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Libyen

Ärzte ohne Grenzen entsetzt über Tötung von Jugendlichen an libyscher Küste

Khoms/Berlin, 31. Juli 2020. Ärzte ohne Grenzen ist empört über den gewaltsamen Angriff auf mehrere Jugendliche an der libyschen Küste am Dienstag, bei dem drei Menschen getötet und zwei weitere schwer verletzt wurden. Die Todesopfer im Alter zwischen 15 und 18 Jahren gehörten einer Gruppe von 73 Geflüchteten an, die auf einem Boot aus dem Bürgerkriegsland fliehen wollte. Zwei Überlebende mit Schusswunden wurden von einem Team von Ärzte ohne Grenzen ins Krankenhaus gebracht. 26 weitere traumatisierte Überlebende wurden in einem Internierungslager eingesperrt, wo sie ein Team von Ärzte ohne Grenzen besuchen konnte.

Die libysche Küstenwache hatte das Boot im Mittelmeer abgefangen und die Passagiere am vergangenen Dienstag zurück in die Hafenstadt Khoms gebracht. Als mehrere von ihnen aus Angst vor einer willkürlichen Inhaftierung in Internierungslagern zu fliehen versuchten, wurde unvermittelt auf sie geschossen. Die EU-Staaten unterstützen seit Jahren das illegale Zurückbringen von Geretteten ins Kriegsgebiet durch die libysche Küstenwache.

„Was am Dienstag passiert ist, ist schockierend und inakzeptabel. Hier wurden Unbewaffnete getötet und verletzt, weil sie aus purer Verzweiflung einer willkürlichen Internierung entfliehen wollten. Das ist eine unvorstellbare Tat“, sagt Sacha Petiot, Leiter der Libyen-Projekte von Ärzte ohne Grenzen. „Wie viele andere Geflüchtete und Migranten in Libyen wurden diese jungen Menschen in einen Kreislauf der Gewalt und Unterdrückung zurückgebracht, während sie eigentlich Menschlichkeit und Schutz bekommen müssten. Einmal mehr müssen wir betonen, dass Libyen nicht als sicheres Land gelten kann, in das Menschen gebracht werden können, die auf dem Mittelmeer abgefangen werden. Die erzwungenen Rückführungen nach Libyen müssen dringend beendet werden. Die Europäische Union sollte stattdessen ein effektives System der Seenotrettung im Mittelmeer etablieren und ein angemessenes Verfahren schaffen, um Geflüchtete und Migranten in sichere Häfen zu bringen, in denen sie an Land gehen können. Die Evakuierungsflüge und das Resettlement-Programm des UNHCR aus Libyen müssen dringend wiederaufgenommen werden.”

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Stefan Dold
- Pressestelle