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Sudan

Sudan: Bericht von Ärzte ohne Grenzen dokumentiert Gräueltaten gegen Zivilbevölkerung in Nord-Darfur

Paris/Berlin, 3. Juli 2025. In Nord-Darfur im Sudan verüben die Kriegsparteien Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Das zeigt der heute veröffentlichte Bericht „Besieged, Attacked, Starved“ („Belagert, Angegriffen, Ausgehungert“) von Ärzte ohne Grenzen. Der Fokus liegt auf der Region um die Landeshauptstadt Al-Faschir und das nahegelegene Samsam-Camp. Ärzte ohne Grenzen fordert die Konfliktparteien auf, umgehend die anhaltenden Angriffe sowie ethnisch motivierte Gewalt zu beenden und dringend benötigte humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Besonders besorgt ist die Organisation über die Gefahr eines umfassenden Angriffs in der Stadt Al-Faschir, in der Hunderttausende Zivilist*innen leben.  

Die Menschen sind nicht nur zwischen den Fronten schwerer Kämpfe zwischen den Rapid Support Forces (RSF) und den Sudanese Armed Forces (SAF) samt ihren jeweiligen Verbündeten gefangen – sie werden auch oft gezielt von den Rapid Support Forces und deren Verbündeten angegriffen, insbesondere aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit

Michel Olivier Lacharité, Leiter der Nothilfeprogramme von Ärzte ohne Grenzen

Der Bericht dokumentiert systematische Muster von Gewalt, darunter Plünderungen, Massenmorde, sexualisierte Gewalt, Entführungen, Verweigerung des Zugangs zu Nahrungsmitteln sowie Angriffe auf Märkte, Gesundheitseinrichtungen und andere zivile Infrastrukturen. Er basiert auf Daten von Ärzte ohne Grenzen, direkten Beobachtungen sowie mehr als 80 Interviews, die zwischen Mai 2024 und Mai 2025 mit Patient*innen und Vertriebenen aus Al-Faschir und dem nahegelegenen Samsam-Camp geführt wurden.  

Auch die Folgen der großangelegten Offensive der RSF und Verbündeter auf das Samsam-Camp im April 2025 werden im Bericht dokumentiert. In weniger als drei Wochen mussten schätzungsweise 400.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen fliehen. Ein Großteil suchte Zuflucht in Al-Faschir, wo die Menschen kaum humanitäre Hilfe bekommen und weiterer Gewalt ausgesetzt sind. Zehntausende flohen weiter in das etwa 60 Kilometer entfernte Tawila, oder über die Grenze in den Tschad. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben Überlebende medizinisch versorgt. 

Wir sahen uns verpflichtet, die anhaltenden Muster der Gewalt zu dokumentieren, die seit mehr als einem Jahr unzählige Leben zerstören – weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit. Angesichts der ethnisch motivierten Gräueltaten an der Masalit-Bevölkerung in West-Darfur im Juni 2023 und der Massaker im Samsam-Camp in Nord-Darfur befürchten wir eine Wiederholung dieses Szenarios in Al-Faschir. Diese Welle der Gewalt muss gestoppt werden.

Mathilde Simon, humanitäre Beraterin bei Ärzte ohne Grenzen

Zahlreiche Zeug*innen berichten, dass RSF-Kämpfer von Plänen sprachen, Al-Faschir von seiner nicht-arabischen Bevölkerung „zu säubern“. 

Seit Mai 2024 haben die RSF und Verbündete Al-Faschir, das Samsam-Camp und umliegende Orte belagert. Die betroffenen Gemeinden sind seither von Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung weitestgehend abgeschnitten. Die Folgen sind dramatisch: Mangelernährung hat stark zugenommen, humanitäre Hilfe wurde massiv eingeschränkt. 

Wiederholte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen zwangen Ärzte ohne Grenzen im August 2024 zur Einstellung medizinischer Aktivitäten in Al-Faschir und im Februar 2025 im Samsam-Camp. Allein im Mai 2024 kam es durch alle Konfliktparteien zu sieben dokumentierten Angriffen auf von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Gesundheitseinrichtungen in Al-Faschir - durch Artilleriebeschuss, Luftangriffe oder Schusswaffen. 

Dringender Appell zur Einhaltung humanitären Völkerrechts 
 
Ärzte ohne Grenzen fordert alle Kriegsparteien eindringlich auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und ihre Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht einzuhalten. Die RSF und deren Verbündete müssen sofort alle ethnisch motivierten Übergriffe auf nicht-arabische Gemeinschaften beenden, die Belagerung von Al-Faschir beenden und sichere Fluchtwege für Zivilpersonen ermöglichen. Humanitären Organisationen muss uneingeschränkter Zugang zu Al-Faschir und der Umgebung der Stadt gewährt werden, um dringend benötigte Hilfe leisten zu können. Internationale Akteure, Institutionen und Mitgliedsstaaten der UN, sowie Staaten, die die Konfliktparteien unterstützen, müssen jetzt handeln und Druck ausüben, um weitere Gewalt gegen die Zivilbevölkerung zu verhindern und humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Bislang wurden die jüngsten einseitigen Ankündigungen eines möglichen lokalen Waffenstillstands nicht in konkrete Taten vor Ort umgesetzt, jetzt läuft die Zeit davon. 

 

 

Bericht: "Besieged, Attacked, Starved"

Dieser Bericht dokumentiert die systematische Gewalt gegen die Zivilbevölkerung durch Kriegsparteien in Nord-Darfur – mit einem Schwerpunkt auf die Region rund um die Landeshauptstadt Al-Faschir und das nahegelegene Samsam-Camp.

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Unsere Pressereferentin Maida Dedagić

Maida Dedagić

- Media Relations