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Nigeria

Nigeria: Ernährungskrise im Norden wird durch Kürzung internationaler Hilfen weiter verschärft

Abuja/Berlin, 28. Juli 2025. Im Norden Nigerias verzeichnet Ärzte ohne Grenzen einen enormen Anstieg bei Fällen von Mangelernährung. Vor allem Kinder sind betroffen. Allein im Bundesstaat Katsina haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen bis Ende Juni 2025 fast 70.000 mangelernährte Kinder versorgt – ein Anstieg von etwa einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Fast 10.000 Kinder wurden bereits in kritischem Zustand eingeliefert, auch die Sterblichkeitsrate steigt. Verschärft wird die Krise durch die drastisch gekürzten internationalen Finanzhilfen.

Ärzte ohne Grenzen hat seine Unterstützung in mehreren nördlichen Bundesstaaten ausgeweitet, weil erwartet wird, dass aufgrund der mageren Jahreszeit bis Oktober noch weit mehr Kinder zur Behandlung eingeliefert werden. Im Bundesstaat Katsina wurden in Mashi und Turai deshalb zwei zusätzliche Ernährungszentren in Betrieb genommen. In Mashi verteilen Teams der Organisation gemeinsam mit den lokalen Behörden Nahrungsergänzungsmittel für 66.000 Kinder.

„Das Ausmaß der Krise übersteigt alle Prognosen”, sagt Ahmed Aldikhari, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Nigeria. Dabei wirkt sich die Kürzung von Hilfsgeldern, insbesondere seitens der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und weiterer europäischer Länder deutlich auf die Behandlung der mangelernährten Kinder aus.

Vergangene Woche hat das Welternährungsprogramm bekanntgegeben, es sei aufgrund „kritischer Finanzierungsengpässe“ gezwungen, seine Hilfen für 1,3 Millionen Menschen im Nordosten Nigerias auszusetzen.

„Der Bedarf steigt derweil immer weiter – beispielsweise im Bundesstaat Katsina, wo sich immer mehr Menschen keine Lebensmittel mehr leisten können“, so Aldikhari.

Damit die Mangelernährung für die Menschen nicht tödlich endet, muss sichergestellt werden, dass Familien an Lebensmittel kommen – sei es durch groß angelegte Verteilung von Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmitteln oder durch Bargeldauszahlungen, wo dies möglich ist.

Emmanuel Berbain, Ernährungsexperte von Ärzte ohne Grenzen

Außerdem braucht es mehr Kapazitäten zur Versorgung und Behandlung mangelernährter Kinder, sowohl durch mehr Betten in den Gesundheitseinrichtungen als auch durch eine verstärkte Bereitstellung gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung. Es sollten auch Betroffene, die älter als fünf Jahre sind und derzeit keine Hilfe erhalten, in die Präventionsprogramme einbezogen werden.

Anfang des Monats schlug der nigerianische Vizepräsident Kashim Shettima öffentlich Alarm und warnte, dass fast 40 Prozent der nigerianischen Kinder unter fünf Jahren aufgrund der mangelhaften Ernährung nicht ihr volles körperliches und kognitives Potenzial erreichen können. Er bezeichnete die Situation als nationalen Notstand, der dringende Maßnahmen erfordere.

Ärzte ohne Grenzen hat vergangenes Jahr mehr als 300.000 mangelernährte Kinder in sieben nördlichen Bundesstaaten Nigerias behandelt, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. In der ersten Jahreshälfte 2025 haben Teams der Organisation allein im Nordwesten fast 100.000 Kinder mit schwerer und mittelschwerer akuter Mangelernährung in ambulanten Behandlungszentren versorgt. 

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Unsere Pressereferentin Nadja Nolting

Nadja Nolting

- Media Relations