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50 Jahre Ärzte ohne Grenzen: Appell an Bundesregierung

Berlin, 14. Dezember 2021. Anlässlich des 50. Jahrestags der Gründung fordert Ärzte ohne Grenzen deutliche politische Kurskorrekturen von der neuen Bundesregierung. „Die Ampelkoalition hat die historische Chance, einen entscheidenden Beitrag für eine schnellere Eindämmung der Pandemie zu leisten”, sagte Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Wenn sie sich für temporäre Aufhebungen des Patentschutzes für Covid-19-Impfstoffe stark macht, könnten Milliarden Menschen auf eine Impfung gegen das Virus hoffen.” Auf europäischer Ebene müsse sie sich für eine humanere Migrationspolitik einsetzen. 

„Durch ein schnelleres weltweites Impftempo könnte auch die Häufigkeit von Mutationen wie der Omikron-Variante verringert werden”, so Katzer. Generell könne humanitäre Hilfe die Folgen politischen Versagens nicht auffangen. „Auch wenn wir stolz darauf sind, was wir in den vergangenen 50 Jahren geleistet haben, ist uns deshalb nicht nach Feiern zumute.” 

Mit Blick auf die dramatische Situation von Geflüchteten und Migrant*innen in Libyen, auf dem Mittelmeer und in den Grenzstaaten der Europäischen Union sagte Marie von Manteuffel, Expertin für humanitäre Fragen: „Es ist untragbar, dass Menschen an den Außengrenzen der EU erfrieren, dass sie misshandelt werden, im Mittelmeer ertrinken oder unter unmenschlichen Bedingungen in gefängnisähnlichen Lagern interniert werden. Noch nie haben unsere Teams in einem solchen Ausmaß humanitäre Hilfe in Europa geleistet wie heute. Das hätten sich die Gründer sicher nicht vorstellen können. Die neue Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene für ein Ende dieser unmenschlichen Politik einsetzen.” 

Katzer betonte, dass auch in Zukunft mit großen internationalen Flucht- und Migrationsbewegungen gerechnet werden müsse: „Menschen werden weiter auf der Flucht vor Gewalt, Kriegen und Armut ihre Heimat verlassen. Nicht nur, aber auch infolge von durch die Klimakrise verursachten Wetterextremen oder Verteilungskämpfen.” Zudem habe die Klimakrise auch gravierende Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme. „In vielen unserer Einsatzländer sehen wir das bereits”, sagt Katzer. „Sie führt zu Dürren und Überschwemmungen und in der Folge zu Ernährungsunsicherheit und Krankheiten.” Diese Entwicklungen seien eine enorme Herausforderung und könnten in keinem Fall von Akteuren der humanitären Hilfe abgemildert werden. „Hier braucht es ehrgeizige und solidarische Konzepte vonseiten der Politik.”

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Unsere Pressereferetin Christiane Winje
Christiane Winje
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