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Welt-Tuberkulose Tag: Covid-19-Pandemie dreht Erfolge im Kampf gegen Tuberkulose zurück – Studie deutet auf tödliche Verbindung von Covid-19 und resistenter Tuberkulose hin

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fürchtet massive negative Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Prävention und Behandlung von Tuberkulose in ärmeren Ländern.  Ein neuer Bericht des „Stop TB Partnership“ zeigt, dass die Pandemie die jahrzehntelang hart erarbeiteten Erfolge in den neun am stärksten von Tuberkulose betroffenen Ländern um zwölf Jahre zurückgeworfen hat, auf den Stand von 2008. Tests und Therapien gegen Tuberkulose sind demnach 2020 im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um 23 Prozent zurückgegangen. Außerdem deutet eine maßgeblich von Ärzte ohne Grenzen durchgeführte Studie in Südafrika darauf hin, dass Patienten mit resistenter Tuberkulose ein dramatisch hohes Sterblichkeitsrisiko durch Covid-19 haben. Der Welt-Tuberkulose-Tag erinnert immer am 24. März an die Krankheit. An dem Tag hatte Robert Koch im Jahr 1882 die Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums öffentlich gemacht.

Dazu sagt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland:

„Es ist richtig, dass die globale Antwort auf Covid-19 große Aufmerksamkeit bekommt, aber gleichzeitig dürfen Krankheiten wie Tuberkulose deshalb nicht aus der Wahrnehmung verschwinden. Ganz im Gegenteil muss es jetzt darum gehen, noch stärker als je zuvor Gesundheitssysteme zu verbessern und in die Diagnose und Behandlung von Tuberkulose zu investieren. Gerade die Regierungen reicher Länder sind gefragt, dem dramatischen Rückgang bei Tests und Therapien durch Covid-19 entgegenzusteuern.

Die Tuberkulose muss dringend mehr Aufmerksamkeit in der medizinischen Forschung erhalten! Bis zum Aufkommen von Covid-19 war sie mit 1,4 Millionen Todesfällen jedes Jahr die weltweit tödlichste Infektionskrankheit. Menschen, die an den antibiotikaresistenten Formen der Tuberkulose leiden, müssen langwierige Therapien über sich ergehen lassen, die starke Nebenwirkungen haben und nur wenig effektiv sind. Auch der einzige Impfstoff gegen Tuberkulose ist 100 Jahre alt, wirkt nur ungenügend und zum Beispiel nicht bei Erwachsenen. Der Umstand, dass gegen Covid-19 innerhalb eines Jahres ein hochwirksamer Impfstoff dank massiver öffentlicher Gelder entwickelt werden konnte, zeigt, was möglich ist, wenn der politische Wille da ist. So braucht es auch bei allen anderen Krankheiten ein politisches Umdenken, damit dringende medizinische Bedürfnisse gerade von Menschen in ärmeren Ländern die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, um Leid und Tod zu verhindern.“

Die Pressemitteilung des „Stop TB Partnership“ finden Sie hier:
http://www.stoptb.org/news/stories/2021/ns21_011.html

Die Studie mit Daten von 261 Patienten mit resistenter Tuberkulose wurde in Khayelitsha durchgeführt, einem Township bei Kapstadt in Südafrika. Ärzte ohne Grenzen behandelt dort seit Jahrzehnten Patienten mit resistenten Formen von Tuberkulose und/oder HIV/Aids. Die Studie finden Sie hier:
https://theunion.org/sites/default/files/2021-03/IJTLD%20Letter%200010%20Mohr%20Holland%20FINAL.pdf
Und eine Zusammenfassung hier:
https://theunion.org/news/a-positive-covid-19-test-is-associated-with-high-mortality-in-rr-tb-hiv-patients

Updates aus den Tuberkulose-Projekten von Ärzte ohne Grenzen:

Somalia/Somaliland: Somalia und Somaliland gehören zu den Staaten in Afrika mit der hohen Inzidenzraten von Tuberkulose und insbesondere resistenten Formen der Krankheit. Ärzte ohne Grenzen hat in Somaliland, dessen Regierung sich für unabhängig erklärt hat, sowie im somalischen Bundesstaat Puntland die Behandlung von resistenter Tuberkulose durch die Einführung neuer Therapien verbessert.

Usbekistan: In Usbekistan war durch den strengen Lockdown eine Fortführung der ambulanten Behandlung von Patienten mit multiresistenter Tuberkulose nicht mehr möglich.

Ukraine: Der Dokumentarfilm „Unforgotten“ von Zdenek Chaloupka, der die Tuberkulosebehandlung von Patienten durch Ärzte ohne Grenzen nahe der Frontlinien im Osten der Ukraine zeigt, wurde von der Weltgesundheitsorganisation für das „WHO Health for All Film Festival“ ausgewählt. Der Dokumentarfilm kann hier angesehen werden: https://www.who.int/initiatives/the-health-for-all-film-festival/official-selection-and-awards-2021/

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an

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Stefan Dold
- Pressestelle