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Memento Preisverleihung 2024: Auszeichnungen für Arbeiten zu Loa loa-Infektionen in Afrika und der Entkriminalisierung von Suiziden in Ghana

Berlin, 13.11.2024. Professor Michael Ramharter vom Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin in Hamburg und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurde für seine langjährige Forschung zu Loiasis-Infektionen durch den Loa loa-Wurm mit dem diesjährigen Memento Forschungspreis ausgezeichnet. Die Autorin Rike Uhlenkamp und der Fotograf Rainer Kwiotek von Zeitenspiegel Reportagen erhielten den Memento Medienpreis. Mit ihrem geplanten Projekt wollen sie die Folgen der Entkriminalisierung von Suiziden in Ghana voranbringen. Forschungs- und Medienpreis sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert. Die feierliche Preisverleihung fand am Abend in der Hörsaalruine des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité (Virchowweg 16, 10117 Berlin) statt.

Hintergrund

Ärzte ohne Grenzen e.V., Brot für die Welt, die BUKO Pharma-Kampagne und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. haben gemeinsam den Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten ins Leben gerufen. Seit 2014 wird er einmal im Jahr für besonderes Engagement in der Bekämpfung von vernachlässigten Krankheiten verliehen. Das Bündnis zeichnet mit dem Preis nicht nur wissenschaftliche Forschungsaktivtäten aus, sondern auch journalistische Vorhaben, die kaum beachtete Gesundheitsbedürfnisse in umfangreichen Reportagen aufarbeiten. 

Der diesjährige Forschungspreis: Loiasis – eine mehr als vernachlässigte Tropenkrankheit 

Infektionen mit dem Loa loa-Wurm treten hauptsächlich in abgelegenen Wald- und Savannenregionen West- und Zentralafrikas auf. Obwohl die zumeist lebenslange bestehende Wurminfektion mehr als 20 Millionen Menschen betrifft und zu chronischen Kopf- und Körperschmerzen sowie Juckreiz führt, steht sie nicht auf der Liste der Vernachlässigten Tropenkrankheiten der Weltgesundheitsorganisation. „In den betroffenen Gebieten sind oftmals mehr als 70% der erwachsenen Bevölkerung mit dem Augenwurm infiziert. Wenn in Berlin oder Paris die Mehrzahl der Erwachsenen mit einem Augenwurm infiziert wäre, würde das zu einem sofortigen Aufschrei führen, um adäquate medizinische Versorgung zu entwickeln und ermöglichen“, sagt der diesjährige Forschungspreisträger. Die deutsch-gabunische Forschungsgruppe rund um Prof. Michael Ramharter untersucht den Loa loa-Augenwurm und seine lange Zeit verharmloste Krankheitslast seit mittlerweile zehn Jahren. Der erwachsene Wurm kann durch den Körper bis ins Auge der Betroffenen wandern. „Unser wichtigstes Medikament ist vor mehr als 70 Jahren entwickelt worden und kann zu mitunter lebensbedrohlichen Komplikationen führen“, so Ramharter. „Wir benötigen daher dringend neue, sichere und effektive Medikamente zur Therapie der Loiasis.“ Das Forschungsteam arbeitet an einem besseren Verständnis der Erkrankung sowie der Entwicklung neuer Medikamente und Diagnostika. Ihr Anliegen ist es, das Bewusstsein und das Wissen über die Loiasis als Krankheit der ländlichen Bevölkerung in Afrika südlich der Sahara zu stärken. 

Der diesjährige Medienpreis: Suizide in Ghana – der verbotene Tod

Mit dem „verbotenen Tod“ setzt sich das Rechercheprojekt der Medienpreistragenden Rike Uhlenkamp und Rainer Kwiotek auseinander. Ihr Fokus liegt dabei auf Ghana, wo Suizidversuche erst 2023 entkriminalisiert wurden. Für Menschen mit Suizidgedanken wurde aus dem einstigen Verbrechen eine gesundheitliche Notsituation. Es bleiben aber Probleme: die tiefe Stigmatisierung, ein Mangel an entsprechend qualifiziertem Gesundheitspersonal und unzureichende Kostenübernahme für Behandlungen und Prävention. Es bleibt dennoch die Hoffnung, dass nach der Gesetzesänderung in Ghana weitere afrikanische Länder nachziehen. „Psychische Erkrankungen gehören zu den größten und mitunter am wenigsten beachteten gesundheitlichen Problemen der Weltbevölkerung. Dass der Versuch, sich das Leben zu nehmen, in einigen Ländern eine Straftat darstellt, und die Menschen dort kaum Chance auf Hilfe haben, ist schockierend, ebenso die Tatsache, dass diese Gesetze an vielen Orten Überbleibsel aus der kolonialen Vergangenheit der Länder sind“, so die Autorin Uhlenkamp. Für ihre Recherche möchten sie und der Fotograf Kwiotek nach Ghana reisen, um herauszufinden, welchen Unterschied die Entkriminalisierung von Suizidversuchen macht und welche weiteren Maßnahmen und Angebote für Betroffene wichtig wären. „Obwohl Suizide in Subsahara-Afrika eine erhebliche Ursache von Todesfällen darstellen, besitzen sie immer noch eine geringe Priorität für die öffentliche Gesundheit“, betont Kwiotek die Relevanz des Themas.

Kontakt: Corinna Krämer und Svenja Jeschonnek (Memento Koordination)
[email protected]0521 – 96879481

Auf diesem SharePoint stehen am 14.11.2024 ab 10:30 Uhr (MEZ) Bilder der Veranstaltung zur Verwendung für Pressezwecke bereit. Copyright: tina:eichner