Hilfe für Frauen in Konfliktgebieten
Mangel an medizinischer Hilfe in Afghanistan trifft Frauen und Kinder besonders hart
Jahrzehnte des Krieges haben die Infrastruktur und das Gesundheitssystem in Afghanistan stark geschwächt. Nach der Machtübernahme durch die Taliban im Jahr 2021 und dem Abzug vieler internationaler Helfer*innen und Gelder hat sich die Situation nochmals verschlechtert – die medizinische Versorgung steht vor dem Kollaps. Nach Angaben der WHO sterben in Afghanistan 90-mal mehr Mütter bei der Geburt als in Deutschland. Auch die Säuglingssterblichkeit ist eine der höchsten weltweit.
Insbesondere in ländlichen Regionen wie der östlichen Provinz Chost fehlt es im Gesundheitswesen an intakten Einrichtungen, Personal und Medikamenten. Für viele sind die Wege zu medizinischer Hilfe sehr weit. Bei einer Erhebung, die Ärzte ohne Grenzen 2022 durchführte, gaben 87,5 Prozent der Befragten an, dass die Menschen medizinische Hilfe nicht in Anspruch nehmen, weil sie die Fahrt ins Krankenhaus nicht bezahlen können.
Wenn Mädchen und Frauen medizinische Versorgung brauchen, müssen sie weitere Hindernisse überwinden. Das beginnt bei fehlendem Wissen über Frauengesundheit und setzt sich fort in kulturell verankerten Hürden: Frauen dürfen oft nur in Begleitung eines Mannes in die Klinik und ausschließlich von weiblichem Personal behandelt werden. Doch qualifizierte Hebammen, Pflegerinnen und Ärztinnen fehlen. Demzufolge beobachten wir die Ende 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 von der Regierung beschlossenen Verbote und Einschränkungen für die Arbeit und Ausbildung von Frauen mit Sorge. Ärzte ohne Grenzen ist bislang nicht direkt davon betroffen und setzt seine Arbeit in gemischten Teams fort.
- 1 Pro-Kopf-Einkommen in US-Dollar
- 34 Säuglingssterblichkeit je 1000 Geburten
- 55,7 Kindersterblichkeit je 1000 Geburten
- 638 Müttersterblichkeit je 100.000 Geburten
Sie unterstützen mit Ihrer Förderung unsere Geburtsklinik in Afghanistan
Wir haben in der Provinz Chost ein umfassendes Netzwerk aufgebaut, um Schwangere, Gebärende und Neugeborene medizinische Hilfe anzubieten. Wir betreiben in der Provinzhauptstadt eine große Geburtsklinik, die auf komplizierte Entbindungen spezialisiert ist. In acht weiteren staatlichen Gesundheitszentren der Region schulen und finanzieren wir Personal, damit Frauen bei unkomplizierten Geburten ihre Kinder wohnortnah entbinden können. Zudem setzen wir mobile Teams ein, die die Bevölkerung zu Frauengesundheit informieren. So konnten und können wir deutlich zur Senkung der Müttersterblichkeit in der Region beitragen. Von den rund 42.000 Geburten pro Jahr in Chost begleiten unsere Teams ungefähr die Hälfte und retten so das Leben vieler Mütter und Babys.
Frauen stärken
In der Provinz Chost ist Ärzte ohne Grenzen einer der größten Arbeitgeber für Frauen. Sie sind Ärzt*innen, Hebammen, Reinigungskräfte oder arbeiten in der Kinderbetreuung. Von den etwa 440 Mitarbeiter*innen in der Geburtsklinik ist rund die Hälfte weiblich. Damit unsere Mitarbeiter*innen Beruf und Familie verbinden können, haben wir einen Kindergarten im Krankenhaus integriert. Weibliches Personal ist lebenswichtig, da aufgrund traditioneller Werte und Normen, nur Frauen Schwangere und Mütter behandeln dürfen. Die Weiterbildung von medizinischem Personal wie Hebammen ist integraler Bestandteil unserer Arbeit. Nur so können wir dem Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen begegnen und die Sterblichkeit von Mutter und Kind senken. Wir erheben insbesondere für unser weibliches Personal und unsere Patientinnen unsere Stimme, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Lokal helfen
In den vergangenen Jahren haben wir den Anteil an internationalem Personal in Chost stetig reduzieren können und afghanische Kolleg*innen dabei begleitet, mehr Verantwortung zu tragen – auch in Leitungsfunktionen.
Zudem unterstützt Ärzte ohne Grenzen acht der zwölf lokalen staatlichen Gesundheitszentren in der Region. So können viele Frauen ihre Kinder in der Nähe ihres Wohnortes zur Welt bringen. Im Jahr 2022 haben wir im öffentlichen Provinzkrankenhaus in Chost die Bettenkapazitäten der Entbindungsstation erweitert sowie Platz für einen Operationssaal geschaffen. In den Gesundheitszentren haben wir im vergangenen Jahr ebenfalls Aus- und Umbauten abgeschlossen, sodass dort Schwangere rund um die Uhr medizinische Hilfe finden. 40 Mitarbeiter*innen in Schlüsselfunktionen in den acht Einrichtungen haben wir gezielt geschult und ihre Stellen finanziert.
Zwischen den Gesundheitszentren und unserer Klinik haben wir ein Überweisungssystem etabliert: Wir sorgen für die Rückerstattung der Fahrtkosten und stellen die Kommunikation zwischen den Gesundheitszentren und Ärzte ohne Grenzen sicher.
So geht es weiter: wir bleiben in Afghanistan
Die Menschen in Afghanistan, insbesondere die Frauen, brauchen medizinische Hilfe dringender denn je. Wir setzen unsere Unterstützung in Chost fort. Da die Inflation unsere Projekte weltweit betrifft, wird das kommende Jahr eines der Konsolidierung in Chost sein: Wir sind optimistisch, dass wir die Quantität und Qualität der Geburten in unserer Geburtsklinik halten können. Unsere Zusammenarbeit mit anderen Akteuren in der Region wollen wir verstärken. So werden wir vier weitere staatliche Gesundheitszentren sowie das Lehrkrankenhaus in Chost, das durch den Internationalen Roten Halbmond unterstützt wird, in unser Überweisungssystem integrieren. Zudem planen wir, unsere Gesundheitsinformation durch mobile Teams auszubauen. Wir rechnen aufgrund der Entwicklungen im Land mit einem steigenden Bedarf an psychologischer Unterstützung für Frauen und wollen uns dementsprechend aufstellen. Auch auf längere Sicht wird unsere lebensrettende Arbeit in Chost weiterhin nötig sein.
Ihre Ansprechpartner*innen
Helfen Sie mit einer projektgebundenen Förderung und verbessern Sie so die Situation für schwangere Frauen, Mütter und Neugeborene in der Provinz Chost.
Wenn Sie als Stiftung, Unternehmen oder mit einer Großspende unsere Arbeit in Afghanistan fördern möchten, melden Sie sich bitte telefonisch oder per E-Mail bei uns.
Als Stiftung fördern: Wir sind für Sie da!
Als Unternehmen spenden: Ich bin für Sie da!
Mit einer Großspende helfen: Wir sind für Sie da!
Hinweis: Aufgrund unserer Werte und Prinzipien nehmen wir aus einigen Branchen keine Spenden an. Dazu zählen unter anderem die Waffen- und Rüstungsindustrie, Rohstoffförderung (Erdgas, Erdöl, Gold, Diamanten), Tabakindustrie sowie pharmazeutische Forschung. Dies gilt auch für Stiftungen und Vereine, die den oben genannten Branchen nahestehen oder zuzuordnen sind.