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Ebola, Masern, Gewalt und Vertreibung bedrohen Hunderttausende

Kisangani/Berlin, 28. Juni 2019. Hunderttausende Menschen in der Provinz Ituri im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo sind durch eine beispiellose humanitäre Krise bedroht. Sie wurde durch mehrere Epidemien gleichzeitig und massive Gewalt sowie Massenvertreibung ausgelöst. Erhebungen in drei Orten durch Teams von Ärzte ohne Grenzen zeigen alarmierend viele Todesfälle. Trotz wiederholter Forderungen der Organisation nach mehr internationaler Hilfe hat die Mehrheit der Vertriebenen noch nicht einmal Zugang zu grundlegender Versorgung. 

„Es ist nicht die erste schwere Notlage in der Region“, sagt Moussa Ousman, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo. „Aber dieses Mal sind wir nicht nur mit gewaltsamen Massenvertreibungen konfrontiert, sondern auch mit einem sich schnell ausbreitenden Masernausbruch und einer Ebola-Epidemie, die sich nicht abschwächt – und das geschieht alles gleichzeitig. Es ist eine beispiellose Krise.“

Die Masernepidemie in der Demokratischen Republik Kongo hat landesweit zu mehr als 1.500 Toten geführt. Auch an Ebola sind mehr als 1.400 Menschen gestorben. Zusätzlich leidet die Bevölkerung unter der saisonal bedingten Ausbreitung der Malaria. In Ituri hat sich seit Dezember 2017 die Gewalt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen deutlich ausgeweitet. Zehntausende Kongolesen sind vor Auseinandersetzungen in den Gebieten Djugu, Mahagi und Irumu in Vertriebenenlager in und um die Provinzhauptstadt Bunia geflohen. Sie müssen mit minimaler Hilfe überleben. Ärzte ohne Grenzen hat seit Oktober 2018 die Sterblichkeitsraten in den drei Orten Drodro, Nizi und Angumu gemessen. Sie lagen jeweils weit über dem festgelegten Notfallgrenzwert.

„Unsere Erhebungen zeigen, dass Menschen vor allem an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria, Masern oder Durchfall sterben“, sagt Ousman. „Das ist sehr beunruhigend, zumal es wegen des Ebola-Ausbruchs bisher nicht möglich war, eine Masernimpfung durchzuführen. Und die Angst vor Ebola verbreitet sich weiter. Mit dem Gesundheitsministerium erwägen wir angesichts der Umstände innovative Strategien und Maßnahmen. Mehr Hilfe ist dringend nötig, um Todesfälle zu verhindern.“

Ärzte ohne Grenzen unterstützt die lokalen Gesundheitsbehörden bei der medizinischen Hilfe und der Versorgung mit grundlegenden Hilfsgütern in den Orten Drodro und Nizi sowie in Bunia: Dazu gehört die Bereitstellung von Trinkwasser, Duschen und Latrinen für die Vertriebenen. 

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Stefan Dold
- Pressestelle