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Migration: Bericht der Bundesregierung zeigt die gravierenden Probleme einer Auslagerung von Asylverfahren

Berlin, 5. Mai 2025. Eine Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten außerhalb der EU ist sowohl in der praktischen Umsetzung als auch völkerrechtlich höchst problematisch. Das zeigt ein am Sonntag erschienener Bericht des Bundesministeriums für Inneres und Heimat. Darüber hinaus stellt der Bericht fest, dass es keine Hinweise auf Abschreckungseffekte gibt und die Suche nach Partnerländern äußerst schwierig ist.

Für den Abschlussbericht „Asylverfahren in Drittstaaten“ wurden 23 nationale und internationale Sachverständige befragt, darunter auch Expert*innen von Ärzte ohne Grenzen.

Ärzte ohne Grenzen ruft die zukünftige Bundesregierung auf, die Ergebnisse des veröffentlichten Berichts ernst zu nehmen. Aus Sicht der Organisation sollte sich die kommende Regierung von der Idee der Auslagerung von Asylverfahren verabschieden. Vergleichbare Vorhaben in anderen Ländern haben wiederholt zu Menschenrechtsverletzungen und gravierenden Gesundheitskrisen geführt.

Hierzu sagt Felix Braunsdorf, Experte für Flucht und Migration bei Ärzte ohne Grenzen Deutschland:

„Verfechter*innen der Auslagerungsidee erhoffen sich, dass das Modell Menschen davon abhält, sich auf den Weg nach Europa zu machen. Eine solche abschreckende Wirkung ist nicht belegt. Unbestritten ist hingegen, welche schweren Auswirkungen die Praxis für Betroffene hat. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben dies unter anderem im Kontext des UK-Ruanda-Abkommens beobachtet. Als Folge dieses Deals saßen Tausende in Massenunterkünften in Großbritannien fest. Nach jahrelanger Flucht, in der Hoffnung einen sicheren Ort gefunden zu haben, gerieten sie in einen rechtlichen Schwebezustand, ohne Zugang zu einem Asylverfahren.

Unsere Daten zeigen, wie katastrophal sich dies auf die psychische Gesundheit auswirkt: Mehr als 74 Prozent der Menschen, die in den Massenunterkünften in Wethersfield Hilfe bei den Teams von Ärzte ohne Grenzen gesucht hatten, litten unter schweren psychischen Problemen, 41 Prozent hatten sich absichtlich selbst verletzt, waren von Suizidgedanken geplagt oder hatten bereits einen Suizidversuch überlebt.”

Auch der am Sonntag veröffentlichte Bericht der Bundesregierung betont, dass Auslagerungsmodelle zentrale menschen- und völkerrechtliche Prinzipien antasten. Der Zugang zu Schutz steht auf dem Spiel. Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt eines funktionierenden internationalen Flüchtlingsschutzsystems.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Unsere Pressereferentin Nadja Nolting
Nadja Nolting
- Media Relations