

7 Dinge, die Sie über Hitze wissen müssen
Hitzewellen sind Perioden mit ungewöhnlich heißem Wetter, die mehrere Tage, manchmal auch Monate, andauern können. Aufgrund des Klimawandels werden sie heftiger, treten häufiger auf und zudem an Orten, an denen es sie vorher nicht gab. Sie können schwere soziale, ökologische und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Vor allem aber werden sie eine immer größere Gefahr für die menschliche Gesundheit.
Laut WHO stellt der Klimawandel die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit dar. Weltweit sterben ca. 500.000 Menschen jährlich allein an den Folgen von Hitze. Wir arbeiten in Ländern, in denen Hitzewellen meist jene treffen, die kaum über Ressourcen verfügen, um sich davor zu schützen. Doch auch in Europa erkranken Menschen an der zunehmenden Hitze - 2022 sind 60.000 an den Folgen gestorben.
1. Hitzewellen sind mehr als warm
Die WMO definiert eine Hitzewelle als Zeitraum, “in dem sich eine lokale, extreme Hitze über eine Reihe von ungewöhnlich heißen Tagen und Nächten ansammelt.” Bei einer Hitzewelle ist es also nicht einfach nur heiß.
- Besonders kritisch ist dabei die Mindesttemperatur, in den Nächten. Bleibt es auch nachts heiß, so kann sich der Körper nicht ausreichend erholen. Zudem werden anhaltend hohe Temperaturen am folgenden Tag schneller erreicht und halten länger an.
- Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine wichtige Rolle. Je feuchter die Luft, desto schwieriger kühlt der Körper ab, da der Schweiß schlechter verdunstet.
- Zusätzliche Luftverschmutzung oder Naturkatastrophen können die Auswirkungen und Gefahren durch Hitzewellen noch weiter verschärfen.
2. Globale Klimakrise: Heiße Zukunft, ungleiche Last
Die Erderwärmung ist ein zentrales Element des Klimawandels. In der Folge gibt es weltweit mehr warme Sommertage (über 25°C), mehr Hitzetage (über 30°C) und mehr Hitzewellen. In Europa beispielsweise hat sich die Anzahl an Sommertagen bereits verdoppelt. Wenn man früher etwa 20 bis 30 Sommertage im Mittel hatte, sind es jetzt 40 bis 60. Ähnlich verhält es sich mit Hitzetagen.
Die internationale Klimaforschung des IPCC hält darüber hinaus fest, dass Hitze besonders die wirtschaftlich und sozial marginalisierten Gruppen im globalen Süden trifft, insbesondere wenn sie in Slums und informellen Siedlungen leben. Denn städtische Ballungsräume heizen sich um bis zu 5°C bis 10°C mehr auf als ländliche Gebiete.
3. Wie Hitze unseren Körper aus dem Gleichgewicht bringt
Steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen belasten den Körper. Typische Auswirkungen sind
- Schlafstörungen bzw. Schlafentzug,
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit,
- beeinträchtigtes Denk- und Konzentrationsvermögen.
Durch Schwitzen und die Erweiterung von Gefäßen versucht der Körper sich zu kühlen, aber bei extremer Hitze reichen diese Mechanismen nicht mehr aus. Erste Symptome einer Überhitzung sind
- ein heißer roter Kopf,
- geschwollene Beine,
- Übelkeit,
- Kopfschmerzen,
- Erschöpfung,
- schnelle Atmung und
- abfallender Blutdruck.
4. Hitze kann tödlich sein
Ab einer bestimmten Temperatur ist der Körper nicht mehr in der Lage, die überschüssige Wärme abzugeben. Konkrete hitzebedingte Krankheiten sind:
- Hitzeausschlag
- Hitzekrämpfe
- Hitzekollaps
Ab einer Körpertemperatur von 40 Grad droht die Gefahr eines Hitzschlags. Bei dieser schwersten Form des Hitzeschadens fehlen dem Körper Wasser und Salze durch das Schwitzen. Es kommt zu Krämpfen. Ab 42 Grad Körpertemperatur werden lebenswichtige Enzyme und Proteine zerstört, das Gehirn und Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt, Organversagen kann die Folge sein, auch Koma und Tod.
5. Extreme Hitze bedeutet nicht für jede*n das Gleiche
Extreme Hitze trägt wesentlich zur Verschärfung bestehender Ungleichheiten bei und belastet besonders gefährdete Gruppen unverhältnismäßig stark.
- Bei älteren Menschen können altersbedingte körperliche Veränderungen und chronische Gesundheitszustände ihre Anfälligkeit für Hitzeschäden verstärken. Laut RKI führt dies während Hitzeperioden zu einer erhöhten Sterblichkeit bei älteren Menschen.
- Kinder haben eine geringere Körpergröße und eine höhere Stoffwechselrate. Zudem sind bei ihnen die körpereigenen Kühlsysteme noch nicht voll entwickelt. Außerdem erkennen sie die Gefahren durch Hitze meist nicht.
- Chronisch kranke Menschen (z.B. Diabetes, Asthma, Allergien, Stoffwechsel- und Herzerkrankungen) können durch ihre Erkrankung, aber auch durch Medikamente in ihrer Thermoregulation beeinträchtigt sein. Darüber hinaus begünstigt die Klimakrise genau solche Krankheiten wie Atemwegserkrankungen oder Allergien.
- Und auch Menschen, die im Freien arbeiten, sind bei hohen Temperaturen und körperlicher Anstrengung einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
- Außerdem sind Frauen mit besonderen Herausforderungen durch Hitze konfrontiert, da viele von ihnen nach wie vor überproportional Pflege- und Fürsorgearbeit übernehmen. Für schwangere und stillende Frauen besteht darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Früh-, Fehl- und Stillgeburten.
- Durch die hohe Bodenversiegelung mit Beton und Asphalt speichern Städte und urbane Räume besonders viel Wärme, was vor allem für Menschen ohne Zugang zu kühlen Orten ein großes Gesundheitsrisiko darstellt.
6. Hitzeschutz als Spiegel globaler Ungleichheit
Bei Hitze ist es wie mit der gesamten Klimakrise: Sie trifft jene am härtesten, die am wenigsten zu ihr beigetragen haben und nur wenige Mittel besitzen, ihr zu begegnen. Wir sehen das in unserer Arbeit Tag für Tag, wenn wir medizinische Versorgung anbieten, zu der die Menschen anderweitig keinen Zugang hätten. Sei es entlang der Geflüchtetenrouten in Südamerika oder Osteuropa, in Camps für Vertriebene wie im Tschad oder in Bangladesch – sich adäquat gegen Hitze und ihre Folgen schützen zu können, ist ein Privileg. Viele Menschen haben kaum Möglichkeiten, sich abzukühlen, weil ihnen kühle Orte, Strom für Kühlgeräte oder finanzielle Mittel fehlen, sich entsprechend auszustatten. Ihnen mangelt es zudem an medizinischer Versorgung, um auf mögliche Hitzeerkrankungen reagieren zu können.
Hitzewellen stellen auch für die Gesundheitssysteme vor Ort eine enorme Belastung dar, insbesondere dort, wo Ressourcen ohnehin knapp sind. Sie führen nicht nur zu Wasserknappheit, sondern können auch eine Unterbrechung der Strom- und Sauerstoffversorgung bewirken, mit teils fatalen Folgen für Patient*innen.

Trinkwasser spenden
Mit einer Spende von 25 Euro können wir beispielsweise 1.500 Menschen eine Woche lang mit sauberem Trinkwasser versorgen.
7. Sich vor Hitze und ihren Folgen schützen
In unseren Einsätzen arbeiten wir bei extremen Hitzewellen mit Notfallplänen, um die Gesundheit und Sicherheit unserer Patient*innen und Teams zu schützen.
Wir berücksichtigen die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Regionen, in denen wir tätig sind. Dadurch können wir praxisnahe Strategien entwickeln, die diesen Communities helfen, mit extremer Hitze umzugehen.
Dr. Aina Roca Barceló, Beraterin für Klimaanpassungen bei Ärzte ohne Grenzen
- Dazu gehören unter anderem Anweisungen, wie ausreichend Wasser zu trinken, um Dehydrierung vorzubeugen oder einen Vorrat an langlebigen und leicht zuzubereitenden Lebensmitteln anzulegen.
- Zudem halten wir Erste-Hilfe-Materialien wie Verbandszeug, antiseptische Tücher sowie Sonnen- und Insektenschutzmittel bereit.
- Wir halten Generatoren bereit, um auf Stromausfälle zu reagieren und behelfen uns mit Taschenlampen. Zudem nutzen wir tragbare Ventilatoren.
Generelle Tipps bei starker Hitze, die auch hierzulande jede*r umsetzen sollte, sind
- ausreichend zu trinken (Vermeiden Sie Alkohol und Zucker),
- kühle Orte aufzusuchen,
- leichte, luftdurchlässige Kleidung zu tragen sowie
- körperliche Anstrengung zu reduzieren.
Podcast: Im Schatten der Klimakrise - die Auswirkungen von Hitze auf unsere Gesundheit
Heiß, heißer, Hitzewelle: Wie lange hält unsere Gesundheit das aus? In der 48. Folge unseres Podcasts "Notaufnahme" sprechen wir über den Zusammenhang von Hitze und Gesundheit. Was machen heiße Temperaturen mit unserem Körper und wie kann man sich bei Hitzewellen schützen? Zudem gibt unser Geschäftsführer Christian Katzer Einblicke, wie wir mit Hitze in unseren Projekten umgehen.

Die Klimakrise ist eine humanitäre Krise
Die Klimakrise hat Folgen für die Gesundheit. Deshalb passen wir unsere Projekte an und setzen uns für Klimagerechtigkeit ein.