Die Zentralafrikanischen Republik wird seit 2013 von einer politischen Krise und immer wieder aufflammende Gewaltausbrüchen erschüttert - zuletzt seit September vergangenen Jahres. Die Sicherheitssituation ist weiterhin sehr schlecht. Im Februar fand nun die letzte Runde der Präsidentschaftswahlen statt - vom Ergebnis erhoffen sich die rund 450.000 Vertriebenen im Land und die ebenso vielen Geflüchteten in den Nachbarstaaten endlich Frieden. Lernen Sie einige Menschen und deren Geschichten vom Leben und Überleben im Vertriebenenlager in Bangui kennen.

Mehrer Generationen auf der Flucht: Marie Jeanne (53 Jahre, rechts) floh auf dem Höhepunkt der Gewalt mit ihren drei Enkeltöchtern in das Vertriebenenlager Benzvi. Um zu überleben handelt sie mit Lebensmitteln – an manchen Tagen reicht es dennoch nur für ein einzelnes Mahl aus essbaren Blättern, die eine ihrer Enkelinnen in der Stadt sammelt.

Die 35 Jahre alte Nina hat im Vertriebenenlager M’Poko einen kleinen Gemüsegarten angelegt. Viele dort sind auf diese Form der Selbstversorgung angewiesen, um sich mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen.

Die 65-Jährige Amina stammt aus Bouca. Eines Nachts umstellten bewaffnete Gruppen ihr Viertel und zwangen die muslimische Bevölkerung in ein Haus, dass sie anschließen anzündeten. Dank eines christlicher Nachbarn, der ihr Unterschlupf gewährte, konnte sie entkommen. Gemeinsam mit ihren vier Töchtern floh sie. Auf der Flucht trennten sich ihre Wege: während drei Töchter in den Tschad flohen, ging sie mit ihrer Tochter Miriam in das Vertriebenenlager an der Zentralen Moschee in Bangui. Nach ihrer Ankunft starb Miriam an einer Krankheit. Amina würde nun gerne zu ihren Töchtern in den Tschad - aber ohne Geld ist das nicht möglich. Sie ist nun auf die Solidarität der anderen Vertriebenen sowie der Verteilung von Lebensmitteln angewiesen, um zu überleben.

Viele Menschen mussten ihr Zuhause auf der Flucht vor Gewalt mit nur wenigen oder zum Teil ohne jegliche Habseligkeiten verlassen. Im Vertriebenenlager M’Poko können sie daher oft nur in provisorisch zusammengebauten Zelten oder im Freien schlafen.

Valentin arbeitet als Verwaltungsangestellter und lebt im Vertriebenenlager M’Poko. Nachdem bewaffnete Männer eines Nachts kamen, sein Haus anzündeten und einen seiner Söhne töteten, musste er mit seiner Familie aus seinem Viertel fliehen. Seinen Sohn begrub er auf einem eigenen Privatgrundstück, weil es zu gefährlich war, zum Friedhof zu gehen. Um die Ordnung im Land wiederherzustellen, sollten seiner Meinung nach die Milizen entwaffnet werden. Seine Hoffnung liegt auf den Wahlen im Februar. Dank seines Verdienstes kann Valentin mit seiner Familie ein besseres Leben führen als viele andere im Camp: Seine Kinder kann er in die Schule bzw. die Universität schicken.

Einblick in den Alltag im Vertriebenenlager Benzvi. Ärzte ohne Grenzen besucht das Lager zweimal pro Woche. An einem normalen Tag werden rund 150 Patienten behandelt. Die meisten leiden unter Krankheiten wie Malaria, Atemwegserkrankungen und Durchfall. Viele diese Krankheiten entstehen in Folge der schlechten Zustände im Lager.

Alima musste mit ihrer Familie aus ihrem Viertel in Bangui in die muslimische Enklave PK5 fliehen und fand dort Schutz an der zentralen Moschee. Sie und ihr Mann sind nun arbeitslos und deshalb auf die Hilfe anderer angewiesen: „Wir wurden hier geboren, genauso wie unsere Eltern und Großeltern ... und jetzt werden wir wie Fremde behandelt.“Einen kleiner Lichtblick gibt es im Alltag dennoch: Einer von Alimas Söhnen hat vor kurzem ein Fußballturnier gewonnen. Die Trophäe wird stolz in ihrem Zelt zur Schau gestellt.

Das Porträt von Alimas Vater Adam ist eines der wenigen Erinnerungsstücke aus der Zeit vor den Gewaltausbrüchen. Alimas Bruder starb bei dem Versuch weitere Papiere aus dem Haus im alten Viertel zu bergen.

Die 17 Jährige Mireil lässt ihr Baby durch eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen wiegen. In und um die Hauptstadt Bangui betreibt die Organisation mobile Kliniken in fünf Lagern.

Eine Mutter bekommt medizinischen Rat in dem von Ärzte ohne Grenzen betriebenen Krankenhaus im Vertriebenenlager M’Poko in Bangui. Neben dem Krankenhaus betreibt die Organisation dort auch noch eine Geburtsklinik.
Ärzte ohne Grenzen ist seit 1996 in der Zentralafrikanischen Republik aktiv. Momentan arbeiten mehr als 300 internationale und mehr als 2.000 zentralafrikanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Projekten vor Ort. In und um die Hauptstadt Bangui betreibt die Organisation mobile Kliniken in fünf Lagern. Zu den 15 weiteren Projekten im ganzen Land gehören unter anderem ein Krankenhaus und eine Geburtsklinik in Mpoko und das Angebot von medizinischer Versorgung in einer zentralen Moschee in der muslimischen Enklave PK5. Zudem unterstützen wir zentralafrikanische Geflüchtete in den Nachbarstaaten Tschad, Kamerun und Demokratische Republik Kongo.