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Covid-19 verstärkt Überlastung des Gesundheitssystems in Gaza

In Gaza sind die Covid-19-Infektionen in der zweiten Welle von weniger als Tausend Fällen pro Woche auf mehr als Tausend pro Tag angestiegen. Diese besorgniserregende Entwicklung von März zu April geht einher mit der Tatsache, dass unter den Betroffenen eine alarmierend hohe Zahl zur medizinischen Berufsgruppe gehört. Die Krankenhäuser haben Mühe mit der Situation fertig zu werden, die noch schwieriger ist als während der ersten Welle. Auf Gaza entfallen inzwischen mehr als 60 Prozent aller aktiven Covid-19-Fälle in den Palästinensischen Gebieten. Wir unterstützen den Kampf gegen die Pandemie vor Ort technisch und medizinisch. Zudem haben wir mit einer Aufklärungkampagne eine Million Menschen umfassend informiert. 

Das Gesundheitssystem in Gaza ist durch die Auswirkungen der Wirtschaftsblockade generell stark beeinträchtigt. Bis Ende April waren nur etwa fünf Prozent der Palästinenser*innen gegen das Coronavirus geimpft worden, viele Mitarbeitende des Gesundheitswesens haben noch nicht einmal die erste Dosis des Impfstoffs erhalten. Der Anstieg der Covid-19-Patient*innen in Gaza wurde durch die hochansteckende britische Variante B.1.1.7 verursacht, die sich in der Westbank und den dortigen Krankenhäuser massiv verbreitete. Obwohl der Anstieg der Zahl der Betroffenen in Gaza zu erwarten war, bleibt eine angemessene Reaktion darauf eine große Herausforderung, so lange der Ressourcenmangel und die Einschränkungen im Gesundheitssystem so stark sind. 

Unterstützung medizinischer Einrichtungen seit Pandemie-Beginn  

Wir unterstützen wichtige medizinische Einrichtungen in Gaza, darunter auch Intensivstationen, seit Beginn der Pandemie. "Die Umsetzung der Covid-19-Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle ist eine große Herausforderung, da das [aus anderen Klinikbereichen Anm.d.Red.] verlegte Personal in den Covid-19-Abteilungen mehr Unterstützung und Schulungen benötigt", sagt unsere medizinische Koordinatorin in Gaza, Rachelle Seguin. 

Wir haben daher technische Beratungen und praktische Schulungen zur Infektionsvorbeugung und -bekämpfung angeboten, darunter auch solche zur Sauerstofftherapie. Zudem haben wir u.a. wichtige Medikamente und medizinische Geräte wie Sauerstoffmasken gespendet. 

Fast eine Million Menschen mit wichtiger Aufklärung über Facebook erreicht 

"Die Gesundheitsbehörden haben nun die Covid-19-Bettenkapazität in neun Krankenhäusern für Erwachsene und in zwei Krankenhäusern für Kinder erhöht. Parallel dazu stocken wir unsere Unterstützung auf. Darüber hinaus ist die Impfrate unter den Mitarbeitenden des Gesundheitswesens in Gaza immer noch niedrig – weniger als die Hälfte haben den Impfstoff erhalten”, berichtet Rachelle Seguin und ergänzt: “Sowohl die Covid-19-Fehlinformationen, als auch das Zögern bei Impfungen sind eine Herausforderung bei der Reaktion auf diese Krise." 

Um Fehlinformationen zu bekämpfen, haben wir für Gaza eine Kampagne in Facebook aufgesetzt, mit der wir wichtige Covid-19-Gesundheitsbotschaften teilen. Dadurch haben wir im April fast eine Million Menschen erreicht. Wir können auf der Social Media Plattform direkt auf Kommentare und Nachrichten reagieren und individuell zu den Themen Impfen, Prävention und Anlaufstellen bei Symptomen ins Gespräch kommen. 

Unsere Gesundheitsdienste sind entscheidend, doch verändert 

Die Covid-19-Pandemie hat unmittelbare Folgen für unsere reguläre medizinische Versorgung in Gaza, da wir unsere Aktivitäten anpassen mussten. Nicht dringliche Leistungen mussten wir reduzieren, um die Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle in unseren eigenen Einrichtungen und einigen Krankenhäusern zu verstärken und stationäre Betten für Covid-19-Patient*innen freizumachen. Das hat leider auch dazu geführt, dass sich die Situation von Patient*innen, die wichtige Operationen benötigen, verschlimmert hat. Diese Veränderung ist schwierig, da Patient*innen unter den speziellen Gegebenheiten in Gaza sowieso schon grundlegende Problem haben, eine medizinische Versorgung zu erhalten oder die entsprecheden Einrichtungen zu erreichen. 

Seit fast 15 Jahren bieten wir chirurgische und postoperative Hilfe für Opfer von Verbrennungen und Verletzungen in Gaza an. Dazu gehören auch rekonstruktive und orthopädische Operationen, Verbandswechsel, Physiotherapie und psychosoziale Unterstützung. Viele Patient*innen haben kompllizierte und schwere Verwundungen, die wiederholte chirurgische Eingriffe, die Behandlung von Infektionen und eine intensive Nachsorge und Rehabilitation erfordern.