ohne Grenzen plant, sich auf die Forschung zu Noma zu konzentrieren und die Zusammenarbeit mit akademischen Instituten in der ganzen Welt auszubauen, um mehr über die Ursachen der Krankheit herauszufinden. „In den Ländern, in denen Noma endemisch ist, plant Ärzte ohne Grenzen die Einführung von Noma-Screenings in bestehende Programme, zum Beispiel Impfkampagnen oder Screenings zu Mangelernährung, um eine frühzeitige Erkennung und sofortige Behandlung zu ermöglichen", sagt Sherlock. 

Ärzte ohne Grenzen unterstützt seit 2014 das Noma-Krankenhaus des nigerianischen Gesundheitsministeriums in Sokoto im Nordwesten Nigerias. Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten dort unter anderem rekonstruktive Operationen und psychologische Unterstützung an. Seit 2014 haben die chirurgischen Teams von Ärzte ohne Grenzen in Sokoto 1.203 Operationen mit 837 Patient*innen durchgeführt.   

"Ich will dazu beitragen, dass kein Kind mehr an Noma stirbt"

Mulikat Okolanwon hat Noma überlebt und sich zurück ins Leben gekämpft. Heute setzt sie sich dafür ein, dass kein Kind ihre Erfahrungen machen muss.

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Daniela Zinser