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Südsudan

Südsudan: Hepatitis E erstmals mit großer Impfkampagne bekämpft

Juba, 25. Juli 2022 – Auf den jüngsten Hepatitis-E-Ausbruch im Südsudan hat Ärzte ohne Grenzen mit einer großangelegten Impfkampagne reagiert. Die Krankheit, die hauptsächlich durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser übertragen wird, verursacht jährlich weltweit rund 20 Millionen Infektionen und 44.000 Todesfälle. Die weltweit erste Impfkampagne dieser Größenordnung lässt Hoffnung im Kampf gegen Hepatitis E aufkommen.

„Der Kampf gegen Hepatitis E ist langwierig und frustrierend“, sagt Monica Rull, medizinische Direktorin von Ärzte ohne Grenzen. „In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat unsere Organisation regelmäßig auf Hepatitis-E-Ausbrüche in Vertriebenenlagern reagiert. Unter schwierigen Bedingungen versuchen unsere Teams jeweils, die Krankheit zu bekämpfen – und vor allem die verheerenden Auswirkungen auf besonders anfällige Bevölkerungsgruppen im Blick zu behalten. Aus der aktuellen Impfkampagne werden wir wertvolle Erkenntnisse ziehen. Es ist zu hoffen, dass diese neuen Einsichten uns helfen, Hepatitis E in Zukunft noch besser und effektiver zu bekämpfen.“

In Vertriebenenlagern und Flüchtlingsunterkünften leben unzählige Menschen auf engstem Raum und unter schlechten Bedingungen zusammen. Wenn darüber hinaus auch die Trinkwasserversorgung unzureichend und die sanitären Einrichtungen mangelhaft sind, steigt das Risiko von Krankheitsausbrüchen. Immer wieder kommt es in diesen Massenunterkünften auch zu Hepatitis-E-Ausbrüchen. Schwangere Frauen sind von der Krankheit besonders bedroht, ihre Sterblichkeitsrate liegt bei rund 25 Prozent. Außerdem steigert eine Hepatitis-EErkrankung das Risiko von Fehl- und Totgeburten. Eine gezielte Behandlung gegen die Krankheit gibt es bisher nicht.

Die Hepatitis-E-Impfkampagne wurde im März und April 2022 von Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit dem südsudanesischen Gesundheitsministerium im Binnenflüchtlingslager Bentiu im südsudanesischen Bundesstaat Unity durchgeführt. Rund 25.000 Menschen, darunter auch schwangere Frauen, wurden in zwei Impfdurchlaufen geimpft. Ein dritter und letzter Impfdurchlauf ist für Oktober 2022 geplant.

„Die ersten beiden Runden der Impfkampagne waren ein Erfolg und haben auch in der Bevölkerung ausgesprochen positive Reaktionen ausgelöst. Eine solche Kampagne gab es in der Form bisher noch nicht. Sie kann als Beispiel dienen und in anderen von Hepatitis E betroffenen Gebieten wiederholt werden“, sagt John Rumunu, Generaldirektor für präventive Gesundheitsdienste im südsudanesischen Gesundheitsministerium. „Ich hoffe, dass der Impfstoff dazu beiträgt, Infektionen und Todesfälle durch Hepatitis E in Bentiu – und darüber hinaus – zu verringern.“

Bentiu ist das größte Vertriebenenlager im Südsudan. Es wurde 2014 errichtet, auf dem Höhepunkt des Konflikts. Aktuell leben rund 112.000 Menschen in Bentiu. Viele von ihnen sind vor Gewalt und Überschwemmungen geflohen. Ärzte ohne Grenzen ist seit der Gründung des Lagers vor Ort und hat seit 2015 mehrere Ausbrüche von Hepatitis E beobachtet und betroffene Patient*innen behandelt.

Bei der Impfkampagne kam der einzige verfügbare Hepatitis-E-Impfstoff, Hecolin, zum Einsatz. Er hatte sich in klinischen Studien als hochwirksam erwiesen hat und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2015 für die Bekämpfung von Ausbrüchen empfohlen.

Ein Beitrag, in dem die Impfkampagne beschrieben wird, wurde in The Lancet - Infectious Diseases veröffentlicht.

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Portrait: Katharina Wiechers
Katharina Wiechers
- Pressestelle