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Sudan

Entsetzliche Bedingungen in Grenzlager Hamdayet für Geflüchtete aus Tigray

Sudan/Berlin, 19. Februar 2021 - Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen macht auf die unhygienischen Bedingungen und die unzureichende Versorgung äthiopischer Geflüchteter im Durchgangslager Hamdayet im Sudan aufmerksam. Seit dem Ausbruch der Gewalt im November 2020 sind mehr als 60.000 Menschen aus der Region Tigray in das Nachbarland geflohen. Viele von ihnen wurden mittlerweile aus der Grenzstadt Hamdayet in die Lager Um Rakuba und Al Tanideba in Gedaref im Landesinneren gebracht, doch die Teams von Ärzte ohne Grenzen schätzen, dass sich noch 10.000 bis 12.000 Geflüchtete in und um Hamdayet befinden. Viele leben in einem temporären Lager, doch auch dort gibt es keine richtigen Unterkünfte und oft nicht einmal genug Wasser, Nahrung und Sanitäreinrichtungen. Zuletzt gab es deshalb bereits Demonstrationen.
 
Eigentlich sollten die Menschen aus Tigray bereits 72 Stunden nach ihrer Ankunft im Sudan in die permanenten Lager in Gedaref verlegt werden. Tatsächlich sind aber einige seit Monaten in der Grenzregion. Viele schlafen unter freiem Himmel, Hilfsgüter wie Decken werden nur sporadisch verteilt. Eine Umfrage im Januar ergab, dass nur einer von zehn Menschen einen Kanister für Trinkwasser erhalten hat. Die Geflüchteten bekommen jeden Tag dasselbe Essen, eine kleine Portion Haferbrei und Linsen. „Manchmal ist das Essen weg, bevor alle ihre Portion bekommen haben”, berichtet Medhin, eine 60-jährige Bewohnerin des temporären Camps. Manche wagen sich sogar zurück über die Grenze nach Tigray, um nach Essbarem oder Feuerholz zu suchen.
 
„Die Geflüchteten werden nie innerhalb der vorgesehenen Frist von 72 Stunden umgesiedelt. Deshalb sollten sie vor Ort ausreichende Hilfe erhalten“, sagt Crystal van Leeuwen, medizinische Leiterin der Hilfe von Ärzte ohne Grenzen. „Diese Menschen mussten aus einem Konfliktgebiet fliehen. Viele waren direkt oder indirekt von Gewalt betroffen und wissen oft nicht, wo ihre Familie ist und ob sie überhaupt noch lebt. Diese Menschen suchen Sicherheit. Doch die aktuelle Situation in Hamdayet hat nur noch mehr Belastungen, Angst und Furcht für diese schutzbedürftigen Geflüchteten gebracht und hat schädliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit.“ Neueste Screenings von Ärzte ohne Grenzen haben beispielweise gezeigt, dass 14 Prozent der schwangeren und stillenden Frauen, die sich als Geflüchtete in Hamdayet aufhalten, mangelernährt sind – ein besorgniserregend hoher Anteil.

 

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Stefan Dold
- Pressestelle