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Unsere Hilfe in Pakistan

Unsere Hilfe nach den Überschwemmungen 

Im Sommer 2022 kam es während der Monsunregenfälle zu verherrenden Überschwemmungen, die mehr als 70 Prozent des Landes geflutet haben.  Am schlimmsten betroffen war die Provinz Sindh. Dort fiel fast fünfmal so viel Regen im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen drei Jahrzehnte. Die enormen Schäden, die durch die Katastrophe entstanden sind, haben langfristige Auswirkungen für die über 33 Millionen Betroffenen. 

Wie wir in Pakistan helfen

  • Im darauffolgenden Jahr haben wir mehr als 96.000 Menschen in unseren sechs mobilen Kliniken medizinisch betreut und verteilten 44.800 Erste-Hilfe- und Hygiene-Pakete, 82.480 Zelte, Decken und Küchenkits sowie 465 Millionen Liter Trinkwasser.  
  • Außerdem installierten unsere Sanitärteams Wasserfiltersysteme und reinigten über 800 kontaminierte Brunnen.  
  • Als die akute Nothilfephase zu Ende ging, starteten wir umfassende Aktivitäten, um die schwere akute Mangelernährung bei Kindern zu bekämpfen und den Anstieg der Malariafälle zu behandeln. 
  • In den Provinzen Belutschistan und Khyber Pakhtunkhwa bieten wir Geburtshilfe und gynäkologische Betreuung für Mütter sowie pädiatrische Betreuung an.  
  • In Karachi (Provinz Sindh) führen wir kostenlose Hepatitis-C-Screenings und -Behandlungen durch.  
  • In Gujranwala betreiben wir in Zusammenarbeit mit dem Tuberkulose-Kontrollprogramm der Provinz ein Projekt zur kostenlosen Behandlung von arzneimittelresistenter Tuberkulose.  

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Malaria und Mangelernährung

Durch die Flut bedingt gibt es einen drastischen Anstieg von schwerer akuter Unterernährung, insbesondere bei Kindern. Ernten und Viehbestände sind zerstört, zudem machte die Flut die Pflanzsaison unmöglich, sodass es auch 2023 keine Ernte gab. Somit fehlt die wichtigste Lebensgrundlage. In unseren mobilen Kliniken in Nord-Sindh und Ost-Belutschistan verzeichneten wir alarmierende Zahlen von akuter Mangelernährung. Seit Beginn unserer Aktivitäten in diesen Regionen haben wir in unseren mobilen medizinischen Kliniken insgesamt 28.313 Kinder auf Mangelernährung untersucht, von denen 54% (15.227) mangelernährt waren. Allein zwischen März und September 2023 behandelten wir 2.034 Kinder unter fünf Jahren sowie 299 schwangere und stillende Frauen. Da meist nur akut erkrankte Kinder unsere mobilen Kliniken aufsuchen, können wir keine Aussage darüber treffen, wie viele Fälle in der Umgebung unbehandelt bleiben. Mangelernährung ist in Pakistan chronisch.  

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Aufklärungsgespräche in der Provinz Sindh
Unsere Mitarbeiterin führt mithilfe einer Informationsbroschüre in der Provinz Sindh mit weiblichen Dorfbewohnerinnen Aufklärungsgespräche über Hygiene, Malaria, Schwangerschaft und Mangelernährung.
© Asim Hafeez

Sehr präsent sind die Krankheiten Malaria und Dengue Fieber, die beide durch Stechmücken übertragen werden. Die Zahl der Malariapatient*innen ist nach der Flut dramatisch angestiegen. "Stehendes Wasser zieht Moskitos an, die Malaria übertragen, und war somit ein wichtiger Faktor, der zum Anstieg der Fälle beitrug. Zu unserer Überraschung fanden wir jedoch auch in trockenen Gebieten viele Malariafälle", sagt Shaheen, eine Krankenschwester, die seit 16 Jahren für uns in Pakistan arbeitet. Zwischen September 2022 und September 2023 haben wir 12.108 Menschen mit Malaria behandelt.  

Ende November haben wir unsere Aktivitäten im Bereich Ernährung und Malaria an regionale Gesundheitsbehörden und lokale Nichtregierungsorganisationen übergeben. Wir haben dem Gesundheitsministerium Malariamedikamente und Schnelldiagnosetests gespendet, damit Malariapatienten in den Gesundheitseinrichtungen in Dadu diagnostiziert und behandelt werden können. 

Überschwemmungen als Klimafolge

Pakistan ist eines der Länder, das am wenigsten zur Klimakrise beigetragen hat, aber am meisten unter den Konsequenzen leidet. Durch die Erderwärmung schmelzen die Gletscher in Pakistan jährlich. In den Monaten vor dem Monsun war dies aufgrund einer Hitzewelle besonders stark ausgeprägt. Laut Weltbank betragen die Kosten, die durch die Schäden der Überschwemmungen in Pakistan entstanden sind, 30 Milliarden US-Dollar, wobei allein für den Wideraufbau mindestens 16 Milliarden US-Dollar benötigt werden.

Elisa de Siqueira, Expertin für Klimakrise und Gesundheit
Elisa de Siqueira, politische Referentin und Expertin für Klimafragen bei Ärzte ohne Grenzen

Industriestaaten müssen ihre historische Verantwortung für die Klimakrise tragen. In Genf verkündet die Bundesregierung Anfang Januar, 84 Millionen Euro zusätzliche Hilfe einplanen zu wollen. Deutschland hatte sich während der UN-Klimakonferenz in Ägypten (COP27) für einen Ausgleichsfonds für Klimaschäden und Finanzhilfen für ärmere Länder eingesetzt. Dieser Fonds muss nun so aufgebaut werden, dass er schnell und effizient die besonders von der Klimakrise betroffenen Staaten unterstützt, die ähnlich schwer unter den Folgen der Klimakrise zu leiden haben, wie Pakistan.

Zuletzt aktualisiert: 03.01.2024