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Ärzte ohne Grenzen: Biontech blockiert Ausweitung der Impfstoffproduktion - Studie: 120 Firmen im globalen Süden könnten mRNA-Impfstoff herstellen

Berlin, 15.02.2022. Vor dem Besuch europäischer und afrikanischer Spitzenpolitiker*innen bei Biontech in Marburg am Mittwoch kritisiert Ärzte ohne Grenzen die Blockadepolitik der Firma gegen eine schnelle Ausweitung der Impfstoffproduktion.  

„Wir begrüßen, dass Biontech endlich Schritte zur Produktion von mRNA-Impfstoffen in afrikanischen Ländern unternimmt. Aber der Plan des Unternehmens dauert zu lange. So viel Zeit haben wir in der fortschreitenden Pandemie nicht”, sagt Lara Dovifat, Impfstoff-Expertin von Ärzte ohne Grenzen. „Wir haben in einer Studie 120 Pharmafirmen im globalen Süden identifiziert, die in der Lage sind, innerhalb von Monaten in die Produktion von mRNA-Impfstoffen einzusteigen, würde Biontech einem Technologietransfer zustimmen.”  

Die Studie von Ärzte ohne Grenzen führt 120 Hersteller in Afrika, Asien und Lateinamerika auf, die allesamt von europäischen Zulassungsbehörden, der US-amerikanischen „Food and Drug Administration” oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Herstellung steriler Injektionsmittel zertifiziert wurden. „Biontech und Moderna haben mit ihren Produktionsstätten in Marburg und in Spanien durch das Unternehmen Rovi selbst bewiesen, dass bestehende Kapazitäten umgewidmet werden können, um qualitativ hochwertige mRNA-Impfstoffe herzustellen”, so Dovifat. „Die Behauptung Biontechs und der Bundesregierung, bestehende Hersteller im globalen Süden seien nicht in der Lage, Covid19-Impfstoffe herzustellen, halten wir schlichtweg für falsch.” 

„Zudem ist es ist ein Skandal, dass Biontech versucht, über eine intransparente Stiftung in Malta die Bemühungen der WHO zu sabotieren, einen mRNA-Impfstoff in Südafrika zu entwickeln”, erklärt Dovifat. „Damit versucht die Firma, ein Projekt zu unterminieren, das auch mit deutschen Steuermitteln gefördert wird. Dieses Verhalten zeigt, dass es Biontech eben nicht um eine nachhaltige Impfstoffproduktion geht, sondern um die Ausschaltung unliebsamer Konkurrenz.” 

Vergangene Woche hatten die Tageszeitung „Die Welt” und das „British Journal of Medicine” enthüllt, wie die von Biontech finanzierte maltesische Siftung Kenup Lobbyismus gegen den „Technology Transfer Hub” der WHO in Südafrika betrieb. Die Stiftung schrieb an mehrere afrikanische Regierungen, das WHO-Projekt zur Entwicklung eines patentfreien Impfstoffs müsse „umgehend beendet werden”. Kenup unterstützt Biontech beim Aufbau der afrikanischen Produktionsstätten, für die das gemeinnützige WHO-Projekt eine potentielle Konkurrenz darstellt. 

Die Studie (auf Englisch) kann hier heruntergeladen werden

Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an.

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Stefan Dold
- Pressestelle