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Frankreich

Frankreich: Ärzte ohne Grenzen eröffnet Notunterkunft für Menschen auf der Flucht in Calais

  • Reaktion auf Stürme, Überschwemmungen und Kälteeinbrüche 
  • Mehr als 1000 Menschen leben unter schwierigen Bedingungen in Camps 

 
Calais/Berlin, 7. Februar 2024. Als Reaktion auf die außergewöhnlich harten Lebensbedingungen für Migrant*innen und Geflüchtete in Calais hat Ärzte ohne Grenzen eine Notunterkunft eröffnet. Insgesamt leben aktuell mehr als 1.000 Menschen in den informellen Camps im Norden Frankreichs, darunter rund 100 Kinder und Jugendliche.  

Die Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen wurde in einem privaten Gebäude in Calais errichtet, hat eine Kapazität von 20 Plätzen und wird noch bis Ende März besonders schutzbedürftigen Menschen eine Unterkunft bieten. Dort sollen vor allem unbegleitete Minderjährige untergebracht werden, deren Anträge auf Unterbringung von den nationalen Kinderschutzbehörden abgelehnt worden sind. Vorrang haben auch Familien mit Kindern und Menschen, deren Gesundheitszustand sich in den improvisierten Unterkünften in den Camps in der Region Calais zu verschlechtern droht, sowie Überlebende von Schiffsunglücken. 

Seit November 2023 kam es im Norden Frankreichs immer wieder zu Stürmen, Überschwemmungen, Kälteeinbrüchen und Schneefällen, denen Migrant*innen und Geflüchtete oft schutzlos ausgeliefert sind. 

Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen auf diese Weise ihrem Schicksal überlassen werden", sagt Ali Besnaci, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Calais. Die Notunterkünfte, die bei außergewöhnlichen Wetterereignissen zur Verfügung stehen, sind für die Situation der Jugendlichen nicht geeignet", so Besnaci. ,Die Behörden müssen unverzüglich eine würdige und dauerhafte Antwort auf die Notlage der in Calais gestrandeten Menschen geben." 

Ärzte ohne Grenzen bietet Migrant*innen, Geflüchteten und Asylbewerber*innen in Nordfrankreich darüber hinaus weiterhin medizinische und psychosoziale Hilfe an.  

Von November bis Januar wurden etwa in mobilen Kliniken in Calais 338 Patient*innen behandelt. 184 von ihnen litten an Atemwegserkrankungen, 81 klagten über Schmerzen, die mit den Lebensbedingungen zusammenhingen, und 48 wurden wegen Verletzungen behandelt, die durch die schwierigen Fluchtbedingungen oder durch körperliche Traumata verursacht wurden. 

Neben den extremen Lebensbedingungen beeinträchtigen auch Schikanen der Polizei die physische und psychische Gesundheit dieser Menschen. Sie müssen immer damit rechnen, dass sie aus ihren provisorischen Lagern vertrieben, ihre Zelte zerstört und ihre wenigen persönlichen Gegenstände wie Decken, Kleidung und Telefone konfisziert werden. 

Auch in diesem Winter haben die von der Polizei und den Behörden durchgeführten Lagerauflösungen die gefährliche Überfahrt über den Ärmelkanal nach England nicht verhindert", sagt Michaël Neuman, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Frankreich. Stattdessen haben sie Hunderte von Menschen noch verletzlicher und ohne eine Lösung zurückgelassen." 

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Unser Pressereferent Holger Vieth
Holger Vieth
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