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Covid-19: Ärzte ohne Grenzen fordert Transparenz bei steuerlicher Förderung von Impfstoffen

Mit Blick auf die milliardenschweren Steuersubventionen für die Impfstoffentwicklung fordert Ärzte ohne Grenzen volle Transparenz bei öffentlichen Investitionen und Vorabverträgen für Impfstoff-Kontingente. Regierungen müssen von den Pharmakonzernen dringend Auskunft über alle Lizenzvereinbarungen für Impfstoffe sowie über die Kosten und Daten klinischer Studien verlangen, so die internationale Hilfsorganisation.

Weltweit werden Lizenzvereinbarungen über Impfstoffe getroffen und vor der Öffentlichkeit geheim gehalten, obwohl diese Impfstoffe weltweit mit beispiellos hohen Summen aus der öffentlichen Hand finanziert werden. So flossen mehr als zwölf Milliarden US-Dollar in die Forschung und Entwicklung, in klinische Studien und in die Herstellung von sechs potenziellen Covid-19-Impfstoffen: in Pfizer/BioNTech (2,5 Mrd. US-Dollar), AstraZeneca /Oxford University (über 1,7 Mrd. US-Dollar), Johnson&Johnson/BiologicalE (1,5 Mrd. US-Dollar), GlaxoSmithKline/Sanofi Pasteur (2,1 Mrd. US-Dollar), Novavax /Serum Institute of India (fast 2 Mrd. US-Dollar) und Moderna/Lonza (2,48 Mrd. US-Dollar). 

„So lange wir nicht wissen, was diese Verträge und Vereinbarungen beinhalten, wird die Pharmaindustrie weiterhin die Macht haben, darüber zu entscheiden, wer Zugang zu den Impfstoffen bekommt und zu welchem Preis“, sagt Kate Elder, Impfstoff-Expertin von Ärzte ohne Grenzen. „Ohne entschlossene Forderungen von Regierungen in Richtung der Herstellerfirmen ist ein gerechter Zugang zu Covid-19-Impfstoffen ernsthaft in Gefahr. Die Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, was Bestandteil dieser Deals ist – eine Pandemie ist nicht der richtige Zeitpunkt für Intransparenz, dafür steht zu viel auf dem Spiel.“

Öffentliche Investitionen brauchen strikte Bedingungen, die sicherstellen, dass alle Lizenzvereinbarungen, Kosten und Daten im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen veröffentlicht werden. Ohne diese Informationen ist es unmöglich, bezahlbare Preise zu gewährleisten sowie kritisch die Sicherheit und Wirksamkeit zu überprüfen. 

Dass es auch anders geht zeigt die brasilianische Forschungseinrichtung Fundação Oswaldo Cruz (Fiocruz), die ihre Lizenzvereinbarung mit dem Pharmakonzern AstraZeneca online veröffentlichte. Obwohl die Vereinbarung mit Schwärzungen öffentlich wurde, ist das ein erster wichtiger Schritt, der andere Akteure ermutigen sollte, dem Beispiel zu folgen. Außerdem wurde erst durch die Veröffentlichung bekannt, dass AstraZeneca sich die Möglichkeit vertraglich vorbehalten hat, die Pandemie bereits im Juli 2021 für „beendet“ zu erklären, um ab diesem Zeitpunkt von Regierungen und anderen Käufern hohe Preise für einen Impfstoff verlangen zu können, der vollständig von der Öffentlichkeit finanziert wurde. 

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Unser Pressereferent Holger Vieth
Holger Vieth
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