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Syrien: Unser Einsatz gegen Covid-19

Anfang Juli 2020 wurde im Nordwesten Syriens der erste Fall einer Coronavirus-Infektion bestätigt. Seither steigen die registrierten Covid-19-Fälle stark an. Auch in anderen Landesteilen steigen die Infektionszahlen. Insgesamt wurden nach Angaben der WHO bisher 4.038 Fälle registriert.

Hohe Infektionszahlen bei Gesundheitspersonal

„Wir sind besonders besorgt über die hohe Infektionsrate unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen“, sagt unser Notfall-Manager für Syrien, Will Turner.  Das belaste das durch den Krieg stark gebeutelte Gesundheitssystem in Syrien zusätzlich. „Selbst wenn nur ein paar Ärzt*innen in Syrien in Quarantäne müssen, hat dies enorme Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung“, ergänzt Cristian Reynders, unser Projektkoordinator in Nordwest-Syrien. Schon vor dem Ausbruch von Covid-19 fehlte medizinisches Personal in Syrien, denn viele Ärzt*innen sind vor dem Krieg geflohen.
„Als Reaktion auf die gestiegenen Infektionsraten bei den Gesundheitsmitarbeiter*innen haben die lokalen Behörden nun neue Vorschriften eingeführt, die es dem Gesundheitspersonal verbieten, in mehr als einem Gesundheitszentrum zu arbeiten“, sagt Turner. Gleichzeitig bieten die Kliniken wegen der Covid-19-Pandemie nur noch eingeschränkte oder keine Leistungen mehr an. 

In Nordwest-Syrien haben sich die Covid-19-Fälle verzehnfacht

In dem nicht von der syrischen Regierung kontrollierten Gebiet im Nordwesten Syriens hat sich die Zahl der registrierten Covid-19-Fälle innerhalb von nur einem Monat verzehnfacht. Bis zum 22. September wurden 640 Menschen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, zehnmal mehr als einen Monat zuvor. 30 Prozent der Infizierten sind Gesundheitsmitarbeiter*innen. Wegen der geringen Testkapazitäten könnte die tatsächliche Zahl der Infizierten aber deutlich höher liegen.

„In den Vertriebenenlagern werden immer mehr Covid-19-Fälle entdeckt, das ist besorgniserregend“, sagt Dr. Ammar, unser medizinischer Leiter in Nordwest-Syrien. „Wir versuchen den Bewohnern zu helfen, sich vor dem Virus zu schützen, aber wir können nichts daran ändern, dass sie unter solchen Bedingungen leben müssen.“ In der gesamten Region haben zwei Millionen Vertriebene und damit mehr als die Hälfte der Bevölkerung in überfüllten Camps Zuflucht vor dem Krieg gesucht. Dort gibt es kaum Wasser, Toiletten und Waschgelegenheiten. Abstandhalten, Händewaschen und Isolation sind praktisch unmöglich.

Verteilung von Hilfsgütern und Einrichtung von Covid-19-Zentren

Unsere Teams haben seit April in mehreren Vertriebenencamps in den Provinzen Idlib und Aleppo in Nordwest-Syrien 63.000 Kisten mit Hygieneartikeln wie Seife und Waschmittel an mehr als 26.000 Familien verteilt. Unsere Mitarbeiter*innen sind in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen tätig. In jedem Krankenhaus, das wir betreiben oder unterstützten, haben wir ein Triagesystem eingeführt, um mit Covid-19 infizierte Patient*innen gleich am Eingang zu erkennen und zu isolieren. Wir betreiben zudem ein Covid-19-Behandlungszentrum mit 30 Betten für schwer erkrankte Patient*innen und haben in der Stadt Salkin eine Isolationsstation eingerichtet, die bei Bedarf schnell die Arbeit aufnehmen kann.

1.221 bestätigte Covid-19-Fälle in Nordost-Syrien

Derzeit scheinen die Städte Hassakeh und Qamischli die Infektionsbrennpunkte zu sein. Auch die „Stadt Rakka, ein weiteres dicht besiedeltes Gebiet, das viele Vertriebene beherbergt und sich noch immer von den Kriegszerstörungen erholt hat, ist betroffen. Es gibt kaum Gesundheitsdienste für die 700.000 Vertriebene. Der Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen ist schlecht. Es gibt nur wenige Krankenhausbetten für die Isolation oder Intensivpflege. 

Zusammen mit dem Kurdischen Roten Halbmond unterstützt Ärzte ohne Grenzen das einzige Spezialkrankenhaus für Covid-19 in Nordost-Syrien am Rande der Stadt Hassakeh. Als Teil der humanitären Taskforce Covid-19 unter dem Vorsitz der lokalen Gesundheitsbehörden führten die Teams zudem Schulungen durch und halfen bei der Renovierung einer 48-Betten-Isolationsstation im Hassakeh National Hospital, dem größten Allgemeinkrankenhaus der Region.

In dem Lager Al-Hol betreiben unsere Teams ein stationäres Ernährungszentrum, ein Wundversorgungsprogramm und verbessern die Wasserversorgung. „Am 22. September hörten wir von drei bestätigten Fällen. … Das Camp ist auf einen Ausbruch von Covid-19 nicht gut vorbereitet“, weiß Notfall-Manager Will Turner.  Unsere Teams haben im Lager bereits 1.900 Menschen identifiziert, die durch Diabetes, Bluthochdruck, Asthma oder Herzerkrankungen besonders anfällig sind. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um diese Menschen mit Medikamenten, Seife und anderen lebenswichtigen Dingen zu versorgen.“ Hier mehr über unsere Hilfe in Syrien erfahren.

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Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie es uns, jederzeit auf humanitäre Krisen reagieren zu können, so wie auch jetzt angesichts der Coronavirus-Pandemie. Wir helfen nicht nur in Syrien, sondern passen auch überall dort, wo wir bereits vor dem Ausbruch von Covid-19 im Einsatz waren, unsere Hilfe entsprechend an und führen gleichzeitig unsere Nothilfe fort. Denn noch immer benötigen weltweit viele Menschen dringend medizinische Hilfe. Im Tschad impfen wir zum Beispiel Kinder gegen Masern, in Afghanistan oder dem Jemen helfen wir Frauen dabei, ihre Kinder gesund und sicher zur Welt zu bringen. Und wir versorgen in zahlreichen Ländern wie Bangladesch, Mexiko oder dem Südsudan Geflüchtete und Vertriebene.

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