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Mittelmeer: 213 Gerettete der Ocean Viking gehen im sizilianischen Messina an Land

Berlin, 24. November 2019. 213 aus Seenot gerettete Menschen gehen am Sonntag im sizilianischen Messina von Bord des Rettungsschiffes Ocean Viking. Fast ein Drittel der Menschen, die die Teams von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée in drei Rettungseinsätzen gerettet haben, sind Kinder und Jugendliche, die meisten von ihnen ohne erwachsene Bezugspersonen unterwegs. Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée fordern die europäischen Regierungen erneut auf, Such- und Rettungsaktionen nicht länger zu behindern. Stattdessen müssen sie umgehend koordinierte und nachhaltige Lösungen finden, um das anhaltende Sterben im zentralen Mittelmeer zu beenden.

Nach einem erneuten Ausbruch von Gewalt in Tripolis sollen allein in der vergangenen Woche mehr als 700 Menschen versucht haben, mit seeuntauglichen Booten aus Libyen zu fliehen.

„Wir sind erleichtert, dass die Geretteten an Bord der Ocean Viking heute an einem sicheren Ort an Land gehen können“, sagt Nicholas Romaniuk, Such- und Rettungskoordinator von SOS Méditerranée an Bord der Ocean Viking. „Das Leben von Menschen, die diese gefährliche Flucht wagen, ist wegen des sehr instabilen Wetters und fehlender Such- und Rettungsmechanismen akut in Gefahr. Die vergangenen Tage waren für Menschen auf der Flucht über das zentrale Mittelmeer besonders gefährlich. Wir brauchen dringend koordinierte Maßnahmen, um weitere Verluste an Menschenleben zu verhindern.“

Weil die Rettungseinsätze im Zuständigkeitsbereich der Libyschen Rettungskoordinationsstelle (JRCC) stattfanden, hatte diese zunächst Tripolis als Ausschiffungshafen für die Geretteten angegeben. Die Zuständigen an Bord der Ocean Viking lehnten dies ab, weil derzeit kein Hafen in Libyen ein sicherer Ort ist. Stattdessen fragten sie bei den maltesischen und italienischen Behörden einen sicheren Hafen an.

„Die humanitäre Katastrophe in Libyen und im Mittelmeerraum zeigt das Versagen der EU-Staaten, im Einklang mit humanitären Prinzipien und ihren Verpflichtungen gemäß des Völkerrechts zu handeln“, sagt Michael Fark, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Ocean Viking. „Allein in den vergangenen Tagen wurden mindestens 440 Menschen von der EU-finanzierten libyschen Küstenwache auf dem Meer abgefangen und gewaltsam nach Libyen zurückgebracht, wo sie Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind. Die EU selbst sagt, dass diese Zustände derzeit in Libyen vorherrschen. In der Zwischenzeit wurden die Leichen von Menschen, die nicht gerettet werden konnten, ans Ufer gespült. Noch während die Ocean Viking auf Anweisungen zum Ausschiffen wartete, hörten wir Berichte über ein weiteres tragisches Schiffsunglück vor Lampedusa. Dies sind die verheerenden Folgen der EU-Politik, die europäische Staats- und Regierungschefs nicht länger ignorieren dürfen.“

Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée fordern die EU-Regierungen nachdrücklich auf, den 151 Geretteten, die derzeit auf weiteren zivilen Rettungsschiffen ausharren, ebenfalls einen sicheren Hafen zuzuweisen. Sie müssen ferner umgehend proaktive und ausreichende Such- und Rettungskapazitäten schaffen und einen nachhaltigen und vorhersehbaren Mechanismus zur Ausschiffung Geretteter wirksam umsetzen.

Angesichts des bewaffneten Konflikts und der zunehmenden Unsicherheit in Libyen, von der die Zivilbevölkerung und vor allem Migranten und Flüchtlinge betroffen sind, sollten EU-Staats- und Regierungschefs auch ihre politische und materielle Unterstützung für das System der Zwangsrückführung nach Libyen einstellen. Menschen, die aus Libyen fliehen, dürfen nicht dorthin zurückgebracht werden.

Hintergrund:

  • Am 9.11.2019 verließ die Oean Viking den Hafen von Marseille (Frankreich) und fuhr bei schwierigen Wetterbedingungen nach Süden.
  • Am Mittwoch, den 19.11.2019, wurden 95 Menschen aus einem Schlauchboot in Seenot gerettet. Am darauffolgenden Tag, Donnerstag, den 20.11.2019, wurden 30 Menschen aus einem kleinen Glasfaserboot gerettet.
  • Am Freitag, den 21.11.2019, wurden 90 Menschen nach 24-stündiger Suche aus einem Schlauchboot gerettet.
  • Alle drei Notsignale wurden von der NGO Alarm Phone an die Seefahrtsbehörden und die Ocean Viking gemeldet.
  • Insgesamt 215 Menschen wurden von der Ocean Viking gerettet, darunter vier Schwangere und 54 unbegleitete Minderjährige.
  • Eine mit Zwillingen schwangere Frau und ein Mann mit einer Schusswunde aus Libyen wurden am Freitag, den 22.11.2019, nach Malta evakuiert.
  • Am Samstag, den 23.11.2019, erhielt die Ocean Viking Anweisungen zum Ausschiffen in Messina.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Lena Langbein
Lena Langbein
- Media Relations