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Nigeria

Nigeria: Humanitäre Krise im Nordwesten erfordert dringende Aufmerksamkeit

Abuja/Berlin, 12. März 2024. Im Nordwesten Nigerias registriert Ärzte ohne Grenzen ein katastrophales Ausmaß von Mangelernährung sowie Ausbrüche vermeidbarer Krankheiten. Dennoch wird die Region in keinem der bisherigen humanitären Hilfspläne berücksichtigt.

„Wir haben gegenüber den Vereinten Nationen und den Geberländern wiederholt unsere Sorge über die zunehmende humanitäre Krise im Nordwesten zum Ausdruck gebracht“, sagt Ahmed Bilal, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Die fehlende Anerkennung der Krise hat schwerwiegende Folgen für die gesundheitlichen und humanitären Bedürfnisse der Bevölkerung.“

In den vergangenen Jahren mussten im Nordwesten Nigerias mehr als 600.000 Menschen infolge der extremen Gewalt, der schlechten Wirtschaftslage sowie den Folgen des Klimawandels ihr Zuhause verlassen. Viele Menschen haben ihre Lebensgrundlage verloren, der Zugang zu medizinischer Versorgung und grundlegenden Dienstleistungen ist schwierig und gefährlich geworden.

2023 haben die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen im Nordwesten Nigerias 171.465 mangelernährte Kinder ambulant und 32.104 stationär behandelt – ein Anstieg um 14 Prozent gegenüber 2022. Die hohe Zahl der stationären Behandlungen geht mit einer alarmierenden Sterblichkeitsrate einher. In einer Einrichtung im Bundesstaat Zamfara erreichte sie 23,1 Prozent. Viele Kinder sterben innerhalb von 48 Stunden nach ihrer Ankunft. Sie kommen bereits in kritischem Zustand an – zu spät, um noch gerettet werden zu können. Familien von erkrankten Kindern sind gezwungen, die Risiken einer Reise zu einer Gesundheitseinrichtung gegen die Risiken abzuwägen, ohne medizinische Versorgung zu bleiben.

Vermeidbare Krankheiten wie Malaria, Cholera, Meningitis, Masern und Diphtherie brechen immer wieder aus. Im Jahr 2023 behandelten die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Nordwesten Nigerias 169.954 Fälle von Malaria, 4.462 Fälle von Cholera, 1.548 Fälle von Meningitis, 1.850 Fälle von Masern und 13.290 Fälle von Diphtherie.

Die derzeit verfügbaren Mittel und Hilfsleistungen reichen bei weitem nicht aus, um den humanitären Bedarf der Menschen zu decken. Obwohl es im Jahr 2023 Signale von Gebern und Hilfsorganisationen für eine Mobilisierung im Nordwesten Nigerias gab, ist die Finanzierung ausgeblieben. Die wenigen Hilfsorganisationen, die in der Region tätig sind, haben angesichts der globalen Kürzungen nicht die Kapazitäten, ihre Arbeit auszuweiten.

Während Ärzte ohne Grenzen nicht auf staatliche oder institutionelle Mittel angewiesen ist, hängt die Finanzierung der meisten Hilfsorganisationen im Nordwesten stark vom Humanitarian Response Plan der Vereinten Nationen ab“

-Simba Tirima, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Nigeria.  

Angesichts der dramatischen Aussicht für 2024 ruft Ärzte ohne Grenzen die humanitäre Gemeinschaft auf, dringend auf diese vernachlässigte humanitäre Krise zu reagieren. Um das Leid der Bevölkerung zu lindern, sieht Ärzte ohne Grenzen die Behandlung von Mangelernährung sowie die Impfung gegen vermeidbare Krankheiten als oberste Priorität.

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Portrait: Katharina Wiechers
Katharina Wiechers
- Pressestelle