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Eine der am schnellsten wachsenden Krisen der Welt

Teile von Burkina Faso gehören zur afrikanischen Sahelzone. Insbesondere die Grenzregion zu Mali und Niger ist Schauplatz von Konflikten zwischen nichtstaatlichen Gruppierungen, die mit Gewalt agieren. Gleichzeitig verläuft durch die Sahelregion die Fluchtroute derjenigen Menschen, die sich aus südlichen Ländern des Kontinents auf den Weg in den Norden machen. Inzwischen werden die ohnehin prekären Lebensbedingungen in Burkina Faso, in dem 1,4 Millionen Menschen als Vertriebene leben, durch die Auswirkungen der Klimakrise verschärft: Das Land erlebt heftige Regenfälle, die von Wirbelstürmen begleitet werden. Der Kreislauf von fehlenden finanziellen Ressourcen, Gewalt und Flucht erweitert sich durch die Unwetter: Krankheiten wie Malaria, die den Menschen während der Regenzeit sowieso zu schaffen machen, haben ein noch leichteres Spiel. 

Was das Ausmaß an Vertreibung und den fehlenden Schutz für die Menschen angeht, beschreibt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) die Situation in Burkina Faso als eine der am schnellsten wachsenden Krise der Welt. Nun kommt es selbst in den trockensten Regionen Burkina Fasos inzwischen durch den starken Regen zu Schäden und Überschwemmungen. Das stehende Wasser ist ein Nährboden für Moskitos, die Malaria verbreiten. Insbesondere während der Regenzeit sind die Auswirkungen enorm: Alleine zwischen Januar und August 2021 haben wir in einigen wenigen Einsatzgebieten mehr als 128.000 an Malaria erkrankte Menschen behandelt. Der Höhepunkt der Infektionen fällt in der Regel in die Zeit von Juli bis August. "Malariafälle treten jetzt aber bis Oktober und sogar darüber hinaus auf, mancherorts geht die Epidemie erst im Februar oder März zurück", sagt unser Arzt, Dr. Ousmane Ouedraogo.  

11 Millionen Malariaerkrankungen und 4.000 Tote innerhalb eines Jahres 

Nach Angaben des Nationalen Malariakontrollprogramms wurden im Jahr 2020 in den Gesundheitseinrichtungen des Landes mehr als 11 Millionen Malariaerkrankungen registriert, fast 4.000 Menschen starben daran. Hinzu kommt gegen Ende des Jahres die Gefahr des Dengue-Fiebers, das durch Tigermücken übertragen wird und auch als "tropische Grippe" bekannt ist.  "Wenn die Regenzeit kommt, erleben die Menschen eine schwierige Zeit. Wir sind jedes Jahr auf die Malaria-Hochsaison vorbereitet", sagt unser medizinischer Koordinator, Dr. Michel Madika. 

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Mutter mit ihren Kindern wartet auf medinizische Beratung
Diallo Saïbata, 32, lebt mit ihren beiden Kindern seit fast zwei Jahren im Vertriebenencamp im Ort Barsalogho. Weil sie Malaria-Symptome in ihrer Familie vermutete, kam sie zur medizinischen Station, die wir in der Nähe des Camps betreiben.
© MSF/Seigneur Yves Wilikoesse

 

Beispiel Djibo: Hier gibt es mehr vertriebene Menschen als einheimische 

Die in der Sahelzone gelegene Stadt Djibo ist ein Beispiel für die Auswirkungen der verschiedenen Krisen auf die Menschen: Dort leben inzwischen mehr vertriebene als dort ursprünglich ansässige Menschen.   

Die Unsicherheit in der Umgebung und der demografische Druck auf die Stadt schränken die Möglichkeiten, medizinische Dienstleistungen wahrnehmen zu können zunehmend ein. Eine in den Dörfern des Bezirks Djibo erhobene Untersuchung zur Sterblichkeit aus diesem Jahr hat gezeigt, dass Malaria die häufigste Todesursache bei Vertriebenen wie Einheimischen ist. Wir bereiten uns daher darauf vor, unsere Arbeit dort auszuweiten.

Nur 21 Prozent der Menschen haben Zugang zu einer akzeptablen Wasserversorgung 

Weitere Probleme entstehen, weil viele kaum die Möglichkeit haben, sauberes Trinkwasser zu erhalten. Ouedraogo Assèta aus der Stadt Barsalogho erzählt, wie er sich behilft:

Wir können das Regenwasser, das von den Planen fällt, zum Reinigen und Trinken auffangen. Nach drei Regenfällen sind die Laken sauber. Das erspart mir den fünf Kilometer langen Fußmarsch, um Trinkwasser zu holen. 

Nach Angaben des globalen Netzwerks zu Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH-Cluster, 1) hatten in Burkina Faso im Juni 2021 nur 264.149 von 1.235.000 Menschen Zugang zu einer akzeptablen Wasserversorgung - das sind nur 21 Prozent. In einigen der Krisengebiete nutzen Vertriebene Wasserstellen, die durch offene Defäkation verseucht sind, oder Reste von Latrinen, die durch Unwetter weggespült wurden.  Die Daten des WASH-Clusters zeigen auch, dass nur 16 Prozent der Menschen in Burkina Faso angemessenen Zugang zu funktionalen und sicheren Latrinen haben.

Die Menschen wissen um die Gefahren, aber sie haben keine Wahl 

Diese weit verbreiteten Probleme führen zur Entstehung von Krankheiten, die durch verunreinigtes Wasser übertragene werden, z.B. zu Durchfall, Hepatitis E und Cholera. Außerdem gibt es Lungen- und Hautkrankheiten, die durch die Überbelegung und hohe Luftfeuchtigkeit in einigen Unterkünften verursacht werden. 

Laut Seko Ouedraogo, unserem Gesundheitsbeauftragten in Barsalogho, sind die Menschen zwar über die Risiken informiert, haben aber keine Alternative.

Wir klären die Menschen über Hygiene und die Risiken auf, die mit der Verwendung von schmutzigem Wasser für die Hausarbeit verbunden sind. Sie sind sich der Gefahren bewusst, haben aber keine andere Wahl.  

Unsere Teams sind derzeit in fünf Regionen Burkina Fasos im Einsatz und versorgen vertriebene Menschen und die Gemeinden, die sie aufnehmen, mit medizinischen Dienstleistungen. Sie bieten auch psychologische Unterstützung an .In einigen Gebieten versorgen Mitarbeiter*innen die Menschen auch mit kostenlosem sauberem Trinkasser, indem sie Bohrlöcher sanieren oder neue Brunnen bauen.  

1) Global Wash Cluster, Angaben zu Burkina Faso 

Unsere Hilfe in Burkina Faso

Seit 1995 ist Ärzte ohne Grenzen vor Ort. Erfahren Sie mehr über unsere Aktivitäten in Burkina Faso.