Direkt zum Inhalt

Unsere Hilfe in Syrien

Jetzt spenden

Spendenbetrag

Meine Spende wird dort eingesetzt, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird.

Die aktuelle Situation in Syrien  

Auch Monate nach den Erdbeben vom 6. Februar 2023, durch die das Gesundheitssystem in Nordwestsyrien an seine Grenzen geraten ist, ist die Lage kritisch. Viele Menschen leben nach wie vor in Zelten neben ihren zerstörten Häusern. 

Schon vor dem Erdbeben fehlten im syrischen Gesundheitssystem nach zwölf Jahren Krieg Personal und Material. Viele Gesundheitseinrichtungen wurden bombardiert und sind nicht mehr funktionsfähig. Es besteht ein Versorgungsengpass, da viele medizinische Mitarbeiter*innen getötet wurden oder geflohen sind. Steigende Preise für Grundgüter, der Mangel an Nahrung und Wasser, Gewalt und Vertreibung machen den Menschen zu schaffen. Mehr als 14 Millionen der 21,3 Millionen Einwohner*innen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 

Der Grenzübergang Bab al-Hawa ist umso wichtiger!   

Bisher gelangte über den Grenzübergang Bab al-Hawa humanitäre Hilfe in den Nordwesten Syriens. Anfang Juli 2023 ist die UN-Grenzresolution abgelaufen, die dies ermöglichte. Zwar haben wir eine etablierte Präsenz in Nordsyrien und können dort weiterhin helfen, aber andere Organisationen werden von dieser Hürde stärker betroffen sein.  

Das Erdbeben im Februar 2023 zeigte erneut wie wichtig es ist, dass humanitäre Hilfe die Menschen in Nordsyrien erreichen kann. Die Mitgliedsländer des UN-Sicherheitsrates müssen jetzt schnell eine Lösung finden.  

Wie wir in Syrien helfen

  • Im Nordosten des Landes leiten wir Impfkampagnen zu Routineimpfungen, zum Beispiel gegen Masern. 
  • Wir kümmern uns um die medizinische Grundversorgung von Vertriebenen. Wir verteilen bei Bedarf Hilfsgüter, zum Beispiel Hygiene-Kits, Matratzen und Decken. 
  • Wir versorgen mangelernährte Kinder. 
  • Wir versorgen Frauen während der Geburt und behandeln Kinder. 
  • Wir informieren die Bevölkerung, wie sie die Übertragung von Krankheiten verhindern kann. 
  • Wir arbeiten daran, den Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherzustellen, indem wir Wasserstellen chlorieren und präventiv Wasserkanister, Seife und Chlortabletten verteilen. 
  • Wir behandeln Brandopfer in unserer Klinik in Atmeh und führen Brandschutz-Aufklärungssitzungen in Geflüchtetencamps durch.

Ihre regelmäßige Spende sichert medizinische Nothilfe weltweit.

Jetzt spenden

Warum wir in Syrien helfen

Image
Nordwesten Syriens: Verteilung von Hilfsgüter für Vertriebene
Unsere Mitarbeiter*innen verteilen warme Kleidung, Planen, Matratzen und Decken an rund 14.500 Familien in Vertriebenenlagern im Nordwesten Syriens.
© Abdul Majeed Al Qareh/MSF

Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Mehr als 14 Millionen Menschen sind seitdem auf der Flucht, das entspricht etwa der Hälfte der syrischen Bevölkerung. Die Kämpfe zwischen Rebellengruppen und der syrischen Armee und ihren Verbündeten haben sie dazu gezwungen. Sie übernachten unter freiem Himmel, in Zelten oder in umfunktionierten Gebäuden wie ehemaligen Schulen. Doch in Sicherheit sind sie nicht: Schulen, Marktplätze und Vertriebenenlager, sogar Krankenhäuser, werden immer wieder zu Angriffszielen. Der Krieg in Syrien hat das einst relativ gut funktionierende syrische Gesundheitssystem zerstört.

 

Image
Hilfe in Syrien
Abdullah Mohammed Al Hassan und seine Familie im Camp Deir Hassan.
© Abdul Majeed Al Qareh

Hunderte von medizinischen Einrichtungen wurden bombardiert, eine große Zahl medizinischen Personals wurde getötet oder ist geflohen, und in vielen Teilen des Landes mangelt es an medizinischer Versorgung. Wir helfen den Menschen im Nordwesten, in der Region Idlib und im Nordosten des Landes. Zu den Gebieten, die von der syrischen Regierung kontrolliert werden, wurde uns der Zugang nicht gestattet. Insbesondere im Nordwesten Syriens ist der Bedarf an humanitärer Hilfe groß.

Obwohl die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen im Jahr 2021 stieg, gingen die Mittel für humanitäre Hilfe weiter zurück. Wir erhielten immer mehr Anfragen zur Unterstützung von Krankenhäusern und Gesundheitszentren, denen es häufig an wichtigen Medikamenten und medizinischem Material mangelte. Um kritische Versorgungslücken zu schließen, bauten wir unsere Arbeit im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sowie unsere Aktivitäten zur Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene aus.

Ärzte ohne Grenzen leistet seit 2009 Hilfe in Syrien.

Ihre regelmäßige Spende sichert medizinische Nothilfe weltweit.

Jetzt spenden

Im Multimedia-Bericht "10 Jahre Krieg - Ohne Ausweg?" erzählen Syrer*innen ihre Geschichten von der Belagerung Ghutas, der Bombardierung Aleppos, der Herrschaft des IS in al-Rakka und der millionenfachen Flucht nach Idlib.

Not in der Klinik für Brandverletzte Atmehs 

Im Jahr 2012, ein Jahr nach Ausbruch des Krieges in Syrien, eröffneten wir eine Klinik zur Verbrennungspflege in Atmeh, in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Dies ist derzeit die einzige Einrichtung, die Verbrennungspatient*innen im Nordwesten Syriens behandelt, einer Region in der mehr als 4,5 Millionen Menschen leben, die zu einem großen Teil vertrieben wurden. Kurz nach den Erdbeben im Februar 2023 wurde das Krankenhaus, in dem Brandopfer behandelt wurden, aufgrund fehlender Mittel geschlossen. Da Verbrennungen eine spezialisierte, kostspielige und langfristige medizinische Versorgung erfordern, ist medizinisches Fachpersonal kaum zu finden. 

Die meisten Menschen leben nach wie vor in Zelten oder provisorischen Unterkünften. Kinder sind die meiste Zeit zu Hause, da es kaum Möglichkeiten gibt eine Schule zu besuchen. Viele Kinder sind aufgrund von jahrelangem Trauma aufgewühlt, das zuletzt durch die Erdbeben im Februar 2023 ausgelöst wurde. Häusliche Unfälle sind die Hauptursache für Verbrennungen und die meisten dieser Unfälle passieren Kindern, entweder durch verschüttetes kochendes Wasser oder durch Explosionen von Heizsystemen. Deshalb klären wir in den Vertriebenencamps über Brandschutz auf. Aufklärung verhindert einige Unfälle, verbessert jedoch nicht die gefährlichen Lebensbedingungen.   

Wir haben Patient*innen mit größeren Verbrennungen bis zu 55 Prozent, und fast alle waren kleine Kinder. Verbrennungen sind für Kinder gefährlicher als für Erwachsene. Das Leben eines Kindes ist in Gefahr, wenn es weit über 40 Prozent verbrannt ist, während Erwachsene widerstandsfähiger sind“ - Abdel Malik Araour, Pflegeaktivitätsmanager, der seit der Eröffnung in der Klinik arbeitet. 

"Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Behörden das Problem verstehen und eine bessere Qualität des Brennstoffs kaufen", sagt der Arzt Moheeb. Die Finanzierung für den Nordwesten Syriens nahm nach einem vorübergehenden Anstieg im Zusammenhang mit dem Erdbeben ab. Solange dieser Trend anhält, besteht wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Brennstoffqualität und der Lebensbedingungen. 

Patient*innen mit Verbrennungen haben ein hohes Infektionsrisiko. Sie sind anfällig für hohes Fieber, schwere Atemprobleme und Anzeichen von Sepsis. Wenn dies geschieht, benötigen sie sehr intensive Betreuung und spezielle Pflege.  

Der Krieg hinterlässt seine Spuren auf der Seele der Menschen

Viele Frauen leiden unter Angstgefühlen und sind an Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen erkrankt.

Ich habe beispielsweise eine 25-jährige Mutter an eine psychologische Fachperson überwiesen. Sie hatte Anzeichen einer Depression. Sie war so von Traurigkeit überwältigt, dass sie nicht mehr in der Lage war, ihr Neugeborenes zu stillen",

- berichtet unsere Gesundheitsberaterin Soumaya*

Doch nicht nur die Psyche leidet. Für viele Frauen in Nordwestsyrien werden selbst Menstruation, eine Schwangerschaft oder Stillen zu einer großen Herausforderung. Während des Konflikts wurden Hunderte von medizinischen Einrichtungen beschädigt oder zerstört. Viele Mitarbeitende im Gesundheitswesen haben ihr Leben verloren oder sind geflohen. Wichtige Medikamente und medizinisches Material sind oft nicht erhältlich. Deshalb haben wir unsere Hilfe ausgeweitet. Doch die Hilfe, die wir leisten, deckt bei weitem nicht alle Bedürfnisse. Die Sicherheitslage und fehlender Zugang zu vielen Teilen Syrien erschweren humanitäre Hilfe drastisch.

*Name geändert

Medizinische Hilfe im Vertriebenencamp al-Hol

Im Al-Hol-Camp - dem größten geschlossenen Vertriebenencamp im Nordosten Syriens, in dem überwiegend Frauen und Kinder untergebracht sind, helfen wir mit medizinischer Grundversorgung. Rund 53.000 Menschen leben in dem Camp. Im Oktober 2021 eröffneten wir eine Klinik und konzentrierten uns auf die Behandlung nicht übertragbarer Krankheiten. Wir verteilen darüber hinaus Hilfsgüter und helfen bei der Verbesserung der Versorgungslage. Im Laufe des Jahres 2021 lieferten wir durchschnittlich mehr als 600.000 Liter Wasser pro Tag an das Camp und bemühten uns um einen kontinuierlichen Ausbau sanitärer Einrichtungen. 

Kriminalität und Ausbeutung gehören zur Tagesordnung. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind hohen Risiken ausgesetzt. Allein im Jahr 2021 sind 79 von ihnen ums Leben gekommen. Die häufigste Todesursache im Al-Hol-Camp ist Tod durch Verbrechen. Diese tragische Entwicklung setzt sich auch in diesem Jahr fort: Zwischen Januar und August 2022 kam es zu 34 Todesfällen durch Mord. 

Jetzt hören: Verzweiflung im Lager al-Hol

Die Sicherheitslage im Camp al-Hol ist schwierig. Vielen Bewohner*innen wird eine Beziehung zum "Islamischen Staat" nachgesagt. Christoph Hey berichtet in unserem Podcast von den Bedingungen im Camp und von der Herausforderung, zur Bevölkerung Vertrauen aufzubauen.

Letztes Update: 4. Januar 2024