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Südafrika

Welt-Aids-Konferenz: HIV-Medikamente der dritten Therapielinie oft unbezahlbar

Ärzte ohne Grenzen fordert niedrigere Medikamentenpreise für Menschen mit HIV, die Resistenzen gegen die herkömmlichen antiretroviralen Medikamente aufweisen. Besonders die Arzneimittel der lebensrettenden dritten Therapielinie sind so hoch, dass sie für viele Menschen mit HIV nicht bezahlbar sind. Das zeigt die 18. Ausgabe des Berichts "Untangling the Web of Antiretroviral Price Reduction", den Ärzte ohne Grenzen am Donnerstag auf der Welt-Aids-Konferenz in Durban veröffentlicht.    Menschen mit HIV, bei denen die erste und zweite Therapielinie antiretroviraler Medikamente nicht mehr wirken oder zu starke Nebenwirkungen haben, benötigen die neuesten Medikamente der dritten Behandlungslinie, um gesund zu bleiben. In den ärmsten Ländern kosten diese jedoch mehr als 1.800 US-Dollar pro Person und Jahr - das ist 18 Mal so viel wie Medikamente der ersten Therapielinie. In Ländern mit niedrigem, mittlerem oder höherem Einkommen ist die dritte Therapielinie sogar noch teurer. Das liegt daran, dass diese neuen Medikamente oft patentiert sind und das Monopol großer Pharmaunternehmen den Wettbewerb verhindert. Bezahlbare generische Versionen der Medikamente stehen nicht zur Verfügung.    Die Preise für HIV-Medikamente der ersten und zweiten Therapielinie sind dagegen weiter gesunken und liegen heute mit 100 US-Dollar pro Person und Jahr für die erste Therapielinie um ein Viertel niedriger als 2014. Für die zweite Therapielinie sind sie mit 286 US-Dollar pro Person und Jahr im Vergleich zu 2014 um elf Prozent gesunken.    Diese stetig sinkenden Preise sind auf einen funktionierenden Wettbewerb zwischen Generika-Herstellern vor allem in Indien zurückzuführen. Rund 97 Prozent der antiretroviralen Medikamente, die Ärzte ohne Grenzen in HIV-Projekten verwendet, werden in Indien hergestellt. Indien muss seine "Apotheke der Armen" verteidigen und dem Druck der USA und anderer Länder standhalten, die versuchen die Ausrichtung der indischen Patentpolitik am Schutz der öffentlichen Gesundheit anzugreifen. Auch Handelsabkommen - wie zwischen der EU und Indien derzeit geplant - könnten die Produktion bezahlbarerer Generika in Zukunft einschränken.    "Wir müssen in der Lage sein, die neueren HIV-Medikamente zu bezahlen", sagt Vivian Cox, medizinische Referentin des HIV-Projekts von Ärzte ohne Grenzen im südafrikanischen Eshowe. "Im Laufe der Zeit werden die Menschen diese Medikamente brauchen, sie werden sonst keine andere Option haben. Wir müssen jetzt laut auf dieses Problem aufmerksam machen. Wir müssen sichergehen, dass wir nicht wieder mit einer ähnlichen Krise konfrontiert werden, wie wir sie vor mehr als zehn Jahren hatten, als lebensrettende Medikamente für Millionen Menschen mit HIV einfach unbezahlbar waren."    Im Anhang finden Sie den Bericht "Untangling the Web of Antiretroviral Price Reduction" (auf englisch)

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Lena Langbein
Lena Langbein
- Pressestelle