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Blockade von Gaza: Ärzte ohne Grenzen verurteilt vorsätzliche humanitäre Katastrophe

Berlin, 15. Mai 2025. Ärzte ohne Grenzen lehnt den Vorschlag der USA und Israels zur Kontrolle der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen ab. Der Plan werfe schwerwiegende humanitäre, ethische, sicherheitspolitische und rechtliche Fragen auf. Humanitäre Hilfe würde hierdurch weiter eingeschränkt und den Zielen der Besatzung durch das israelische Militär unterworfen. 

Humanitäre Hilfe zu behindern, stellt einen direkten Verstoß gegen die Resolution 2720 des UN-Sicherheitsrats dar, die eine ungehinderte Lieferung humanitärer Hilfe an die Zivilbevölkerung fordert. Behauptungen, dass Hilfsgüter von der Hamas umgeleitet werden, sind nicht bestätigt und rechtfertigen solche Maßnahmen in keiner Weise. Als Besatzungsmacht muss Israel unparteiische humanitäre Hilfe für die bedürftige Bevölkerung ermöglichen.

Die Vereinten Nationen, die EU-Mitgliedstaaten und alle, die politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf Israel haben, müssen diesen dringend geltend machen, um die Instrumentalisierung von Hilfe zu stoppen. Die Einfuhr von humanitären Hilfsgütern, Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten muss dringend erlaubt werden und die Bevölkerung in Gaza erreichen.

Seit der Wiederaufnahme der Angriffe und der vollständigen Blockade der Hilfslieferungen durch Israel am 2. März ist Gaza für die Palästinenser*innen zur Hölle auf Erden geworden. Das Überleben der Menschen hängt von dem Willen der israelischen Behörden ab, die der gesamten Bevölkerung den Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischer Versorgung und Unterkünften verweigern. Die israelische Regierung zerstört bewusst die Lebensgrundlagen in Gaza, was ethnischen Säuberungen gleichkommt.  

Organisationen wie World Central Kitchen und das Welternährungsprogramm haben bereits bekannt gegeben, dass sie keine Lebensmittelvorräte mehr in Gaza haben. Die meisten Gemeinschaftsküchen und Bäckereien wurden geschlossen. Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt haben in den vergangenen zwei Wochen einen Anstieg der Zahl von Patient*innen mit Mangelernährung um 32 Prozent verzeichnet.

Auch die Vorräte an Treibstoff neigen sich dem Ende zu, was die Möglichkeiten zur Meerwasserentsalzung und Wasserverteilung einschränkt. Die noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen, deren Anzahl und Kapazitäten für die Bevölkerung ohnehin schon völlig unzureichend sind, werden weiterhin angegriffen und verzeichnen ebenfalls einen rapide schwindenden Vorrat an Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Gaza haben seit elf Wochen keine Lieferungen mehr erhalten und sind mit einem kritischen Mangel an essenziellen medizinischen Gütern wie sterilen Verbänden und Handschuhen konfrontiert.

Die Evakuierungsanordnungen der israelischen Streitkräfte und die ausgerufenen militärischen Sperrzonen umfassen mittlerweile 70 Prozent des Gazastreifens. Die Bevölkerung wurde gewaltsam von einem Ort zum anderen vertrieben, während kein einziger Teil Gazas von Angriffen verschont blieb. Die Lage ist so verzweifelt, dass die Teams von Ärzte ohne Grenzen Patient*innen behandeln und entlassen, nur um sie mit neuen Verletzungen wiederzusehen.

Die Instrumentalisierung von humanitärer Hilfe kann keine Antwort auf die humanitäre Krise sein, die durch die Blockade der israelischen Regierung selbst geschaffen wurde. Wenn die Behörden wollten, könnten sie die Blockade sofort aufheben und humanitäre Hilfe würde all jenen in Gaza erreichen, deren Überleben davon abhängt.