In Goz Beida, einer kleinen Stadt im Osten des Tschad, kam es am 14. Juni zu Kämpfen. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen versorgt im benachbarten Vertriebenenlager Gassire etwa 10.000 Menschen. Karline Kleijer, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen, beschreibt, was passiert ist.
Was haben Sie erlebt und wie hat das Team von Ärzte ohne Grenzen reagiert?
Am Samstag war unser Team im Zentrum von Goz Beida, als es Gerüchte über einen Angriff der Rebellen gab. Daher fuhren wir nicht wie normalerweise zum Vertriebenenlager Gassire, das sieben Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Als der Angriff mit starkem Beschuss begann, sind wir sofort in unseren Sicherheitsraum gegangen. Das ist ein Raum in der Mitte unseres Büros. Er soll der sicherste sein, weil er von vielen Wänden oder Sandsäcken umgeben ist und wenige Fenster hat. Wir blieben für zwei Stunden im Sicherheitsraum. Nachdem die Kämpfe aufgehört hatten, halfen Mitglieder des Teams - ein Arzt, ein Chirurg und zwei Krankenschwestern - dem Personal des Gesundheitsministeriums im Krankenhaus mit den Verwundeten. Unser Team hat insgesamt 27 Verletzte behandelt, hauptsächlich mit Schusswunden. Zwei von ihnen, darunter ein Zivilist, sind gestorben.
Was sind die Konsequenzen für die Bewohner und vertriebenen Menschen in und um Goz Beida?
Das Lager mit mehr als 40.000 intern vertriebenen Tschadern war glücklicherweise nicht direkt von den Kämpfen am Wochenende betroffen. Aber alle Nichtregierungsorganisationen mussten ihre Arbeit in den vergangenen Tagen unterbrechen. Hoffentlich können wir die Arbeit schnell wieder aufnehmen.
Wie ist die Situation im Moment?
Die Situation ist weiter angespannt, da die Rebellen im Busch unterwegs sind und niemand weiß, welche Pläne sie haben. Es gehen ständig Gerüchte um und es gibt unregelmäßige Kämpfe im ganzen Ost-Tschad. Die Menschen sind sehr verängstigt und geraten schnell in Panik.
Welche Pläne hat Ärzte ohne Grenzen für die kommenden Wochen - andere Organisationen haben all ihre Mitarbeiter aus dem Gebiet evakuiert?
Ärzte ohne Grenzen plant, bei der Bevölkerung zu bleiben, weil das der Grund ist, weshalb wir hier sind. Wir werden unsere Teams bis auf ein Minimum reduzieren, so dass wir weiter Verletzten helfen können. Die Bevölkerung im Tschad steht ständig unter Androhung neuer Gewalt; entweder in Folge einheimischer Spannungen oder durch Attacken der Rebellen. Wir versuchen der Bevölkerung mit Basisgesundheitsversorgung und Unterstützung für mangelernährte Kinder zu helfen, wo wir können.