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Stabile Lieferverträge und Beschaffungsprozesse gibt es im Krieg nicht

Jorge Rojas

Im Frühjahr 2024 war ich zusammen mit meiner Frau in al-Dschabalyn, einer Stadt im sudanesischen Bundesstaat Weißer Nil. Während ich das Logistikteam leitete, war meine Frau für die Abteilung für psychische Gesundheit zuständig.

Strenge Sicherheitskontrollen erschwerten die Arbeit

Obwohl die Gegend um al-Dschabalyn nicht direkt vom bewaffneten Konflikt betroffen war, stand sie unter Kontrolle durch Sicherheitskräfte. Es gab Ausgangssperren und Kontrollpunkte, außerdem benötigte man Genehmigungen, um sich in der Region bewegen zu können. Auch die Kommunikation nach außen durfte nur unter strenger Kontrolle der Behörden stattfinden.

Als ich zum Projekt hinzukam, wurde es gerade von einem Notfall-Setup zu einem regulären Projekt umgewandelt. Die Arbeit, die das vorherige Team geleistet hatte, war bemerkenswert. Trotz der Einschränkungen bei Bewegung, Versorgung und Kommunikation konnte das Team das Krankenhaus in al-Kashafa in Betrieb nehmen. 

Das Projekt unterstützte Aktivitäten in zwei Gesundheitszentren in al-Agaya und Um Sangour sowie einem Krankenhaus in al-Kashafa. Alle drei Einrichtungen versorgten die Bevölkerung in den umliegenden Gemeinden sowie Binnenvetriebene und Geflüchtete aus den Camps. Aufgrund der Nähe zum Südsudan gab es in der Region viele Geflüchtetencamps für Menschen, die in den Südsudan fliehen oder dorthin zurückkehren. 

Stabile Lieferverträge und Beschaffungsprozesse gibt es in einer Kriegsregion nicht

Als ich die überfüllten Gesundheitseinrichtungen, die langen Warteschlangen an den Wasser- und Lebensmittelverteilungsstellen und die provisorischen Unterkünfte sah, wurde mir das Ausmaß der großen Not der Bevölkerung deutlich. Unsere Aktivitäten reichten von der Notfallversorgung über die psychische Gesundheit bis hin zu stationären Versorgung und der Überweisung an andere Gesundheitseinrichtungen für weitere medizinische Eingriffe. 

Meine Aufgabe bestand darin, die Logistik zu koordinieren, einschließlich der Beschaffung der medizinischen Hilfsgüter. In einem Land, in dem Krieg ist, gibt es große Hindernisse bei der Versorgung, da der Zugang zu den Märkten beeinträchtigt und der Import von Waren aus anderen Regionen stark eingeschränkt ist. Dies führt zu knappen Lagerbeständen in den Geschäften der Zulieferer*innen und zur Instabilität der lokalen Währung. Trotz dieser Herausforderungen arbeitete unser Versorgungsteam daran, benötigte Artikel aus der regionalen Hauptstadt Kosti oder aus Port Sudan zu besorgen, um die notwendige Versorgung sicherzustellen. 

Um von der Stadt al-Dschabalyn nach al-Kashafa und Um Sangour zu gelangen, mussten wir zunächst einen 1,2 km breiten Fluss und dann ein überschwemmtes Gebiet durchqueren. Die Boote wurden von der lokalen Bevölkerung betrieben, die sie mit langen Stöcken anstießen. Für den Transport von Gütern, Patient*innen und Mitarbeitenden hatten wir einen Vertrag mit den Bootsführer*innen, der es uns ermöglichte, die Fahrt täglich durchzuführen.

Die sudanesische Bevölkerung unterstützte uns, wo immer es möglich war. 

Die Menschen mit Geschäften versorgten uns mit Vorräten, gewährten uns Kredite und passten sich an unsere begrenzte Bargeldverfügbarkeit an. Hausbesitzer*innen öffneten uns ihre Türen und stellten neue Standorte für die benötigten Apotheken- und Logistiklager zur Verfügung. 

Meine Frau und ich haben durch unsere Arbeit für Ärzte ohne Grenzen eine Fülle von Erfahrungen sammeln können. In Zeiten großer Not werden sowohl unsere eigenen Grenzen als auch die der Organisation herausgefordert. Gerade in solchen Momenten sind Erfahrungen sowohl besonders bitter als auch besonders süß.

Hindernisse für humanitäre Hilfe im Sudan

Wir fordern die Kriegsparteien dazu auf, die Blockade der humanitären Maßnahmen zu beenden und dafür zu sorgen, dass das medizinische und humanitäre Personal sicher arbeiten kann.