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DR Kongo: Tausende fliehen vor Kämpfen in Nord-Kivu

Goma/Berlin, 6. Juni 2025. Tausende Menschen sind aufgrund wiederaufflammender Kämpfe zwischen der bewaffneten Gruppe M23/FAC und den kongolesischen Streitkräften und ihren Verbündeten in der Provinz Nord-Kivu in die Region Bambo geflohen. Die Teams im Krankenhaus in Bambo, in dem Ärzte ohne Grenzen tätig ist, müssen eine Vielzahl von Verwundeten behandeln, darunter viele Zivilist*innen. Ärzte ohne Grenzen ist eine von wenigen Hilfsorganisationen, die vor Ort ist.

Seit Mitte Mai kommt es in den umliegenden Dörfern der Stadt Bambo erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen, die insbesondere Familien zur Flucht nach Bambo gezwungen haben. Die Aufnahmekapazitäten in der Stadt sind erschöpft. Mehr als 11.500 Familien fanden Zuflucht bei Gastfamilien, während mehr als 1000 Menschen Schutz in Notunterkünften, Schulen und umfunktionierten Kirchen suchten.

Die Lage ist kritisch, da die Menschen mit nichts ankamen. Viele schlafen auf dem Boden, ohne Moskitonetze. Der Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen ist eingeschränkt, was das Risiko für Epidemien wie Cholera erhöht. Zudem werden direkte Kämpfe in Bambo befürchtet.

Die Vertriebenen berichten, vor extremer Gewalt bis hin zu Hinrichtungen geflohen zu sein. Sie schildern niedergebrannte Häuser, zerbombte Dörfer und Plünderungen. „Am 17. Mai beriefen bewaffnete Männer eine Versammlung im Dorf ein und forderten alle Anwohner*innen auf, es zu verlassen. Am nächsten Tag hörten wir Bomben fallen und flohen,” erzählt eine geflüchtete Person, die anonym bleiben möchte.

Im Krankenhaus in Bambo, in dem Ärzte ohne Grenzen tätig ist, wurden zahlreiche Verletzte eingeliefert – vor allem Zivilist*innen, die von Kugeln und Geschosssplittern getroffen wurden. Am 15. Mai waren es zwanzig Verwundete, von denen drei starben. Am 26. Mai wurden nach Zusammenstößen in der Stadt weitere zehn Personen behandelt.

Trotz der unsicheren Lage, von der auch die Gesundheitseinrichtungen von Ärzte ohne Grenzen teilweise betroffen sind, versorgen die medizinischen Teams der Organisation weiterhin Verletzte und behandeln Kinder mit schwerer Mangelernährung. Aktuell sehen sie viele Fälle von Masern, vor allem unter den vertriebenen Menschen. Außerdem stieg die Zahl der Behandlungen von Überlebenden sexualisierter Gewalt.

„Weil die lokalen Ressourcen ohnehin schon begrenzt sind, verschärft die aktuelle Situation die Lage aller Menschen in Bambo – sowohl der Vertriebenen als auch der Einwohner*innen. Unsere Intensivstation mit 19 Betten für mangelernährte Kinder mit Komplikationen ist zu 100 Prozent belegt. Wir müssen die Zahl der Betten in dieser Situation erhöhen, um einen voraussichtlichen weiteren Anstieg der Mangelernährung bewältigen zu können”, sagt François Calas, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo.

Als Reaktion auf die Lage in Bambo haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen Wasser- und Sanitäranlagen eingerichtet, mehr als 1000 Familien mit den nötigsten Gegenständen zum täglichen Gebrauch ausgestattet und die Kapazitäten der Gesundheitseinrichtungen erhöht. Der Bedarf an Unterkünften, Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung ist jedoch weiterhin enorm.

Ärzte ohne Grenzen fordert alle Konfliktparteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Sicherheit humanitärer und medizinischer Organisationen zu garantieren.