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Covid-19: Bundesregierung muss Biontech zu raschem Technologietransfer drängen

Berlin/Genf, 31. Mai 2022. Mit Blick auf die Hauptversammlung von Biontech am Mittwoch fordert Ärzte ohne Grenzen die Bundesregierung zu einem stärkeren Einsatz für einen mRNA-Technologietransfer in Länder im globalen Süden auf.

Der deutsche Pharmakonzern wird auf der Veranstaltung voraussichtlich Milliardengewinne aus dem Verkauf des Covid-Impfstoffs bekannt geben. Der Impfstoff basiert auf der mRNA-Technologie und seine Erforschung und Entwicklung wurde mit Hunderten Millionen Euro öffentlichen Geldern unterstützt. Ärzte ohne Grenzen hat mehr als 100 Hersteller in Ländern mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen ausfindig gemacht, die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19, andere Krankheiten und künftige Pandemien herstellen könnten, wenn die Technologie und das Know-how geteilt würden.

Biontech erhielt für die Forschung und Entwicklung des Covid-Impfstoffs öffentliche Mittel in Höhe von fast 500 Millionen Euro, davon 375 Millionen Euro vom deutschen Forschungsministerium und ein Darlehen der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 100 Millionen Euro. Allein im Jahr 2021 hat das Unternehmen mit dem Covid-Impfstoff einen Umsatz von mehr als 18,8 Milliarden Euro erzielt.

„Angesichts der beträchtlichen öffentlichen Investitionen ist es die moralische Pflicht der deutschen Regierung, zu einer weltweiten Ausweitung der Impfstoffherstellung beizutragen“, sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. „Die Bundesregierung sollte ihren Beitrag leisten, dass Länder im globalen Süden eine eigenständige und unabhängige Impfstoffproduktion aufbauen können. Damit wäre die Welt auch besser auf zukünftige Pandemien vorbereitet.“

Kurzfristig könnte die regionale mRNA-Technologie relativ schnell angepasst werden, um auf neue Covid-Varianten und den damit einhergehenden Versorgungsbedarf mit Impfstoffen zu reagieren. Mittel- bis langfristig könnte die mRNA-Technologie außerdem eine vielversprechende Option für die Entwicklung von Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria darstellen. mRNA-Impfstoffe können auch eine wichtige Rolle bei der künftigen Pandemievorsorge spielen, zumal eine breitere geografische Verteilung der Impfstoffproduktionskapazitäten eine notwendige Komponente der globalen Pandemievorsorge ist.

„Die Covid-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass es weder gerecht noch effizient ist, sich auf eine kleine Anzahl von Impfstoffherstellern in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen zu verlassen, wenn es um einen weltweiten gesundheitlichen Ausnahmezustand geht“, sagt Lara Dovifat, Impfstoffexpertin bei Ärzte ohne Grenzen. 

Der kürzlich angekündigte Plan von Biontech, in den nächsten drei bis fünf Jahren auf dem afrikanischen Kontinent eine Impfstoffproduktion mit dem 'Biontainer'-Konzept aufzubauen, kann für Länder mit keiner bestehenden Produktionskapazität wie etwa Ruanda durchaus vielversprechend sein”, erklärt Dovifat. Um die Reaktionsfähigkeit auf Pandemien sowie auch für andere Infektionskrankheiten zu erhöhen, müsse jedoch sofort ein voller Technologietransfer mit einem der mehr als 100 bereitstehenden Produzenten im globalen Süden durchgeführt werden.

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Unser Pressereferent Holger Vieth
Holger Vieth
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