Mosambik: Neue Welle der Gewalt erschwert Zugang zu Gesundheitsversorgung in Cabo Delgado
Pemba/Berlin, 17. Juli 2025. In der Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks eskaliert die Gewalt, wodurch der Zugang der Bevölkerung zu medizinischer Versorgung massiv eingeschränkt ist. Nach fast acht Jahren Konflikt ist die Lage in der Region katastrophal: Mehr als 400.000 Menschen wurden vertrieben. Durch die Kampfhandlungen mussten medizinische Aktivitäten eingeschränkt werden. Ärzte ohne Grenzen fordert Schutz für Zivilist*innen, Gesundheitspersonal und medizinische Einrichtungen sowie koordinierte humanitäre Hilfe in den Gebieten, in denen der Bedarf durch die Ankunft Vertriebener stark ansteigt. Allein im Jahr 2025 wurden 43.000 Menschen in der Region erneut vertrieben. Dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) zufolge waren im Mai über 134.000 Menschen von Gewalt betroffen – der stärkste Anstieg seit Juni 2022. Viele der Eskalationen ereigneten sich in den Bezirken Macomia, Mocímboa da Praia, Muidumbe und Meluco. Auch die Nachbarprovinz Niassa war betroffen.
Macomia, eine zentrale Stadt in Cabo Delgado, wurde bereits im Mai 2024 von einer nichtstaatlichen bewaffneten Gruppe angegriffen. Ärzte ohne Grenzen und andere humanitäre Organisationen mussten ihre Aktivitäten daraufhin aussetzen oder ganz einstellen. Im April 2025 konnte Ärzte ohne Grenzen die Arbeit schrittweise wieder aufnehmen. Doch mehr als ein Jahr nach dem Angriff ist in diesem Bezirk nur noch eine Gesundheitseinrichtung in Betrieb – vor dem Angriff waren es sieben.
Aufgrund der zunehmenden Vertreibung suchen nun viele Menschen Zuflucht in Macomia, was zur Überlastung des einzigen noch funktionierenden Gesundheitszentrums führt. Wir haben große Schwierigkeiten, Patient*innen zu überweisen. Wir müssen uns auf die schwersten Fälle konzentrieren – das bedeutet, dass viele andere Menschen keine adäquate Behandlung erhalten.
Emerson Finiose, ein Arzt im Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen in Macomia
Die Situation in Macomia zeigt die prekäre Lage des Gesundheitssystems in Cabo Delgado – ganz ähnlich sieht es auch in den Bezirken Mocímboa da Praia, Mueda und Palma aus, wo Ärzte ohne Grenzen ebenfalls medizinische Hilfe leistet. Seit Beginn des Konflikts wurden laut offiziellen Angaben mehr als die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen in der Provinz ganz oder teilweise zerstört. Zusätzlich erschwert wurde die medizinische Versorgung, als Zyklon Chido Ende 2024 den Süden von Cabo Delgado traf. Viele Gesundheitseinrichtungen sind für die Bevölkerung zudem kaum erreichbar, oftmals sind sie mangelhaft ausgestattet oder ganz außer Betrieb, weil Personal fehlt.
Wegen der unsicheren Lage musste Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2025 bereits fünf Mal den Einsatz von mobilen Teams aussetzen – jeweils für mindestens zwei Wochen, vor allem in Macomia und Mocímboa da Praia. Dadurch hatten tausende Menschen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, die Kontinuität von Behandlungen wurde gefährdet. Kürzungen bei der humanitären Hilfe verschärfen die Lage zusätzlich.
Der Konflikt in Cabo Delgado ist längst eine schwere humanitäre Krise. Er betrifft alle Lebensbereiche – insbesondere Gesundheit und Bildung – und raubt den Menschen ihre Würde. Wir brauchen sicheren Zugang zu den betroffenen Gemeinden und Unterstützung durch andere Akteure, damit wir den Menschen in dieser Krise beistehen können.
Emerson Finiose, ein Arzt im Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen in Macomia
Ärzte ohne Grenzen kümmert sich in Cabo Delgado um grundlegende Gesundheitsversorgung, Behandlungen von HIV- und Tuberkulose-Patient*innen, bietet sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste an sowie psychosoziale Unterstützung, Geburtshilfe und Pädiatrie. Weiterhin schult Ärzte ohne Grenzen Gesundheitsmitarbeiter*innen, spendet Medikamente sowie medizinisches Material und unterstützt bei der Wasser- und Sanitärversorgung. Zwischen Januar und Mai 2025 wurden monatlich durchschnittlich 18.000 medizinische Behandlungen (stationär und ambulant), 30 Überweisungen für spezialisierte Behandlung und 740 Geburten in den vier Einsatzgebieten begleitet. Die Einschränkungen – und oft auch die völlige Unmöglichkeit, medizinische Hilfe zu leisten – haben gravierende Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinden. Dies zeigt sich auch in den Zahlen: Im April führten Teams in Mocímboa da Praia noch 12.236 ambulante Behandlungen durch. Im Mai – als die Gewalt zunahm – sank diese Zahl drastisch auf 1.951.
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